Reus-Comeback: Diese neuen Möglichkeiten bieten sich Tuchel

von Lukas Stellmach
5 min.
Umworben: Marco Reus @Maxppp

Der genaue Zeitpunkt von Marco Reus' Rückkehr beim BVB ist weiter ungewiss. Seit etwas mehr als 18 Monaten plagt ihn eine Adduktorenverletzung. Muskuläre Probleme zwangen den Offensivstar immer wieder zu kürzeren Pausen. Nun befindet er sich endgültig auf dem Weg der Besserung. Reus soll bald wieder komplett ins Mannschaftstraining zurückkehren und damit das Offensiv-Repertoire von Trainer Thomas Tuchel erweitern. FT hat sich mit den möglichen Varianten beschäftigt.

Nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern im Mai diagnostizieren die Ärzte bei Reus einen erneuten Einriss im Adduktorenbereich. Es folgte das EM-Aus, das nach dem verletzungsbedingten Verpassen der WM 2014 doppelt bitter war. Die Dortmunder Verantwortlichen gaben sich zunächst optimistisch, dass Reus im August voll belastbar ist. Doch erneute Rückschläge im Heilungsprozess ließen sie mehrmals zurückrudern, Reus' Einstieg ins Mannschaftstraining verschob sich immer weiter.

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Anfang Oktober sorgte Reus dann für einen Lichtblick – der gebürtige Dortmunder stand zum ersten Mal wieder auf dem Trainingsplatz. Doch vorerst arbeitet er seitdem individuell auf sein Comeback hin. Derzeit legt die Dortmunder Identifikationsfigur nach Informationen des ‚kicker‘ einmal pro Woche 170 Kilometer von Dortmund nach Gulpen zurück, um sich kontrollierenden Tests von Osteopath Hub Westhovens zu unterziehen. Dieser deckt muskuläre Dysbalancen auf, kontrolliert den Heilungsprozess des Muskels und gleicht Fehlstellungen durch spezifische Übungen aus.

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Reus wird auch in den kommenden Wochen von den Ärzten und Physios in Watte gepackt. Inzwischen zeigen sich die handelnden Personen immerhin trotz der sehr sensiblen Problemzone Adduktoren vorsichtig optimistisch. Für Trainer Thomas Tuchel wird sich dann in der breit aufgestellten BVB-Offensive eine weitere qualitativ hochwertige Option bieten. Die Rückkehr des 27-jährigen macht die ohnehin schon sehr flexible schwarz-gelben Angriffsreihe um mehrere Varianten reicher.

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Neue taktische Möglichkeiten durch Reus

Die Offensivreihe der Dortmunder wurde in der Sommertransferperiode durch viele vielversprechende Talente und gestandene Spieler erweitert: Ousmane Dembélé, Emre Mor, André Schürrle und Rückkehrer Mario Götze sind neue Kandidaten für die Offensivreihe hinter dem gesetzten Pierre-Emerick Aubameyang, bei der viele Vereine im In- und Ausland vor Neid erblassen. Dabei verfügt der BVB mit Shinji Kagawa und Gonzalo Castro zudem über zwei Spieler, die in der Kreativzentrale ihr Können unter Beweis gestellt haben. Doch während Castro bisher ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Abteilung Attacke darstellt, blieb Publikumsliebling Kagawa zuletzt häufig auf der Strecke.

Bleibt noch Ausnahmetalent Christian Pulisic, der sich in der vergangenen Rückrunde durch seine erfrischenden Auftritte in die Herzen des Publikums spielte und mittlerweile guten Gewissens Ansprüche auf Einsatzminuten stellen darf. Zusätzlich spielt der eigentlich als Linksverteidiger verpflichtete Raphaël Guerreiro auch in der Offensivzentrale in Tuchels 4-1-4-1 System groß auf. Diese enorme Leistungsdichte im Dortmunder Kader wirft die Frage auf: Wohin mit Reus?

