DFB-Pokal: Ein Bayern-Heimspiel ist lächerlich

von Lukas Heimbach
3 min.
Der FC Bayern empfängt morgen Abend Eintracht Braunschweig @Maxppp

Im Achtelfinale des DFB-Pokals reist Zweitligist Eintracht Braunschweig am morgigen Mittwoch (20.30 Uhr) zum FC Bayern. Der 1. FC Kaiserslautern ist – wieder einmal – zu Gast bei Bayer Leverkusen. Die Aussichten auf eine Sensation sind für die beiden Außenseiter entsprechend marginal. Dabei sind es doch gerade die Pokalschlachten im Hexenkessel der Underdogs, die in der Vergangenheit Fußballgeschichte schrieben. Ein Plädoyer für das ausnahmslose Heimrecht unterklassiger Vereine.

Vor dem ungleichen Aufeinandertreffen im DFB-Pokal hat Torsten Lieberknecht ausgesprochen, was sich dieser Tage wohl so mancher Verantwortlicher denkt, wenn es gegen den FC Bayern geht. Der Übungsleiter hat „jetzt keinen Bock“ auf das Duell mit dem deutschen Rekordmeister und -pokalsieger. Und offen gesagt hat der Coach von Zweitligist Eintracht Braunschweig vollkommen Recht.

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Der BTSV befindet sich mitten im Aufstiegskampf in die Bundesliga. Das immens wichtige Duell gegen den Tabellenzweiten SV Darmstadt 98 verloren die ‚Löwen‘ am Wochenende mit 0:1. Denkbar, dass der ein oder andere Braunschweiger mental schon in München war. Vom Böllenfalltor ging es weiter Richtung Bayern. Am morgigen Mittwochabend tritt der Zweitligist beim turmhohen Favoriten und Tabellenführer der Bundesliga an. „Wir werden die Bayern des Öfteren in unserem Sechzehner einschnüren. Wir müssen sie dann unter Druck setzen“, flüchtet sich Lieberknecht schon vor der Partie in Galgenhumor.

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Welchen Sinn ergibt das Heimrecht des Bundesligisten?

Die Frage lautet: Was bringt der Kick den Niedersachsen überhaupt? Daheim, im Stadion an der Hamburger Straße, hätte die Elf des 41-Jährigen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Hexenkessel erwartet. Aufgeheizte Knister-Atmosphäre. Die Fans als viel zitierter zwölfter Mann. Als Positiv-Peitsche auf der mitreißenden Pokal-Galeere. Der Wille und der Glaube an eine mögliche Sensation ist zumindest vorhanden und keimt, je länger die Null gehalten werden kann. Aber ein Auswärtsspiel in München? Ein Publikum, das in aller erster Linie unterhalten werden will – vor allem gegen einen krassen Außenseiter wie die Braunschweiger. Wie soll einem krassen Außenseiter dort die Sensation gelingen.

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Und wie soll Torsten Lieberknecht – zwischen Pokal-Ohnmacht und blinzelnd Richtung Bundesliga – sein Team für das Spiel morgen Abend überhaupt motivieren? Selbst dem DFB dürfte doch eigentlich daran gelegen sein, dass sich Zuschauer möglichst viel Spannung versprechen. Schließlich reizt auch den Zuschauer der Glaube an einen Überraschungscoup wesentlich mehr als die Aussicht auf einen fußballerischen Leckerbissen und entsprechend lange vor dem Fernseher hocken zu bleiben.

Der Reiz des Pokals

Der Pokal lebt doch von seinen Überraschungen. Das Gefühl, dem Underdog könnte es irgendwie – ganz egal wie genau – gelingen, den Favoriten aus dem Wettbewerb zu ringen, ist es, das den Reiz des Pokals ausmacht. Weshalb kann es sein, dass die Bayern Heimrecht genießen dürfen?

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Ähnliches gilt für Bayer Leverkusen. Die ‚Werkself‘ tritt schon am heutigen Dienstag zuhause gegen den 1. FC Kaiserslautern an – ebenfalls ein Zweitligist. Übrigens schon wieder. Schon letztes Jahr mussten die Pfälzer im Pokal und die BayArena und kämpften den Bundesligisten in einem erschreckenden Kick mit 1:0 nieder. Die Freude allerdings war nicht von allzu langer Dauer, denn die Auslosung ergab für die nächste Runde die Reise zum FC Bayern (1:5). Das ist – mit Verlaub, lieber DFB – ganz einfach eine Farce.

Ein Hoch auf das Favoritensterben

Die Regularien des DFB-Pokals sichern Drittligisten sowie allen Amateurvereinen zwar bereits das Heimrecht zu, diese Richtlinie geht aber mitnichten weit genug. Auch Zweitligisten sollten gegen Erstligisten immer Heimrecht genießen. Schließlich ist es nicht die Aussicht auf das sportlich lukrativste Finale, die den Wettbewerb für Fußballdeutschland attraktiv macht. Vielmehr ist es der Traum des kleinen David, den großen Goliath in die Knie zu zwingen, der dem Wettbewerb seinen Sex-Appeal verleiht. Zugegeben, die Aussicht auf Schadenfreude schwingt sicherlich ebenfalls mit.

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Insofern muss sich der DFB endlich aus seiner Grundsatz-Statik lösen und im Sinne der Attraktivität des Wettbewerbs neue Regularien beschließen, die unterklassigen Vereinen ausnahmslos das Heimrecht zusichern.

1,041 Millionen Euro winken den Klubs für das Erreichen des Viertelfinals. Insofern sollte das Motto für die kommenden beiden Tage lauten: Ein Hoch auf das Favoritensterben!

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