Spielerberater Marijo Knez im FT-Interview: „Manche Wechsel sind sportlich nicht nachvollziehbar“

von Matthias Rudolph
4 min.
Lassana Diarra wird von Marijo Knez beraten @Maxppp

Marijo Knez ist vom DFB lizensierter Spielervermittler und diplomierter Sportmanager. Sein bekanntester Klient ist Ex-Real-Star Lassana Diarra, der im Sommer nach einem Jahr Zwangspause bei Olympique Marseille anheuerte. Mit unserer Redaktion spricht der Berater über Fluch und Segen der explodierenden Ablösesummen sowie Anfragen deutscher Klubs für Diarra.

FussballTransfers.com: Hallo Herr Knez, waren Sie froh, als die Transferfrist Ende August ablief?

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Marijo Knez: „Froh, erleichtert und auch glücklich darüber, dass es eine erfolgreiche Periode war.“

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War dieser Sommer besonders arbeitsintensiv, da der Markt am Ende durch die Millionen aus England nochmal richtig Fahrt aufnahm?

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„Das ist richtig, die englischen Vereine sind sehr aktiv gewesen und ich denke das wird auch zukünftig so bleiben. Die anderen Märkte profitieren von der Freude am Investieren seitens der englischen Klubs.“

Ihr bekanntester Klient ist Ex-Real-Star Lassana Diarra, der ein Jahr vereinslos war. Nun hat er sich eindrucksvoll bei Olympique Marseille zurückgemeldet. Wie sind sie gemeinsam mit dieser Situation umgegangen?

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„Jeder Fußballer liebt dieses Spiel und wünscht sich nichts sehnlicher als auf dem Platz zu stehen und sich mit den Besten messen zu dürfen. Wenn einem das verwehrt bleibt, dann ist es eine Situation, in die keiner kommen möchte. Man muss lernen damit umzugehen. Es war ein sehr hilfreiches Jahr mit sehr vielen neuen Erkenntnissen, eine ganz neue Erfahrung für den Spieler. Engen Kontakt halten und sehr viele Gespräche führen – das ist dann die Lösung in solchen Fällen. Ich glaube, dass er es sehr gut überstanden hat und es hat sich jetzt auch gezeigt, dass ihn dieses Jahr nicht zurückgeworfen hat.“

Es gab zwischenzeitlich auch Interesse aus Deutschland?

„Ja, Interesse, Kontakte und auch konkrete Gespräche mit einigen Vereinen. Ihn reizt die Liga, es wäre eine neue Herausforderung. Leider hat es dann schlussendlich nicht geklappt.“

Sie waren auch an den Verhandlungen um Ezequiel Lavezzi beteiligt, der am Ende doch bei Paris St. Germain blieb. Warum führten die Gespräche mit Inter Mailand oder Klubs aus England zu keinem Ergebnis?

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„Hauptverantwortlich für die Gespräche in Italien war mein Partner, sein persönlicher Agent. Die Gespräche verliefen sehr intensiv, da Ezequiel in Italien natürlich seine beste Zeit hatte. Es wurde kein gemeinsamer Weg gefunden. In England verlief es ähnlich.“

Sie bewegen sich viel auf dem italienischen Markt. Was steckt dahinter, dass die Klubs aus der Serie A vermehrt Spieler mit einer Kaufverpflichtung ausleihen? Jüngste Beispiele sind Antonio Rüdiger und Xherdan Shaqiri.

„Was die genauen Beweggründe im einzelnen sind kann ich nur erahnen. Mit Sicherheit verbirgt sich eine Strategie, ein genauer Plan dahinter, den verständlicherweise keiner öffentlich macht.“

Es wird viel diskutiert über die Milliarden, die der englische TV-Vertrag den Klubs der Premier League einbringt. Ein Segen für die Berater, die prozentual beteiligt werden, oder?

„Wie anfangs erwähnt, es profitieren sicherlich die Vereine davon, da sie dieses Geld erneut investieren können. Wenn die Berater eine Beteiligung in den Vereinbarungen haben, dann kann man es für diese auch einen Segen nennen.“

Sehen Sie auch aufkommende Probleme für den englischen Fußball?

„Ich bin sicher, dass es für den englischen Fußball zukünftig Probleme geben wird. Das Geld wird in teure Stars aus dem Ausland investiert. Die ausländischen Spieler nehmen den englischen Talenten die Möglichkeit sich zu entwickeln und sich zu präsentieren. Die Folgen kann man sich ausmalen. Die englische Nationalmannschaft hat in der Vergangenheit schlechte Ergebnisse erzielt. Sollte der Trend sich fortsetzen, dann wird es ganz sicher nicht besser.“

Befürchten Sie, dass Spieler, die in England übermäßig gut dotierte Verträge erhalten, eines Tages nicht mehr vermittelbar sind und auf der Tribüne versauern könnten?

„Ähnliche Beispiele haben wir im Fußball ja schon mit russischen, chinesischen oder arabischen Vereinen, die ihre Liga mit hoch dotierten Verträgen attraktiv für bekannte Spieler machen möchten. Sicherlich birgt das für die Vereine eine große Gefahr. Aber auch hier sollte es den Vereinen bewusst sein, auf was sie sich einlassen. Man sollte besser vermeiden, dass es überhaupt zu solchen Situationen kommt.“

Sehen Sie da auch die Berater in der Pflicht?

„Die Aufgabe eines Beraters besteht darin, das bestmögliche für seinen Klienten zu arrangieren, einen genauen Plan zu haben während und nach der aktiven Karriere. Für jeden Spieler ist das Wesentliche, sich mit den besten zu messen. Eine sinnvolle Karierreplanung mit dem Spieler zusammen ist von großer Wichtigkeit.“

Freuen Sie sich als Berater und Fußballfreund über die anwachsenden Ablösesummen?

„Generell halte ich nicht viel davon, denn wir können uns an einer Hand abzählen, welche Vereine finanzstark sind. Somit kann ein Verein ohne einen „Investor“ mittelfristig nicht konkurrenzfähig bleiben. Dieses Problem wird jetzt auch schon immer mehr in den Jugendzentren erkennbar.“

Was meinen Sie genau?

„Einige Talente entscheiden sich schon sehr früh innerhalb der Bundesliga von einem gutem Klub zu einem finanzstärkeren zu wechseln. Teilweise sind die Wechsel sportlich nicht nachvollziehbar.“

Ein anderes Thema dieser Tage sind Ausstiegsklauseln. In Deutschland sind sie eher ein Zugeständnis an den Spieler. In Spanien sind sie üblich und werden meist extrem hoch angesetzt, um den Verein abzusichern. Was halten Sie als Spielervermittler von festgeschriebenen Ablösesummen?

„Wenn man sich auf eine Ausstiegsklausel einigt, macht man das als Verein und als Berater/Spieler ganz bewusst. Es sollte allerdings immer angemessen bleiben.“

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