Die Kritiker des Geschäftsmodells RB Leipzig sind zahlreich. Der Ursprung des Geldes missfällt grade den Fußballromantikern. Doch zumindest eines kann man den Leipzigern nicht vorwerfen: schlechte Transfers. FT beleuchtet den Erfolg.
Mit aufsehenerregenden Leistungen gegen Borussia Dortmund und den FC Porto haben Jean-Kévin Augustin und Bruma dafür gesorgt, dass RB Leipzig in der Bundesliga und der Champions League hervorragend dasteht. Die beiden Neuzugänge sind beste Beispiele für die gezielte und strategische Transferpolitik der Sachsen. Sportdirektor Ralf Rangnick hatte sich einst sogar auf die Fahnen geschrieben: „Wir verpflichten nur dann ablösepflichtige Spieler, wenn sie zwischen 17 und 23 Jahre alt sind.“ Zwar hielt er sich in der Folge nicht immer an dieses Credo, aber eine der obersten Maximen bleibt es.
Seit dem Aufstieg in die erste Bundesliga im Jahr 2016 haben die Verantwortlichen von RB Leipzig insgesamt 134,2 Million Euro für Neuzugänge ausgegeben. Das sind außergewöhnlich hohe Aufwendungen für einen Bundesliga-Neuling. Die Geschichte hinter diesen Investitionen ist hinlänglich bekannt. Es gibt etliche Berichte über das streitbare Geschäfts- bzw. Sponsoringmodel von Hauptsponsor und Fast-Namensgeber Red Bull. Doch interessant zu beobachten ist vor allem, ob das Geld vom Brausehersteller auch sinnvoll eingesetzt wird.
Hoher Ertrag ist keine Selbstverständlichkeit
Mit einem großen Budget kann man sich Erfolg kaufen, so die landläufige Meinung über potente Fußballklubs. Doch nicht umsonst ist der beliebte Spruch entstanden: „Geld schießt keine Tore“. Und so sehr sich in dieser Aussage die Hoffnung der Fußballromantiker widerspiegelt, kann man doch auch einige prominente Beispiele dafür anführen.
Man denke nur an die 43,3 Million Euro und die 58,5 Million Euro, die Chelsea einst für Andriy Shevchenko und Fernando Torres ausgab oder in jüngerer Vergangenheit an das Liverpooler 46,5-Million-Missverständnis Christian Benteke. Es scheint also nicht so einfach, aus viel Geld große Leistung zu generieren.
Genau in diesem Bereich arbeiten die Leipziger hocheffizient und beweisen ein gutes Händchen für die richtigen Personalentscheidungen. Das Muster ist auffällig: Besonders schnelle und offensivstarke Akteure stehen im Vordergrund der Bemühungen. 75 Prozent der Transferausgaben seit dem Bundesliga-Aufstieg entfallen auf diesen Spielertyp. Wenn auch auf den Zuwendungen des Milliardärs Dietrich Mateschitz fußend, funktioniert das System mit hoher Wahrscheinlichkeit. Wie geschickt sich die Leipziger in Sachen Transfers anstellen, ist bemerkenswert. Bruma und Augustin sind nicht die einzigen Transfers dieser Güte.
Weitere Beispiele – Ausnahme Burke
Auch Timo Werner, Naby Keïta, Konrad Laimer, Kevin Kampl und Oliver Burke passen in diese Reihe. Einzig der Schotte Burke erfüllte dabei nicht die in ihn gesetzten Hoffnungen und suchte schon nach einer Spielzeit das Weite. Der Stürmer, für 15,2 Million Euro von Nottingham Forrest losgeeist, zeigte die RB-typischen Anpassungsschwierigkeiten an die hohen Anforderungen unter Coach Ralph Hasenhüttl.
Das spezielle Umschaltspiel müssen die meisten Neuzugänge in Leipzig erst lernen. Es geht in erster Linie um ein gutes Anlaufverhalten und die Bereitschaft zu vielen, langen Sprints in der Offensive und Defensive. Macht es dann Klick bei den neuen Kollegen, sieht man dies an der Akzeptanz der arrivierten Spieler. Und auch die Verantwortlichen wie Rangnick sparen dann nicht an Lob. So sagte er nach der Bruma-Gala gegen den BVB: „Er wird wöchentlich, fast täglich besser. Man sieht, welches Selbstvertrauen er inzwischen hat. Er ist nur schwer zu stoppen.“
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