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Ausverkauf in Salzburg: Scheitert das Großprojekt RB?

von Kevin Niekamp
4 min.
Ralf Rangnick verzeichnete bislang nur prominente Abgänge @Maxppp

Selten war an den drei Fußballstandorten des Red Bull Imperiums so viel los, wie in den letzten Tagen. Das Großprojekt bekommt erste Risse und könnte scheitern, ehe es überhaupt richtig angefangen hat.

Viel wurde geschrieben, als Thierry Henry gegen Ende des vergangenen Jahres seine aktive Karriere beendete. Über die glorreichen Zeiten bei Arsenal, seine Titel und seine Verdienste für den Fußball. Nahezu jedes Sportmagazin und jede Sportseite huldigte ‚König Titi‘. Was dabei selten erwähnt wurde, war die Tatsache, dass Henry bis vor kurzem noch bei einem Verein aktiv war, den New York Red Bulls. Er war das große Aushängeschild dieses Red Bull Standortes. Im Rückblick war es der Anfang von vier Wochen, die wohl zu den härtesten des Sportdirektors Ralf Rangnick in seiner Zeit bei Red Bull gehören werden.

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Auf den Abgang von Henry folgte wenige Tage später der Transfer von Kevin Kampl. Der junge trickreiche Offensivspieler verließ den Hauptstandort Salzburg und soll Borussia Dortmund in der Rückrunde aus der Krise und aus dem Tabellenkeller schießen, statt erneut den Titel in Österreich zu gewinnen.

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Durch den FC Bayern war auch der dritte große Standort plötzlich groß in den Schlagzeilen. Der Rekordmeister legte sieben Millionen Euro für Joshau Kimmich auf den Tresen, den RB Leipzig vom VfB Stuttgart ausgeliehen hat. Leipzig hätte den U19-Europameister gerne behalten und hätte ihn vom finanziellen Aspekt wohl auch halten können. Kimmich entschied sich für die erste Liga und für die Aussicht, in den nächsten Jahren Titel zu gewinnen.

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Leverkusen, Southampton, Leverkusen

Wenig später folgte der nächste Schock. Andrè Ramalho, der Abwehrchef der Salzburger, wird seinen Vertrag nicht verlängern. Er schnürt seine Fußballschuhe ab dem Sommer für Bayer Leverkusen. Trainer dort: Ex-Salzburger Roger Schmidt.

Der Coach verließ die Bullen im letzten Sommer und leitete zusammen mit dem Verkauf von Sadio Mané zum FC Southampton am Tag vor dem wichtigen Playoff-Rückspiel bei Malmö den Zerfall ein. Folge: Salzburg verpasste erneut die Gruppenphase der Königsklasse.

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Was wird aus Soriano?

Der Architekt und zwei der vier Offensivstützen sind damit innerhalb eines halben Jahres von Bord gegangen. Der nächste folgte am heutigen Freitag. Für elf Millionen Euro wechselt Torjäger Alan nach China. Zukünftig wird er mit Trainer Marcelo Lippi und dem Sportdirektor Fabio Cannavaro bei Guangzhou Evergrande zusammenarbeiten. Noch vor ein paar Monaten wollte der gebürtige Brasilianer die österreichische Staatsbürgerschaft annehmen. Mit dem Wechsel ist dieses Thema vom Tisch.

Bleibt noch Jonatan Soriano. Doch auch der amtierende Torschützenkönig der Europa League steht im Blickfeld der europäischen Topligen. Ende Dezember berichtete die spanische Zeitung ‚Sport‘, dass die Queens Park Rangers den 29-Jährigen für 15 Millionen Euro verpflichten wollen.

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Die Zeiten als Flaggschiff des Konzerns dürften in Salzburg damit vorbei sein. Spätestens wenn Leipzig den Sprung in die erste Liga in dieser Saison schafft, wird Salzburg wohl nur noch ein Ausbildungsstandort für die Schwester in Leipzig sein. Doch dieser Sprung muss erst einmal geschafft werden. Der Spruch „Zeit ist Geld“ gilt dabei mehr denn je für die Verantwortlichen um Trainer Alexander Zorniger.

Mit nur vier Punkten Rückstand auf den zweiten Platz ist der Durchmarsch im Bereich des Möglichen, doch sollten am Ende drei Vereine vor Leipzig stehen, droht ein ähnliches Szenario wie in Salzburg. Die eigene Vereinsphilosophie wird den RB-Verantwortlichen dabei möglicherweise zum Verhängnis. „Wir haben immer gesagt, dass wir für Leipzig und Salzburg nur Spieler holen, die zwischen 17 und 23 Jahren alt sind“, so Ralf Rangnicks Mantra.

Aufstieg oder Abschied?

Mit Rani Khedira, Youssef Poulsen, Zsolt Kalmár, Terence Boyd oder Lukas Klostermann haben sich einige dieser Youngster in der laufenden Saison für höhere Aufgaben empfohlen. Borussia Dortmund beispielsweise beobachtet Poulsen seit längerem.

Dass Dortmund nun vermehrt Spieler von Red Bull im Auge hat, verwundert insofern, als dass es BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war, der die Transfers des RB-Imperiums als „moralisch fragwürdig“ betitelte und die Herangehensweise Red Bulls immer kritisierte.

Auch Mainz-Manager Christian Heidel ist seit Jahren ein Gegner der RB-Strategie. „Ein Verein mit gewachsenen Strukturen, der sich selbst finanzieren muss, wird seinen Platz räumen, weil er gegen dieses Konzept einfach keine Chance hat.“

Möglicherweise wird dieses Szenario noch ein paar Jahre hinausgezögert, denn durch die Verkäufe der Leistungsträger sind die Kassen in Salzburg bis zum Anschlag gefüllt, doch Geld war schon immer da. Es fehlt an Personal, welches die Millionen in Trophäen umwandelt, Aufstiege realisiert und die RB-Standorte zu einer Adresse macht, die nicht nur als Zwischenstation wahrgenommen wird. Sonst wird aus dem Plan von Dietrich Mateschitz, in naher Zukunft Deutscher Meister zu werden („Ein paar Jahre vergehen ja schnell, aber irgendwann wird es so sein“), eine schier unlösbare Aufgabe.

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