Bayern München - Real Madrid: Guardiolas wahres Meisterstück

von Lukas Heimbach
3 min.
Bayern München @Maxppp

Nach der 0:1-Niederlage im Santiago Bernabéu steht der FC Bayern München am heutigen Abend (20.45 Uhr) im Halbfinal-Rückspiel der Champions League erstmals unter echtem Druck. Auch für Bayern-Trainer Pep Guardiola steht das bedeutendste und schwierigste Spiel der Saison auf dem Programm.

Die Meisterschaft hat man längst eingesackt und hinter sich gelassen. Das Primärziel des FC Bayern lautet nun Champions League. Doch zwischen dem nächsten Etappenziel, das da lautet Estadio da Luz zu Lissabon, steht eine zuletzt schier unüberwindbare Hürde in königlichem Weiß. Das große Real Madrid war sich im Hinspiel vor heimischer Operettenkulisse keineswegs zu schade diszipliniert gegen den Ball zu arbeiten und auf seine Konter zu lauern. Mit dem 1:0-Sieg im Rücken wird Altmeister Carlo Ancelotti einen Teufel tun und etwas an der Taktik aus dem Hinspiel ändern. Hinten vertraut man dem Kollektiv, vorne der unfassbaren Schnelligkeit sowie individuellen Klasse von Gareth Bale, Cristiano Ronaldo und Karim Benzema.

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Beim Deutschen Meister fehlte es in Madrid vor allem am unbedingten Willen, der es den Bayern in Vergangenheit gerade in der Schlussphase so oft ermöglicht hatte, späte Tore zu erzielen und Last-Minute-Erfolge zu manifestieren. Zu viel Ballgeschiebe in bester Handball-Manier rund um den Strafraum, um den Gegner mürbe zu spielen und auf die entscheidende Lücke zu warten. Anders als etwa Hannover 96, ZSKA Moskau oder dem VfB Stuttgart unterlaufen Weltstars wie Sergio Ramos, Pepe oder Xabi Alonso jedoch nur allzu selten Fehler. So wirkte das Offensiv-Spiel des deutschen Rekordmeisters vor knapp einer Woche häufig ideenlos. Zu wenig Bewegung in den Angriffsreihen, zu viel vorhersehbare Spielverlagerungen, zu wenig Tempo und vor allem zu wenig Versuche aus der Distanz.

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Mehr Verwirrung fürs Bayern-Spiel

Erst die Einwechslung von Thomas Müller in der 74. Minute brachte etwas Leben in die Angriffsbemühungen der Guardiola-Elf. Dessen oft unorthodoxen, unvorhersehbaren Läufe durch die Abwehrreihen des königlichen Gastgebers sorgten ein Stück weit für Unordnung. Der ‚Raumdeuter‘ brachte ganz einfach Unruhe in die hervorragend durchgetaktete und perfekt eingestellte Elf von Coach Ancelotti. Gedankenspiele die auch der geniale, nicht selten manisch wirkende Taktiker Guardiola überlegt haben wird. Welche Lösung er für heute Abend herausanalysieren wird, bleibt wohl bis kurz vor Anpfiff sein Geheimnis.

Sicherlich braucht das Bayern-Spiel aber mehr Durcheinander im Angriffsspiel, mehr Positions-Rochaden und mehr unplanmäßige Aktionen, will man die Real-Defensive in Verlegenheit bringen. Daher könnte der passstarke Toni Kroos am heutigen Abend auf der Bank Platz nehmen. Zwar gibt es kaum einen Spieler auf der Welt, der einen so präzisen Pass spielt und eine derart hohe Passfrequenz hat wie der gebürtige Greifswalder, jedoch sind seine Aktionen häufig vorhersehbar, insbesondere für ausgewiesene Defensiv-Künstler. Das Überraschungsmoment fehlt oftmals.

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Mehr Distanzschüsse, präzisere Flanken

Bastian Schweinsteiger hingegen hat in dieser Saison nicht erst einmal unter Beweis gestellt, dass er große Torgefahr ausstrahlen kann, wenn er aus der Mittelfeld-Zentrale mit in den Strafraum schleicht. So könnte der Chef-Stratege des FCB eine Art fluide Lösung in der Mittelfeld-Zentrale zwischen einen 4-2-3-1 und einem 4-1-4-1 darstellen. Javi Martínez würde als Absicherung und Defensivpart agieren und dem 29-jährigen deutschen Nationalspieler den Rücken freihalten.

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Der ebenfalls emsige und passsichere Kapitän Philipp Lahm wird wohl auf die rechte Abwehrseite zurückkehren, um das Offensiv-Spiel der Bayern anzukurbeln und die Sphären Ronaldos einzuengen. Guardiola forderte unterdessen mehr Distanzschüsse für das heutige Endspiel ums Triple. Außerdem wird man sich kaum bis in den 16er Reals kombinieren können, weshalb mit hochfrequentiertem Luftverkehr im königlichen Strafraum zu rechnen ist. Allerdings muss die Präzision bei Flanken im Vergleich zum Hinspiel deutlich gesteigert werden.

Fazit: Am heutigen Abend kann der FC Bayern zeigen, ob man wirklich die beste Klub-Mannschaft der Welt ist. Immerhin hat der Gegner aus Madrid keine minderen Ansprüche. Unter Druck muss sich der Deutsche Meister beweisen. Guardiola muss sämtliche taktischen Register ziehen, will er den Defensiv-Riegel knacken und die gefährlichen Konter der ‚Königlichen‘ bestmöglich unterbinden – vollständig ersticken lassen sich diese wohl nicht. Bei einem Scheitern im Halbfinale hätte insbesondere der katalanische Perfektionist selbst vermutlich einige Zeit zu knabbern. Gerade gegen Intimfeind Real eine Herzensangelegenheit für den stolzen Trainer. Nach der bisher so herausragenden Saison würde es aber auch generell die Stimmung in München dämpfen, denn nicht wenige hatten mit Historischem gerechnet – der ersten Champions League-Titelverteidigung der Fußball-Geschichte.

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FT-Tipp: 3:1

So könnte der FC Bayern München spielen:

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