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Djibril Sow im FT-Interview: „Die Champions League ist auch nicht schlecht“

von Lukas Hörster
5 min.
Djibril Sow im Gespräch mit FT @Maxppp

Im Gespräch mit FT spricht Borussia Mönchengladbachs Nachwuchshoffnung Djibril Sow über sein erstes Jahr in Deutschland, Führungsspieler, persönliche Ziele und ein mögliches Leihgeschäft. Zudem outet er sich als großer Fan eines seiner Mitspieler.

Mit 18 Jahren verließen Sie ihre Heimatstadt Zürich, um bei Borussia Mönchengladbach zu spielen. 600 Kilometer entfernt von zu Hause: Wie schwer fiel Ihnen die Umstellung auf ein Leben in Eigenregie?

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Djibril Sow: Sprachprobleme hatte ich keine. Die Umstellung bei einem Wechsel in ein anderes, nicht deutschsprachiges Land wäre mit Sicherheit schwieriger gewesen. Aber das erste Mal weg von der Familie und vom gewohnten Umfeld zu sein, war tatsächlich nicht so einfach. Aber ich bekam viel Hilfe von anderen jungen Spielern, meinem Vermieter und meinem Berater.

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Wie lebt es sich in Mönchengladbach? Durchlebten Sie im ersten Jahr eine Art Reifeprozess?

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Natürlich. Wenn man alleine wohnt und alles auf einmal alleine machen muss, durchlebt man wohl zwangsläufig einen gewissen Reifeprozess. Mir hat das gut getan.

Und sportlich? Lief alles, wie Sie es sich vorgestellt haben und gab es diesbezüglich klare Absprachen, etwa mit Max Eberl?

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Sicher. Es gab die klare Absprache, dass ich erstmal im Regionalligateam spielen werde. Dazu sollte ich ab und zu mal mit der ersten Mannschaft trainieren. Nachher kam es aber glücklicherweise so, dass ich ständig mit den Profis trainieren durfte. Daher lief das erste Jahr aus sportlicher Sicht wirklich gut.

Sie sind Mittelfeldspieler. Aber ob ein Sechser, Achter oder Zehner, daran scheiden sich im Gladbacher Umfeld noch die Geister. In welcher Rolle sehen Sie sich und was sind die feinen Unterschiede zwischen den einzelnen Positionen?

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Als junger Spieler ist eine offensivere Position schon ganz cool, weil man dort mehr riskieren kann und auch darf. Ich bin immer weiter vorgerückt, am Anfang kam ich als Sechser. Aber der Trainer schätzt meine Schnelligkeit und Dynamik und setzt mich gerne weiter vorne ein. Das gefällt mir.

Gibt es mit dem Trainer der Profis über solche Fragen regelmäßige Gespräche?

Genau. Dafür gibt es Einzelgespräche, die in regelmäßigen Abständen stattfinden. Dadurch weiß man sehr gut, was der Trainer von einem erwartet.

Fiebern sie bei Spielen der ersten Mannschaft eigentlich so richtig auf der Tribüne mit?

Ich will natürlich, dass die Mannschaft gewinnt. Allerdings ist es nicht so, als wäre man ein Fan im herkömmlichen Sinne. Viel mehr sieht man dort die eigene Mannschaft spielen und hofft, möglichst bald selbst auflaufen zu dürfen.

Drücken Sie besonders Ihrem langjährigen Weggefährten Nico Elvedi die Daumen?

Super Sache, dass wir jetzt beide hier spielen. Als wir vor fünf Jahren zusammen im Klassenzimmer saßen, hätten wir das wohl nicht gedacht. Ich freue mich sehr, dass er so viele Einsätze erhält.

Elvedi sagt, Ihr Durchbruch sei nur eine Frage der Zeit: Für wann haben Sie sich den vorgenommen?

Natürlich will man vor allem als junger Spieler so schnell wie möglich voran kommen. Man muss jedoch geduldig sein. Dennoch habe ich mir das Ziel gesteckt, noch in dieser Saison Bundesligaeinsätze zu sammeln. Und die Champions League ist natürlich auch nicht schlecht.

Auch gestandene Bundesligaprofis wie Lars Stindl, Raffael oder Weltmeister Christoph Kramer stehen im Kader. Schauen Sie zu ihnen auf und holen sich in Gesprächen Tipps oder versuchen Sie, möglichst eigene Erfahrungen zu sammeln?

Ich versuche so viele Tipps wie möglich einzusammeln. Die erfahrenen Spieler kommen da auch auf einen zu und geben Hilfestellungen. Sogar bei Kleinigkeiten sind sie zur Stelle und zeigen dir, wie du dich verbessern kannst.

Welche Spieler kümmern sich am meisten um die Belange junger Nachwuchskräfte?

Da möchte ich auf jeden Fall Tony Jantschke nennen, der ständig den Kontakt zu uns jüngeren Spielern sucht. Er füllt seine Führungsrolle mit Leben.

Wer ist der technisch beste Fußballer der Mannschaft?

Raffael. Ich war bereits als kleiner Junge Fan von ihm, als er noch in meiner Heimatstadt Zürich gespielt hat. Es ist beeindruckend zu sehen, mit welcher Leichtigkeit er seine Gegner umspielt und immer das Auge für den besser postierten Mitspieler hat.

Wie groß ist der Unterschied zwischen dem Spielniveau in der Regionalliga und dem Niveau im Profi-Training? Woran sind Unterschiede am deutlichsten festzumachen?

Das Niveau im Training ist natürlich unterschiedlich. Es wird bei den Profis zum Beispiel noch schneller und besser gepasst. Wenn wir im Training der U23 auf Ballhalten spielen, ist die Kugel auch schon mal nach zwei, drei Kontakten weg. Bei den Profis gibt es zum Teil wesentlich längere Stafetten.

Welchen Ihrer Teamkollegen aus der U23 trauen Sie ebenfalls den Sprung in die Bundesliga zu?

Marvin Schulz hatte das Pech, sich leider schwer zu verletzen. Er hat aber das Zeug dazu, in der Bundesliga zu spielen. Das hat er in der vergangenen Saison ja auch bereits nachweisen dürfen. Ebenfalls dazu zählen würde ich William Ndenge, der wie ich zwischen erster und zweiter Mannschaft switcht.

Angenommen, Sie müssen aufgrund des breiten Gladbacher Kaders vorerst weiter in der U23 ran: Würden Sie die Möglichkeit in Erwägung ziehen, durch ein Leihgeschäft Spielpraxis in höheren Ligen zu sammeln?

Natürlich will man irgendwann höher spielen als Regionalliga. Die Möglichkeit einer Leihe würde ich auf jeden Fall nicht ausschließen, aber damit beschäftige ich mich momentan nicht. Ich will mich bei Borussia durchsetzen.

Gab es die Diskussion bereits im vergangenen Transferfenster oder war stets klar, dass sie in der laufenden Saison weiter hauptsächlich Erfahrungen in der Regionalliga sammeln?

Nein, eine Diskussion gab es nicht. Ich will mich hier ein weiteres Jahr entwickeln.

Käme bei einem Leihgeschäft auch die zweite oder dritte Liga für Sie in Frage? Oder eine Rückkehr in die Schweiz, zum Beispiel nach Zürich?

Die Zweite Liga käme da sicherlich in Frage. Eine Rückkehr nach Zürich schließe ich aus. Mittlerweile spielen sie auch nur noch in der zweiten Liga.

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