WM-Spezial – die Teams im FT-Check: Südkorea

von Alexander Moritz
7 min.
Ja-Cheol Koo und Heung-Min Son sollen Südkoreas Offensive ankurbeln @Maxppp

Südkorea ist so etwas wie der asiatische Dauerbrenner bei Fußball-Weltmeisterschaften. Seit 1986 konnte man sich durchgängig für die WM qualifizieren – bisher allerdings mit mäßigem Erfolg. Denn bei acht Teilnahmen konnten die Taeguk Warriors nur zweimal die Vorrunde überstehen. Dennoch rechnet man sich beim ehemaligen WM-Gastgeber auch in Brasilien etwas aus.

Beim allerersten WM-Auftritt 1954 in der Schweiz hatte die südkoreanische Auswahl nicht viel zu lachen: 0:9 gegen Ungarn, 0:7 gegen die Türkei, danach war das Turnier für den Neuling bereits wieder beendet. Danach musste man 32 Jahre auf die nächste Teilnahme warten. Von 1986 bis 1998 sowie 2006 war ebenfalls stets in der Vorrunde Schluss. Vor vier Jahren in Südafrika erreichte man immerhin das Achtelfinale, scheiterte dort aber an Uruguay (1:2).

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Platz vier ist das beste Ergebnis aller Zeiten

Den mit Abstand größten Erfolg der Geschichte feierte man aber bei der WM 2002, die man gemeinsam mit Japan ausrichtete und die erstmalig auf dem asiatischen Kontinent stattfand. Getragen von einer Euphoriewelle schnappte sich Südkorea um seine Stars Jung-Hwan Ahn und Ki-Hyeon Seol vor den USA, Portugal und Polen Platz eins in der Gruppe. Doch damit nicht genug: Im Achtelfinale kegelte man Italien raus (2:1 nach Verlängerung), im Viertelfinale hatten die Spanier das Nachsehen (5:3 nach Elfmeterschießen). Endstation war erst im Halbfinale, in dem Michael Ballack mit seinem goldenen Tor für Deutschland die Endspielträume von 50 Millionen Südkoreanern jäh zerplatzen ließ. Nach einer weiteren Pleite gegen die Türkei (2:3) landete man letztlich auf Platz vier.

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Im Vorfeld der diesjährigen Weltmeisterschaft musste Südkorea bis zum Schluss um die direkte Qualifikation zittern. Zwar gab man sich in der dritten Runde keine Blöße und ließ den Libanon, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate souverän hinter sich, in Qualifikationsrunde vier verlor man allerdings beide Partien gegen den Iran, darunter das entscheidende letzte Spiel, und konnte nur aufgrund des marginal besseren Torverhältnisses im Vergleich zu Usbekistan das Ticket für Brasilien lösen.

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Ein Rekordnationalspieler auf der Trainerbank

Für Nationaltrainer Myung-Bo Hong ist es die erste WM als Chefcoach Südkoreas. Als Spieler hatte er bereits von 1990 bis 2002 bei vier Weltmeisterschaften auf dem Rasen gestanden und die ‚Taeguk Warriors‘ bei der Heim-WM sogar als Kapitän aufs Feld geführt. Bis heute ist er mit 135 Länderspielen Rekordnationalspieler seines Landes und gilt als einer der besten Fußballer, die Südkorea je hervorgebracht hat. Sein Empfehlungsschreiben für den Posten des Nationaltrainers gab Hong bei den Olympischen Spielen 2012 ab, bei denen er die südkoreanische U23-Auswahl zu Bronze führte.

In Hongs Kader finden auch fünf Bundesliga-Legionäre Berücksichtigung: Neben den Stammkräften Ja-Cheol Koo von Mainz 05 und Heung-Min Son von Bayer 04 Leverkusen zählen auch die beiden Augsburger Jeong-Ho Hong und Dong-Won Ji sowie der zweite Mainzer Joo-Ho Park, der Ende Mai für den verletzten Jin-Soo Kim nachrückte, zum Kader. Zudem setzt der ehemalige Nachwuchscoach Hong auch in der A-Nationalmannschaft auf die Jugend. Mit dem 32-jährigen Tae-Hwi Kwak ist lediglich ein einziger Akteur aus dem aktuellen Kader älter als 30. Für Hong ist das kein Nachteil: „Das ist ein junges Team, aber unseren Spielern mangelt es nicht an Erfahrung, weil sie in starken Ligen spielen. Ich weiß nicht, wie viel die anderen Teams über uns wissen, aber sie werden feststellen, dass wir eine schnelle Truppe sind.

