Interview mit Thomas Broich: „Die Bundesliga reizt mich nicht mehr“

von Matthias Rudolph
3 min.
Thomas Broich @Maxppp

Seit zwei Jahren spielt Thomas Broich in der ersten australischen Liga für Brisbane Roar. Mit der preisgekrönten Dokumentation Tom Meets Zizou rückte die etwas andere Karriere des 31-Jährigen in Deutschland wieder in den Fokus. Im Gespräch mit FussballTransfers berichtet der Ex-Gladbacher von seinen Erfahrungen in Down Under und seinen Plänen für die Zukunft.

FT.com: Wie geht es Ihnen in Australien? Fühlen Sie sich immer noch so wohl wie man es in der Dokumentation ‚Tom Meets Zizou‘ sehen kann?

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Thomas Broich: Wohler denn je. Wir stecken gerade wieder in der Vorbereitung, aber das bedeutet eben auch, dass wir überhaupt keinen Druck haben. Wir können uns in aller Ruhe auf die Saison vorbereiten und haben seit sechs Wochen nur Sonne. Ich kann also nicht klagen.

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FT.com: Bleibt neben dem Fußball noch genügend Zeit, dieses große Land zu erkunden?

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Thomas Broich: Das eher weniger. Der Trainingsaufwand hier ist mit dem in der Bundesliga zu vergleichen. Durch die langen Wege, wenn wir beispielsweise zu einem Freundschaftspiel reisen, ist der Zeitaufwand eher noch größer.

FT.com: Wieviele Zuschauer schauen sich die Spiele in der australischen Liga an?

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Thomas Broich: Da gibt es extreme Schwankungen. Bei Derbys kann es sein, dass 50.000 Zuschauer da sind, bei einem anderen Gegner kommen aber auch mal keine 5.000.

FT.com: Mit Alessandro del Piero hat die australische Liga einen neuen Superstar. Freuen Sie sich auf das Duell mit ihm?

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Thomas Broich: Gegen ihn zu spielen ist mir nicht so wichtig. Ich bin da nicht aufgeregt wie ein kleines Kind. Aber ich finde es positiv, dass sich dadurch mehr Leute für den australischen Fußball interessieren und allein wegen des Namens auch mal 5.000 Leute mehr ins Stadion kommen.

FT.com: Was würden Sie ihm für einen Rat mit auf den Weg geben? Gibt es Besonderheiten auf dem Spielfeld in Down Under?

Thomas Broich: Die Jungs spielen hier ziemlich hart. Rugby ist in Australien eine populäre Sportart und der Fußball wird da manchmal ein bisschen von angehaucht. Aber del Piero hat jahrelang auf Weltklasse-Niveau gespielt und wird auch einen harten Verteidiger abkönnen.

FT.com: Nach zwei Meistertiteln und der Auszeichnung zum Spieler der Saison zuletzt, welche Ziele haben Sie sich für die anstehende Spielzeit gesteckt? Geht was in der asiatischen Champions League?

Thomas Broich: Schön wärs natürlich, aber ich habe mir hier ganz ehrlich noch nie Ziele gesetzt. Irgendwie ist das alles einfach so passiert. Ich habe hier ein extrem cooles Umfeld vorgefunden, eine extrem coole Truppe, die einfach nur hart arbeitet und dann guckt, was am Ende rauskommt. Dabei wollen wir es auch in Zukunft belassen.

FT.com: Deutsche Fußballer wechseln nicht alle Tage ans andere Ende der Welt. Wie kam 2010 der Kontakt nach Australien zustande?

Thomas Broich: Zum einen habe ich das Land vor mittlerweile sechs Jahren mal bereist. Ich fand es ziemlich cool, relaxed und auch schön. Von da an hatte ich es im Hinterkopf, hier eventuell mal meine Karriere ausklingen zu lassen. Der Kontakt kam über Dario Vidosic zustande, mit dem ich in Nürnberg zusammen gespielt habe, als es gar nicht mehr lief bei mir. Sein Vater, der heute mein Cheftrainer ist, war damals Co-Trainer in Brisbane.

FT.com: Sind Sie rückblickend mit ihrer Karriere in Deutschland zufrieden, weil sie Sie schlussendlich nach Down Under geführt hat oder würden Sie einige Chancen gerne noch einmal wahrnehmen?

Thomas Broich: Ich vermisse nichts. Ich denke mir nicht, ich hätte gerne 300 Bundesligaspiele. Aber wenn ich noch einmal am Anfang meiner Karriere stünde, würde ich mir natürlich wünschen und auch davon ausgehen, dass ich es nicht ganz so dumm anstellen würde.

FT.com: Würde Sie eine Rückkehr zu einem deutschen Klub reizen?

Thomas Broich: Nein, eigentlich gar nicht mehr. Ich habe in der Sommerpause noch einmal damit geliebäugelt, nach Europa zurückzukehren, aber nicht unbedingt in die Bundesliga. Seit ich wieder hier in Australien bin, habe ich aber erneut festgestellt, was das für ein traumhaftes Leben ist.

FT.com: Ihr Vertrag bei Brisbane Roar läuft im kommenden Sommer aus. Können Sie was zum Stand der aktuellen Vertragsverhandlungen sagen?

Thomas Broich: Ich bin grundsätzlich dazu bereit, hierzubleiben und wir haben auch schon gute Gespräche geführt. Die Angelegenheit eilt aber nicht.

FT.com: Gibt es andere Länder, in denen Sie gerne noch spielen würden?

Thomas Broich: Da gibt es einige. Ich finde Amerika und Asien spannend. Es war eine tolle Erfahrung, im Zuge der Champions League nach Korea, Japan und China zu reisen. Ob sich das jetzt als Spieler ergibt oder ob ich später mal dorthin gehe, das weiß ich noch nicht.

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