Acht Neue im Winter: Woher kommt das Geld der Transferkönige aus dem Erzgebirge?

von Lukas Heimbach
3 min.
Sollen Aue den Klassenerhalt sichern: Mugosa, Wood und Alibaz @Maxppp

Als Tabellenletzter ging Erzgebirge Aue in die Winterpause. Nach dem Abstieg 2008 droht der erneute Absturz in die Drittklassigkeit. Der Gedanke daran allerdings passt den Verantwortlichen im Erzgebirgsstadion gar nicht und so holte man im Winter insgesamt acht Neue ins Lößnitztal. Aber wie kommt es, dass der klamme Verein auf einmal so zuschlagen kann?

Es gibt den FC Bayern München, und es gibt jetzt den FC Erzgebirge Aue“, verkündete Uwe Leonhardt 1992. Der heute 56-Jährige hatte gerade sein Amt als Präsident des sächsischen Arbeitervereins FC Wismut Aue übernommen und ihn sogleich umbenannt. 2003 gelang dem Klub aus dem Erzgebirge der Sprung aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga. „2011 spielt Aue international“, proklamierte Leonhardt drei Jahre nach dem Aufstieg.

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Seit seiner Amtsübernahme leitet Uwe Leonhardt gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Helge Leonhardt die Geschicke bei den ‚Veilchen‘. Das Brüderpaar ist unternehmerisch im Automobilgeschäft erfolgreich, pumpt Geld in den Verein, nimmt sich entsprechend aber auch heraus, zu bestimmen, wo es im Erzgebirge lang geht. Die Investitionen bewegen sich allerdings seit 1992 moderat im siebenstelligen Bereich und reichen bei weitem nicht an Wolfsburger oder Leipziger Sphären heran. In der Region ist man den Leonhardts dennoch dankbar, dass sie aus dem Zweitligisten aus dem 17.000-Seelen-Dorf das gemacht haben, was er heute ist.

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Verhör mit Neu-Trainer Stipic

2008 stieg Aue ab in Liga drei. Fortan schien das Interesse von Präsident Uwe Leonhardt nachzulassen. Auch weil Fans und das Umfeld zunehmend Kritik an seinem despotischen Führungsstil äußerten. 2009 trat er deshalb zurück. Ein Jahr später ging es für die ‚Lila-Weißen‘ wieder hoch in Liga zwei. Der Klub schien den Abschied seines Patrons gut zu verkraften – bis zum Beginn der aktuellen Saison.

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Das Team des mittlerweile geschassten Falko Götz verlor ein Spiel nach dem anderen und drohte schon die Chance auf den Klassenverbleib zu verspielen. Auch Präsident Lothar Lässig trat zurück. Das rief die Gebrüder Leonhardt wieder auf den Plan, für die der Klub noch immer eine Herzensangelegenheit ist. Bruder Helge übernahm als Präsident, ließ sich umfassende Freiheiten garantieren und fahndete gemeinsam mit Bruder Uwe akribisch nach einem neuen Coach. „Sie führten mich in den Keller ihres Schlosses und befragten mich vier Stunden lang“, verrät Trainer Tomislav Stipic über sein Casting im September gegenüber der ‚Zeit‘. Stipic bestand die Befragung. Nur eine Woche nach der Entlassung von Götz übernahm der Kroate das Amt als Coach im Erzgebirgsstadion.

Trotz klar erkennbarer neuer Spielidee unter Stipic blieb der Erfolg aber aus. Zur Winterpause stand Aue mit gerade einmal 14 Punkten auf dem letzten Platz. Deshalb fühlten sich die eineiigen Zwillinge Brüder dann doch dazu genötigt, den Geldhahn etwas weiter aufzudrehen. Und da man in Fußball-Deutschland bis dato selten etwas von den Leonhardts gehört hatte, kam schnell der Verdacht auf, auch im Erzgebirge habe sich klammheimlich ein Investor – vielleicht ein Scheich aus dem arabischen Raum, eher aber ein Oligarch aus Russland oder Usbekistan – eingeschlichen. Papperlappapp. Für die Brüder geht es primär um ihren Herzensverein, wenngleich ein gewisses Streben nach Macht und Größenwahn sicherlich mitschwingt.

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Acht Neuzugänge im Winter

So holte der Zweitligist im Winter gleich acht neue Spieler an Bord. Román Golobart (1. FC Köln), Sebastian Hertner (TSV 1860 München), Clemens Fandrich (RB Leipzig), Stefan Mugosa (1. FC Kaiserslautern) und Vladimir Rankovic (Hannover 96) kamen allesamt via Leihe nach Sachsen. Zudem verpflichtete man Benedikt Krug vom Bayernligisten TSV Schwabmünchen sowie Selcuk Alibaz vom Karlsruher SC und Bobby Wood von 1860 München. Insbesondere Mugosa, Alibaz und Wood, der sich jedoch einen Meniskuseinriss zuzog, nachdem er zuvor zweimal traf, fügten sich zum Rückrundenauftakt hervorragend ein.

Sieben Punkte holte die Stipic-Elf seitdem und konnte zwei Plätze nach oben springen. Einen Punkt beträgt der Rückstand auf den rettenden 15. Platz nur noch. Knüpfen die ‚Veilchen‘ an die jüngsten Leistungen an, dürften die Leonhardts, die Transferkönige aus dem Erzgebirge, auch im nächsten Jahr weiter im Profifußball mitmischen.

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