WM-Playoffs: Mexiko vs. Neuseeland – Herrera verzichtet auf seine Stars

von Lukas Heimbach
3 min.
Club América Javier Hernández Balcázar @Maxppp

Am heutigen Mittwochabend (21.30 Uhr) stehen sich Mexiko und Neuseeland im Hinspiel der WM-Playoffs gegenüber. In Mexiko City gilt es für beide, sich die bestmögliche Ausgangslage für das Rückspiel am 20. November in Wellington zu verschaffen. Gastgeber Mexiko ist klarer Favorit, fürchtet jedoch die ganze große Depression. Außenseiter Neuseeland rechnet sich berechtigte Chancen aus.

Wer an Neuseeland denkt, der denkt vermutlich zunächst an Schafe, an grüne Wiese oder an Rugby. Aber wohl kaum an Fußball – vielleicht an Wynton Rufer, wenn man Bremer ist. Dabei setzten sich die ‚Kiwis‘ mit sechs Siegen aus sechs Spielen souverän in der Ozeanien-Qualifikation durch. Neukaledonien, Tahiti und die Salomonen waren allerdings nicht die ganz großen Prüfsteine für die ‚All Whites‘.

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Dass Neuseeland nicht unterschätzt werden sollte, stellte das Team von Ricki Herbert bei der WM 2010 in Südafrika bereits unter Beweis. Damals blieb der krasse Außenseiter ohne Niederlage in der Vorrunde, musste aber trotzdem die Segel streichen. Herbert ist seit 2005 Nationaltrainer und coacht zudem den neuseeländischen ‚Top-Klub‘ Wellington Phoenix, bei dem auch ein Großteil der Landesauswahl spielt. Kämpferisch gibt sich Angreifer Jeremy Brockie: „Nicht ohne Grund wurde Mexiko Vierter, wir müssen uns nicht fürchten. Wir wollen etwas im Hinspiel holen und uns nach dem Rückspiel hoffentlich auf dem Weg nach Brasilien befinden.

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Im fußballfanatischen Mexiko hingegen fürchten nicht wenige die ganz große Depression. Nur durch Schützenhilfe von den ungeliebten USA erreichte ‚El Tri‘ überhaupt Platz vier in der CONCACAF-Qualifikation und qualifizierte sich für die WM-Playoffs. Panama hätte die stolzen Mexikaner beinahe rausgeschmissen. Nach dem letzten Quali-Spiel gegen Costa Rica (1:2) wurde Trainer Víctor Manuel Vucetich entlassen. Ihm folgte Miguel Herrera, der am heutigen Mittwochabend sein Pflichtspiel-Debüt auf der Trainerbank feiert. „Wir haben keinen Grund für übersteigertes Selbstbewusstsein“, weiß der 45-Jährige die Situation realistisch einzuschätzen. „Wir haben fast das Niveau erreicht, das wir anstreben. Die Jungs haben in den letzten Wochen alles gegeben“ – und das kann wohl niemand so gut beurteilen wie der neue Coach selbst.

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Brisant an der neuen Personalie ist nämlich, dass Herrera parallel auch den amtierenden mexikanischen Meister Club América trainiert, von dem gleich zehn Spieler im Kader der Mittelamerikaner stehen. Nahezu skandalös dabei ist der Umstand, dass der 1,68 Meter kleine Trainer auf sämtliche Stars, die in Europa ihr Geld verdienen, verzichtet. So wurden Ausnahmekönner wie Javier Hernandez (Manchester United), Carlos Vela (Real Sociedad San Sebastián), Giovani dos Santos oder Javier Aquino (beide FC Villarreal) gar nicht erst eingeladen. Herrera begründete dies damit, dass die Akklimatisierungszeit zu kurz und die Reisestrapazen für die Europa-Legionäre zu groß wäre. Aber es geht ja auch ‚nur‘ um die Weltmeisterschaft.

Trotz des Drucks, der auf dem Team lastet, will der 45-Jährige von Beginn an zeigen, wer im Azteken-Stadion Herr im Haus ist: „Wir werden offensiv spielen und das gegnerische Tor suchen.“ Der mutige Coach ist im aktuellen Qualifikationszyklus nach José Manuel de la Torre, Luis Fernando Tena und Victor Manuel Vucetich bereits der vierte Trainer der Mexikaner.

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Bitter für die ‚Kiwis‘ ist vor allem das Fehlen von Kapitän und Abwehrchef Winston Reid (West Ham United). Dies dürfte allerdings nichts daran ändern, dass es bei den ‚All Whites‘ ohnehin auf das Kollektiv ankommt. Chris Wood von Leicester City und Marco Rojas vom VfB Stuttgart sollen die entscheidenden Nadelstiche nach vorn setzen. In Mexiko City erwartet sie ein wahrer Hexenkessel. 107.000 Plätze fasst das Azteken-Stadion. Lediglich 50 davon werden von den ‚Kiwis‘ besetzt.

Fazit: Der Druck liegt ganz klar beim Gastgeber. Insbesondere, dass Trainer Herrera auf die Profis aus Europa verzichtet, darf als äußerst gewagt eingeschätzt werden. Sicherlich kennen sich seine Spieler so besser, dennoch steht den Mexikanern dadurch deutlich weniger fußballerische Klasse zur Verfügung. Was wiederum den Außenseiter aus Neuseeland gerade psychisch weiter stärken könnte. So können den ‚All Whites‘ aufgrund der strittigen Personal-Entscheidung des neuen mexikanischen Trainers wohl sogar mehr als krasse Außenseiter-Chancen eingeräumt werden.

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