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So könnte der BVB mit Reus agieren

Der nun auch in der Breite top aufgestellte BVB-Kader ermöglicht Tuchel Formationen, die zum einen noch besser auf die Anforderungen des Gegners zugeschnitten sind, und zum anderen das Dortmunder Spiel unberechenbarer zu machen. Die Flexibilität, die Tuchel seiner Elf eingeimpft hat und in Zukunft weiter fördern wird, soll sich nicht nur innerhalb eines Systems bewegen. Vielmehr plant der Dortmunder Coach einen Ausbau der bereits vorhandenen Systemflexibität innerhalb eines Spiels, um die nächste Stufe des Leistungsniveaus zu erklimmen. FT stellt zwei mögliche Varianten vor, in denen Reus eine entscheidende Rolle zuteil werden kann:

Variante A

Reus stellt einen Spielertypus dar, der auf seinem Niveau ansonsten nicht im BVB-Kader vorzufinden ist. Reus ist auf dem Papier ein pfeilschneller Linksaußen, der in der Lage ist, Tempodribblings erfolgreich zu gestalten und diese mit seiner starken Schusstechnik abzuschließen. Auf Schürrle trifft diese Beschreibung ebenfalls zu. Ein entscheidender Punkt, in dem die beiden sich unterscheiden, ist aber der Umstand, dass sich Reus in der Offensivzentrale wohler fühlt. Er zeigte in der Vergangenheit, dass er in der Lage ist, als Hängende Spitze aus den Halbpositionen in die freien Räume zu stoßen, aber zusätzlich auch spielgestalterische Fähigkeiten einzubringen. Schürrle kann im Sturmzentrum spielen, ist allerdings aufgrund seiner etwas eindimensionalen Technik und seiner raumgreifenderen Spielweise eher ein Kandidat für die Spitze, während Reus eine Art Neuneinhalb darstellen kann.

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Aubameyang, von Reus in der Sturmzentrale leicht hängend unterstützt, könnte vor allem in der Champions League eine sehr interessante Option darstellen. Umgeben von Castro in der zentralen Position und Guerreiro auf der linken Außenbahn könnte Reus seine Stärken im Zentrum entfalten und innerhalb des Spiels die Position mit Guerreiro wechseln, um noch besser auf Spielsituationen und -stände reagieren zu können. Seine Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit im Abschluss würden ihm in dieser Formation entgegenkommen. Der Umstand, dass der gelernte Linksverteidiger Guerreiro mit Schmelzer zusammen die linke Seite abdichtet, rundet die Variante A ab und bietet einige Flexibilität. Mit diesem Personal ist ein Wechsel in ein 4-1-3-2 oder ein 4-4-2 flach im Spiel ohne größere Probleme möglich – ganz im Sinne von Tuchel.

Variante B

Eine klassischere Version, die mit noch mehr Erfahrung auf hohem Niveau ausgestattet ist, stellt Variante B dar. Drei deutsche Nationalspieler bilden mit Castro und Aubameyang ein international renommiertes Quintett. Reus würde in dieser Formation etwas statischer auf dem linken Flügel agieren – ebenso wie Schürrle auf dem gegenüberliegenden. In diesem in die Breite gezogenen System können sowohl Reus als auch Schürrle gefährlich in die Mitte ziehen und Platz für die nachrückenden Außenverteidiger schaffen oder selbst abschließen. Götze und Castro haben in dieser Formation die Möglichkeit, mit drei schnellen Zielspielern ihre tödlichen Pässe an den Mann zu bringen. Mit dieser Elf lässt sich ein Konterspiel aufziehen, das gegen starke Bundesliga- oder Champions League-Teams eine Waffe sein kann. Mit Götze und Castro eher offensiv oder mit Castro und Guerreiro als Alternative in der Zentrale eher defensiv ausgerichtet, ist die Spielidee mit kleinen Änderungen ebenfalls flexibel.

Fazit: Es ist egal, welche Rolle Tuchel in Zukunft für Reus wählt. Ein fitter Reus, der zu seinen Glanzzeiten an der absoluten Weltklasse kratzte, stellt eine Bereicherung dar. Gerade seine Erfahrung und gezeigten Leistungen in der Champions League erhöhen die Klasse des BVB. Tuchels taktische Bandbreite und die Chancen in drei Wettbewerben, eine gute Rolle zu spielen, vergrößern sich mit der Reus-Rückkehr definitiv.

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