Ancelotti über seine Arbeit, Guardiola und Mentalitätsprobleme der Spieler

von Tristan Bernert
3 min.
Carlo Ancelotti will drei Punkte gegen Eindhoven holen @Maxppp

Seit gut drei Monaten sitzt Carlo Ancelotti beim FC Bayern München auf der Trainerbank. In einem Interview spricht er nun über seinen Führungsstil, die Vorarbeit von Pep Guardiola und ein mögliches Mentalitätsproblem, über das nach dem 1:1 gegen den 1. FC Köln am sechsten Spieltag diskutiert wurde.

Nach sechs Spieltagen steht der FC Bayern München erneut souverän an der Spitze der Bundesliga. Auf Erzrivale Borussia Dortmund hat der Rekordmeister bereits vier Punkte Vorsprung. Dass die Münchner nichts von ihrer Dominanz des Vorjahres eingebüßt haben, könnte auch damit zu tun haben, dass Neutrainer Carlo Ancelotti nur an wenigen Stellschrauben drehte. Wie er im Interview mit ‚Goal.com‘ verrät, erlaubte er dem Team, die von Pep Guardiola entwickelte Philosophie und Spielidee zu behalten.

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Diese Entscheidung habe Ancelotti deutlich die Arbeit erleichtert. Auf die Frage, wie es war, das Team im Sommer von Guardiola zu übernehmen, antwortet der Italiener: „Definitiv einfach. Als ich hierherkam, war die Mannschaft in einem sehr guten Zustand. Die Spieler sind perfekt ausgebildet, verfügen über ein immenses Fußballverständnis. Ihre fantastische Qualität ist ohnehin unbestritten. Diese Klasse hat die Mannschaft unter Guardiola entwickelt.“ Guardiola hatte mit dem FC Bayern drei Meistertitel eingefahren, war in der Champions League aber nie über das Halbfinale hinausgekommen.

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„Wollte nicht viel verändern“

Dennoch will Ancelotti die Spielidee seines Vorgängers nur optimieren und nicht abschaffen: „Die Grundlage war richtig gut, also wollte ich gar nicht viel verändern. Selbstverständlich hat jeder Trainer seine eigene Spielidee, also habe ich versucht, meine der Mannschaft zu vermitteln, ohne die Philosophie über den Haufen zu werfen oder die Spielweise zu revolutionieren. Ich wusste, dass viele Sachen, die die Spieler unter Guardiola gelernt haben, gut sind. Ich wollte also in erster Linie neue Impulse setzen. Das hilft den Spielern manchmal, noch fokussierter zu werden und konzentriert zu bleiben.

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Oftmals heißt es, dass es das Erfolgsrezept Ancelottis sei, seinen Spielern viel Freiheiten zu gewähren. Er selbst sieht das nicht so: „Mehr Freiheiten? Nein, das stimmt nicht. Die Spieler bekommen klare Anweisungen, was Taktik und Organisation betrifft. Ich will immer ein Team auf dem Platz sehen, nicht elf Spieler. Und wenn man ein Team sehen will, dann braucht man Regeln, die die Spieler befolgen müssen. Defensiv geht es nur um Organisation. Verteidigen kann jeder, auch ohne große technische Fähigkeiten, das geschieht schließlich ohne Ball. Wenn man aber in Ballbesitz ist, dann sieht es anders aus. Dann kann man den kreativen Spielern mehr Räume geben. Räume, in denen sie ihr Talent bestmöglich entfalten können. Aber wie gesagt: Es gibt immer Regeln, die Spieler sind nie komplett frei.

„Motivation kann schon mal nachlassen“

Die Vorwürfe, die auch einige Spieler nach dem 1:1 gegen den 1. FC Köln geäußert hatten, der FC Bayern habe nicht mit der richtigen Mentalität gespielt, weist Ancelotti zurück: „Wenn man nicht gewinnt, werden immer Gründe gesucht. Dann heißt es: Die Spieler sind nicht fokussiert, nicht konzentriert, nicht motiviert. Dabei ist es so, dass man gar nicht immer hundert Prozent motiviert und konzentriert sein kann, wenn man alle drei Tage spielt. Zudem sollte man den physischen Aspekt berücksichtigen. Am Ende einer solchen Periode hat man sieben Spiele in 20 Tagen absolviert. Und das kann manchmal auch zu einem mentalen Problem führen.

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Für ihn stehen physische und psychische Frische in einem engen Zusammenhang. „Die Physis kann die Mentalität beeinflussen. Wenn man beispielsweise nicht komplett fit ist, ist man möglicherweise verärgert, weil man seine Energie nicht vollumfänglich nutzen kann. Sehen Sie, was ich meine? Daher kann man nicht sagen, dass es nur an der Mentalität lag. Wir hatten in den letzten beiden Spielen Probleme, ja. Ich finde aber, das kann in dieser Phase der Saison passieren. Wenn man acht Spiele in Serie gewinnt, dann kann die Motivation schon mal etwas nachlassen“, führt Ancelotti aus. Der 57-Jährige wird hoffen, dass seine Spieler gestärkt von ihren Länderspielreisen zurückkommen. Dann kann der FC Bayern wieder versuchen, so dominant wie im Vorjahr aufzutreten.

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