FT-Scouting: Turboabiturient auf dem Weg in die Fohlen-Elf

Die Saisonvorbereitung ist eine von Fußballprofis eher ungeliebte Zeit. Statt vor zehntausenden Menschen in einem Stadion zu spielen, steht harte Arbeit auf dem Programm. Vor allem im Trainingslager müssen die Spieler an ihre körperlichen Grenzen gehen. Die meisten sind froh, wenn endlich der erste Spieltag ansteht. Anders sieht die Sache bei Jugendspielern aus. Zu keinem anderen Zeitpunkt ist der Nachwuchs dem Profigeschäft so nahe wie in der Vorbereitung. Die Youngster dürfen zusammen mit ihren Vorbildern auf dem Platz stehen und bei guten Leistungen winkt ein Platz im Profikader.

Einer, der in den vergangenen Wochen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, ist Tsiy William Ndenge. Das Eigengewächs von Borussia Mönchengladbach trainiert bereits seit März mit den Profis der ‚Fohlen‘. Vor wenigen Wochen durfte er zum ersten Mal mit ins Trainingslager am Tegernsee. Dort überzeugte er Trainer Lucien Favre so sehr, dass dieser ihn vermehrt in den Testspielen einsetzte. Als linker Verteidiger oder als Linksaußen zeigte er gute Leistung. Beim 2:2 der Gladbacher gegen Bursaspor scheiterte er zweimal am Aluminium. „Es war natürlich schade, dass beide Schüsse nicht rein gegangen sind. Aber man muss immer weiter machen, und zum Glück haben wir am Ende ja auch noch ein 2:2 errungen“, sagte der 18-Jährige nach dem Spiel.

In der vergangenen Saison kam der Linksfuß für die U19 der Gladbacher zum Einsatz. Obwohl er zum jüngeren Jahrgang gehörte, war Ndenge einer der Leistungsträger im Team von Arie van Lent. „Will ist technisch stark, schnell und verfügt über ein gutes Spielverstädnis. Zudem hat er immer ein Auge für seine Mitspieler“, verrät der U19 Trainer dem vereinseigenen ‚FohlenEcho‘, „er bringt alles mit und hat enormes Potenzial. Ich bin gespannt, wohin ihn sein Weg führen wird.“

Ein Leben im Schnelldurchlauf

Es würde zum bisherigen Werdegang des Sohnes kamerunischer Eltern passen, wenn er ihn auf kürzestem Weg in die Bundesliga führt. Denn bisher ging im Leben des 18-Jährigen alles ganz schnell. Bereits mit 16 bestand er sein Abitur mit der Abschlussnote 2,6. Im Oktober beginnt für ihn des dritte Semester seines Wirtschaftsinformatik-Studiums. Momentan besitzt er bei den ‚Fohlen‘ noch keinen Profivertrag. Das wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit schon bald ändern.

„Mein absolutes Ziel ist es, Profi zu werden. Dafür würde ich auch das Studium erst einmal ruhen lassen“, verrät der Youngster der ‚Bild‘. Das hatte sich im April noch ganz anders angehört: „Natürlich möchte ich es unbedingt in der Bundesliga schaffen – am liebsten bei Borussia. Daneben möchte ich aber auch mein Studium erfolgreich abschließen.“ Womöglich ist Ndenge nun bewusst, dass man in Gladbach nun anders mit ihm plant, als es noch vor wenigen Monaten der Fall war.

Am Anfang des Weges

Ob es aber schon in der kommenden Saison für regelmäßige Einsatzzeiten in Deutschlands höchster Spielklasse reicht, ist aber fraglich. „Ndenge hat viel Qualität, auch wenn er noch viel lernen muss“, beschreibt ‚Fohlen‘-Trainer Favre auf der vereinseigenen Homepage. Auch der Spieler berichtet dem ‚FohlenEcho‘, dass er sich noch in einigen Punkten verbessern muss: „Ich sehe mich zwar eher als Ballverteiler, der Vorlagen gibt und Angriffe einleitet. Trotzdem will ich torgefährlicher und noch präsenter werden.“ Ein Jahr wäre Ndenge noch für die U19 spielberechtigt; Grund zur Eile besteht also nicht. Auch wenn er es in dieser Saison noch nicht schaffen sollte, den Profikader aufzumischen, in Zukunft wird mit ihm zu rechnen sein.