Eberl über Gladbachs Transferpolitik: „Brauchst die Leck-mich-am-Arsch-Mentalität“

von David Hamza
2 min.
Max Eberl hat den Bayern abgesagt @Maxppp

Vom Fast-Abstieg in die zweite Liga bis in die Champions League: Borussia Mönchengladbach hat unter der Leitung von Max Eberl eine rasante Entwicklung genommen. Wichtiges Fundament dabei war und ist die Transferpolitik des Managers, der nun detaillierte Einblicke in seine Kaderplanung gibt.

Vor knapp acht Jahren, am 19. Oktober 2008, übernahm Max Eberl den Sportdirektorposten bei Borussia Mönchengladbach. Zu diesem Zeitpunkt stand der damalige Erstligaaufsteiger mit mickrigen vier Zählern am Tabellenende. Gemeinsam mit Trainer Hans Meyer konnte Eberl das Ruder rumreißen und die Borussia vor dem erneuten Gang in die Zweitklassigkeit bewahren. Nach zwei weiteren Jahren Anlaufzeit – unter anderem mit dem denkbar knappen Klassenerhalt in der Relegation (2011 gegen den VfL Bochum) – nahmen die Gladbacher dann richtig Fahrt auf. Das neue Dreamteam Eberl und Lucien Favre führte den Fast-Absteiger in den darauffolgenden Spielzeiten regelmäßig in den Europapokal. Eine Erfolgsstory war geboren, an der Eberl einen erheblichen Anteil mitverfasste.

Unter der Anzeige geht's weiter

Ohne das ganz große Geld auszugeben, tätigte der Fohlen-Manager sinnvolle Transfers, die das Team nach vorne brachten. Im Gespräch mit ‚kicker.tv‘ erläutert Eberl seine Erfolgsformel. „Man fängt ja nicht bei null an, sondern hat die Idee: Wie kann man diese Mannschaft weiterentwickeln? Unsere Mannschaft besteht aus drei Säulen“, führt der 43-Jährige aus, „den gestandenen Spieler mit Martin Stranzl und Filip Daems, wir haben Raffael dazu geholt. Es sind Talente aus dem eigenen Stall wie ter Stegen, Herrmann, Korb, Jantschke und Younes, die uns das Gesicht gegeben haben. Und es sind die externen Talente wie Reus, Neustädter und Dante, der mit 25 zu uns kam. Dazu Christoph Kramer und André Hahn – also Spieler mit unglaublich großem Potenzial. Das war die Idee, die wir hatten: Wenn wir eine Mannschaft bauen wollen, dann müssen diese drei Faktoren immer zu sehen sein.

Lese-Tipp Gladbach-Keeper vor Absprung

„Ich hole auch verrückte Spieler“

Nicht alle Leistungsträger konnten gehalten werden, wurden im Zweifelsfall aber gewinnbringend weiterverkauft. 8,5-Millionen-Zugang Granit Xhaka schwang sich erst zum Kapitän auf und spülte in diesem Sommer dann 45 Millionen Euro in die Kassen. Marco Reus kam für eine Million aus Ahlen und bescherte den Rheinländern drei Jahre später einen Geldregen von 17 Millionen. Eberl handelt mit Köpfchen: Ablösefreie Spieler wie Fabian Johnson, Ibrahima Traoré oder Havard Nordtveit konnten sich ebenso zu unverzichtbaren Größen entwickeln wie Leihspieler der Marke Thorgan Hazard und Andreas Christensen. Mehr als 15 Millionen (Christoph Kramer) investierte Eberl bislang nicht in eine Neuverpflichtung. Der Marktwert ist kein Auswahlkriterium für den Erfolgsmanager, er setzt auf andere Faktoren.

Unter der Anzeige geht's weiter

Ich mache keinen Charaktertest, wie es ab und zu heißt, weil ich auch verrückte Spieler hole. Du brauchst auch welche mit dieser Leck-mich-am-Arsch-Mentalität“, beschreibt Ex-Profi Eberl, der weiß, wie die Spieler ticken müssen, um ins Gefüge zu passen: „Wir unterhalten uns mit den Spielern, wir holen sehr, sehr viele Informationen, um zu wissen: Wie ist dieser Junge groß geworden und wie ist seine Entwicklung gewesen? Wie ein Mosaik, das sich zusammenbaut, aber nie bei 100 Prozent ist.“ Dass Eberl mehr als gute Arbeit leistet, ist unbestritten. Jüngst wurde gar spekuliert, der FC Bayern München könnte den Kaderplaner als Nachfolger von Matthias Sammer installieren. Eberl blockt derzeit noch ab, besitzt im Borussiapark einen Vertrag bis 2020. Geht es mit Gladbach weiter hoch hinaus, wird das Interesse an seiner Person gewiss nicht geringer.

Unter der Anzeige geht's weiter

Nachrichten

Unter der Anzeige geht's weiter