Plattitüden statt Ehrlichkeit: Willst du das wirklich, lieber DFB?

von Lukas Heimbach
2 min.
Muss mindestens gegen den FC Bayern zuschauen: Zlatko Junuzovic @Maxppp

Zlatko Junuzovic hat sich die fünfte Gelbe Karte abgeholt. Mit Vorsatz, wie er zugab. Seine Ehrlichkeit soll nun bestraft werden. Das aber ist eine Farce. Ein Kommentar über die legitime Unsportlichkeit.

Es ist offiziell. Der DFB ermittelt gegen Zlatko Junuzovic und Clemens Fritz. Und zumindest in der Causa Junuzovic sind Konsequenzen voraussichtlich unumgänglich. „Das war abgesprochen. Man muss in dieser Situation taktisch agieren. Das war wahrscheinlich der beste Zeitpunkt dafür“, hatte sich der Österreicher vom SV Werder Bremen nach dem 4:1-Sieg gegen Hannover 96 öffentlich dazu bekannt, sich seine fünfte Gelbe Karte vorsätzlich abgeholt zu haben. Der Werderaner Scharfschütze ist damit kommende Woche gegen den FC Bayern gesperrt. Das ist im Abstiegskampf zu verkraften.

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Junuzovic machte das, was in der weichgespülten Mixedzone zu einem äußerst raren Gut verkommen ist: Er sagte die Wahrheit. Dafür wird er nun wohl bestraft. Hätte sich der 28-Jährige in Schweigen gehüllt, wären dem vor Entrüstung schäumenden DFB wohl die Hände gebunden gewesen.

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Den Prinzipienreitern auf den Schlips getreten

Der DFB, als Verband engstirniger Prinzipienreiter auf höchstem Ross, fühlt sich nun wieder einmal auf den Schlips getreten. Und das muss Tadel nach sich führen. Schließlich konnte man schon den Lausbuben aus Darmstadt keinen Vorsatz nachweisen, als diese sich in der Schlussphase gegen Bayer Leverkusen satte fünf Gelbe Kartons abholten. Das betreffende ‚Lilien‘-Quintett war in der Woche darauf gesperrt. Und Überraschung: Ebenfalls gegen die Bayern.

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Dass ein solcher Vorsatz unsportlich ist, darüber lässt sich kaum streiten. Wohl aber über den Grad der Unsportlichkeit. Für die betreffenden Klubs geht es um nicht weniger als den Klassenerhalt und da sollte jedes taktische Mittel, sofern es keine infame körperliche oder psychische Diffamierung der Kontrahenten darstellt, erlaubt sein.

Eine legitime Unsportlichkeit

Darmstadt hat den mit Abstand niedrigsten Etat der Bundesliga. Schon in der zweiten Liga rangierte der SVD diesbezüglich weit unten. Dass sie den Durchmarsch schafften, kommt einem kleinen Fußballwunder gleich. Was also erwartet man von den Hessen als dass sie jeden noch so kleinen Strohhalm greifen, der ihnen zur Verfügung steht, um die Klasse zu halten. Was will man ihnen vorwerfen?

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Das Verhalten, sowohl von Bremen als auch von Darmstadt, ist absolut nachvollziehbar. Eine legitime Unsportlichkeit, könnte man sagen. Schließlich hat der DFB auch noch nie ein Ermittlungsverfahren gegen Spieler des FC Bayern, von Borussia Dortmund oder sonstigen Titelanwärtern eingeleitet, wenn sie am Saisonende gegen Abstiegskandidaten ihre B-Elf auflaufen ließen. Wie auch? Dennoch ist ein solches Verhalten mindestens ebenso unsportlich. Unter diesem Gesichtspunkt wohlgemerkt. Legitim ist aber auch das. Am Ende des Tages ist es doch jedem Verein selbst überlassen, ein Spiel mehr oder weniger ‚herzuschenken‘. Von Spielmanipulation ist hier natürlich ausdrücklich nicht die Rede.

Das Gravierendste an den Ermittlungen gegen Fritz und vor allem Junuzovic ist aber, dass Ehrlichkeit einmal mehr nicht belohnt, sondern bestraft wird. Und das ist im Plattitüden behafteten Fußballgeschäft schlichtweg eine Farce.

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