BVB-Dirigent Castro schwingt den Taktstock

von Remo Schatz
3 min.
Gonzalo Castro ist der neue Chef im BVB-Mittelfeld @Maxppp

Den Patzer gegen RB Leipzig machte Borussia Dortmund mit zwei 6:0-Kantersiegen gegen Legia Warschau und Darmstadt 98 wett. In den Vordergrund spielten sich zahlreiche Jungstars. Gonzalo Castro ist aber der Fixpunkt im BVB-Mittelfeld, der die jungen wilden Offensivspieler zusammenhält und die Richtung vorgibt.

Nach seinem ersten Vereinswechsel überhaupt hatte Gonzalo Castro mit der Umstellung zu kämpfen: „Die Zeit am Anfang war nicht schön. Aber ich habe den Wechsel mit Überzeugung gemacht. Deshalb gab es nie den Gedanken, wieder wegzugehen. Aus solchen Phasen lernt man.

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Und Gonzo hat gelernt. Musste der 29-Jährige vergangene Saison noch das ein oder andere Spiel von der Bank oder gar der Tribüne aus betrachten, ist er nach der diesjährigen Sommervorbereitung gesetzt. Im offensiven Mittelfeld schwingt sich der fünffache Nationalspieler mehr und mehr zum Taktgeber auf. Das Spiel gegen Darmstadt 98 ist dafür ein Paradebeispiel.

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Castro neben Guerreiro auf der Doppelacht

In der taktischen Marschrichtung von Thomas Tuchel ist in dieser Saison ein klares Muster zu erkennen. Wenn der BVB gegen fußballerisch eher schwächere Gegner das Spiel machen muss, setzt der Cheftrainer nicht auf eine Doppelsechs, bestehend aus Sebastian Rode und Julian Weigl, sondern auf eine deutlich spielstärkere Variante. Weigl übernimmt die alleinige Rolle des Sechsers und davor agieren Castro und Raphaël Guerreiro sozusagen auf der Doppelacht.

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Gegen die Lilien dauert es bis zur siebten Minute, bis Castro das erste Mal den Ball berührt. Der erste Ballkontakt ist allerdings gleichbedeutend mit dem ersten Tor der Borussia. Gegen die Hessen, die mit einer Fünferkette hinter einer Viererkette agieren, dauert es etwas, bis Gonzo seine Position zwischen den Reihen neben Europameister Guerreiro findet. Einmal im Spiel, drückt der polyvalente letztjährige Sommerneuzugang der Partie seinen Stempel auf.

Versteckt sich Castro noch zu Beginn in der engmaschigen Abwehr, findet sich der 29-Jährige im Laufe der ersten Halbzeit immer besser auf der Spielmacherposition zurecht. Castro agiert dabei wie auf der Rückraum Mitte im Handball. Der Routinier sagt, wo die Kugel hin muss beziehungsweise über welche Seite der Ball schnell gespielt wird.

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Castro dirigiert die Angriffe

Nach zehn Minuten des Ballschiebens erkennt Castro, dass er sich fallen lassen muss, um das Spiel anzukurbeln. Der Deutsch-Spanier taucht dementsprechend vor dem Abwehrverbund auf, um sich nach dem ersten Ballkontakt direkt dahinter wieder anzubieten. Mit diesen schnellen Ballstafetten kreiert die Borussia sowohl Schusschancen in zentraler Position vor dem Tor oder aber spielt die starken Flügelspieler Christian Pulisic und Ousmane Dembélé frei. Da der frühere Leverkusener somit sowohl vor als auch hinter der zweiten Abwehrreihe auftaucht, bekommen die Lilien auf ihn überhaupt keinen Zugriff mehr.

Die Chancenlosigkeit der Darmstädter wird dadurch manifestiert, dass der BVB nicht nur auf der rechten Castro-Pulisic-Seite nach diesem Schema agiert, sondern nach Lust und Laune auch über die linke Guerreiro-Dembélé-Flanke. Auffallend dabei ist Castros Entwicklung während des Darmstadt-Spiels. Durch das frühe eigene Tor traut sich der Mittelfeldspieler deutlich mehr zu, reißt das Spiel an sich und schwingt sich zum Leitwolf der jungen und wilden BVB-Offensive auf. Er schwingt den Taktstock.

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Traum von der Nationalmannschaft

Die Belohnung ist eine herausragende Partie, an deren Ende noch ein zweites Tor per Hacke sowie eine Torvorlage für den eingewechselten Sebastian Rode zu Buche stehen. In dieser Form und vor allem in der Rolle als Regisseur ist Castro für Tuchel alternativlos – und bringt sich so, ob er will oder nicht, mal wieder bei der Nationalmannschaft ins Gespräch. Einen Traum, den der Mittelfeldchef des BVB noch nicht aufgegeben hat, wie er der ‚Bild‘ gesteht: „Ich versuche stets, mein Bestes zu geben. Aber wenn es nicht reicht, dann reicht’s nicht. Klar wäre es schön, noch mal eingeladen zu werden.

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