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Das südkoreanische 4-2-3-1-System ist vor allen Dingen auf Ballbesitz ausgelegt. Der Spielstil ist sehr laufintensiv und damit physisch aufwendig. Er besteht zu großen Teilen aus häufigen Positionswechseln, permanentem Attackieren sowie überfallartigen Kontern. Fraglich ist allerdings, inwieweit die Spieler bei den hohen Temperaturen in Brasilien ihrem Stil treu bleiben können. Das Mittelfeld ist mit technisch beschlagenen Spielern, die in Deutschland und England ihr Geld verdienen, gespickt und genügt damit höheren Ansprüchen. Dagegen fehlen Trainer Hong auf anderen Positionen die Alternativen.

Aussicht

Nach dem Erreichen des Achtelfinales 2010 hat man in Südkorea Blut geleckt. Eine Wiederholung dieses Ergebnisses ist das erklärte Ziel der ‚Taeguk Warriors‘. Allerdings könnten einige Variablen wie das Wetter und die auf manchen Positionen dünne Personaldecke diesem Traum einen Strich durch die Rechnung machen. Läuft alles glatt, ist Südkorea im Rennen um Platz zwei sicher nicht chancenlos. Dafür darf allerdings das Auftaktspiel gegen Russland nicht verloren gehen.

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Die Stars

Ja-Cheol Koo (25/FSV Mainz 05): Der mit rund drei Millionen Euro teuerste Neuzugang der Mainzer Vereinsgeschichte hat nach seinem Wechsel zum FSV noch nicht so recht Fuß gefasst. In 14 Partien steht für ihn nur ein Einsatz über volle 90 Minuten zu Buche. Ansonsten pendelte Koo wie schon beim VfL Wolfsburg zwischen Spielfeld und Ersatzbank hin und her. Seinem Ansehen in der Nationalelf hat dies allerdings nicht geschadet. Der 25-Jährige zählt im offensiven Mittelfeld zu den Säulen der ‚Taeguk Warriors‘.

Heung-Min Son (21/Bayer Leverkusen): Son hat in Leverkusen eine durchwachsene Saison hinter sich. Der 21-Jährige, der im vergangenen Sommer für eine Ablöse von zehn Millionen Euro vom Hamburger SV an den Rhein wechselte, kam bei 31 Einsätzen nur achtmal über die volle Distanz zum Zug und tauchte gerade in der Rückrunde regelmäßig ab. Die nackten Zahlen stimmen allerdings: Mit zehn Treffern liegt Son bei Bayer in der internen Torjägertabelle auf Rang zwei. Zudem gelangen ihm vier Assists. Positiv im Gedächtnis geblieben ist dabei vor allen Dingen sein Hinrunden-Auftritt beim 5:3-Erfolg über seinen Ex-Klub Hamburger SV, als Son dreimal selbst traf und einen weiteren Treffer auflegte.

Chu-Young Park (28/FC Watford): Mit 24 Toren in 62 Spielen ist Park der torgefährlichste Angreifer im Kader Südkoreas. Der Kapitän soll als Stoßstürmer auch bei der WM für die nötigen Tore sorgen. Auf Vereinsebene lief es für Park zuletzt aber nicht besonders gut. Bei seinem halbjährigen Leih-Gastspiel beim englischen Zweitligisten FC Watford konnte er nur magere zwei Einsätze verbuchen, weshalb er im Sommer wieder zum FC Arsenal zurückkehrt, der ihn 2011 aus Monaco geholt hatte. Im Fürstentum an der Mittelmeerküste verbrachte Park auch seine beste Zeit in Europa. In drei Jahren lief der Stürmer 103 Mal für die Monegassen auf, dabei gelangen ihm 26 Tore sowie 15 Vorlagen.

Die mögliche Aufstellung

Das WM-Aufgebot

Tor: Sung-Ryong Jung (Suwon Bluewings), Seung-Gyu Kim (Ulsan Hyundai), Bum-Young Lee (Busan I'Park)

Abwehr: Chang-Soo Kim (Kashiwa Reysol), Suk-Young Yun (Queens Park Rangers), Tae-Hwi Kwak (Al-Hilal), Young-Gwon Kim (Guangzhou Evergrande), Seok-Ho Hwang (Sanfrecce Hiroshima), Yong Lee (Ulsan Hyundai), Jeong-Ho Hong (FC Augsburg), Joo-Ho Park (1. FSV Mainz 05)

Mittelfeld: Bo-Kyung Kim (Cardiff City), Dae-Sung Ha (Beijing Guoan), Heung-Min Son (Bayer 04 Leverkusen), Ja-Cheol Koo (1. FSV Mainz 05), Kook-Young Han (Kashiwa Reysol), Jong-Woo Park (Guangzhou R&F), Sung-Yong Ki (AFC Sunderland), Chung-Yong Lee (Bolton Wanderers)

Angriff: Chu-Young Park (FC Watford), Keun-Ho Lee (Sangju Sangmu), Shin-Wook Kim (Ulsan Hyundai), Dong-Won Ji (FC Augsburg)




*Gruppe A:

Gruppe B:

Gruppe C:

Gruppe D:

Gruppe E:

Gruppe F:

Gruppe G:

Gruppe H:

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