Gladbach will zurück nach Europa: Eine Kaderanalyse

von Die Redaktion
6 min.
Matthias Ginter soll schon eine tragende Rolle übernehmen @Maxppp

Mit insgesamt sechs neuen Akteuren hat sich Borussia Mönchengladbach in diesem Sommer verstärkt. Leistungsträger wie Mahmoud Dahoud und Andreas Christensen kehrten den Fohlen den Rücken. Ob das von Sportdirektor Max Eberl ausgegebene Ziel „{besser als Platz neun}“ damit realistisch für die Elf vom Niederrhein ist, analysiert Gastautor [Markus Krause->https://twitter.com/mm_krause].

Zum ersten Mal seit vier Jahren wird man am Niederrhein in dieser Saison ohne das internationale Geschäft auskommen müssen. Wahrlich kein Beinbruch für die Borussia, die am Ende des vergangenen Jahres auf den 14. Tabellenplatz abgerutscht war und sich mitten im Abstiegskampf wiederfand. Mit dem Trainerwechsel Dieter Hecking für André Schubert zum neuen Jahr kam jedoch auch ein nicht von jedem erwarteter Aufwärtstrend, der die Borussia beinahe doch auf die Europapokal-Plätze gespült hätte. Fast enttäuschend daher, dass es am Ende nur zum schwächsten Ergebnis seit der Relegationssaison 2011 reichte.

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Typisch für Max Eberl begann dieser, unabhängig von der Abschlussplatzierung, früh mit den Planungen für die Saison 2017/18 – die Abgänge fünfder Eckpfeiler Mahmoud Dahoud und Andreas Christensen fest im Blick. Nur wenige Tage nach Saisonende wurde mit Vincenzo Grifo vom SC Freiburg gleich der erste Neuzugang präsentiert. Und mit dem Transfer von Matthias Ginter Anfang Juli wurden die Transferaktivitäten schon knapp zwei Monate vor Schließung des Transferfensters für eigentlich beendet erklärt.

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Nach fünf Wochen Vorbereitung und dem DFB-Pokalsieg gegen Rot-Weiß Essen (2:1) gilt es für den Trainer jetzt, aus 26 Kandidaten seinen 18er Kader zu bestimmen.

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Tor: Sommer peilt Rang drei im vereinsinternen Torwart-Ranking an

Personal: Yann Sommer, Tobias Sippel, Moritz Nicolas, Christofer Heimeroth

An Yann Sommer ist aktuell kein Vorbeikommen. In der vergangenen Rückrunde zeigte er starke Leistungen und ist aus dem Tor der Fohlenelf nicht mehr wegzudenken. Am Ende der Saison könnte sich der Schweizer (bisher 140 Pflichtspieleinsätze für Gladbach) hinter Uwe Kamps (517 Einsätze) und Wolfgang Kleff (415 Einsätze) auf Rang drei der Stammtorhüter-Rangliste der Vereinshistorie einreihen.

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Mit Tobias Sippel hat der Sommer einen sicheren Rückhalt. Wenn Sommer einmal ausfiel, war er da und meisterte seine Aufgabe mit Bravour. Die Nummer drei geht in dieser Saison an U23-Keeper Moritz Nicolas, der in der Vorbereitung bereits auf sich aufmerksam machen konnte und von Trainer Dieter Hecking mehrfach gelobt wurde. Außerdem ist da noch Christofer Heimeroth, der aktuell zwar dem Torhüter-Team der Borussia angehört, ab Januar 2018 allerdings eine Aufgabe im Teammanagement übernehmen soll.

Verteidigung: Rekordtransfer, Rohdiamant und Rückkehrer

Personal: Matthias Ginter, Jannik Verstergaard, Nico Elvedi, Tony Jantschke, Reece Oxford, Mamadou Doucoré, Timothée Kolodziejczak, Oscar Wendt

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Durch die Rückkehr von Andreas Christensen zum FC Chelsea nach zwei Jahren tat sich für Max Eberl hier die größte Baustelle auf. Doch wie man den 43-jährigen Manager kennt, hatte dieser schon lange Ersatz im Auge: Matthias Ginter von Borussia Dortmund. Bereits seit drei Jahren wollte die Borussia den Defensiv-Allrounder verpflichten. Nun hat es endlich geklappt. Der Nationalspieler, der für eine Vereinsrekordablöse von 17 Millionen Euro an den Niederrhein wechselte, will künftig in eine Führungsrolle hineinwachsen.

Mit Reece Oxford von West Ham United holten die Gladbacher wieder einmal einen Rohdiamanten aus der Premier League auf Leihbasis, dieses Mal jedoch nur für eine Saison. Der 18-Jährige kann sowohl in der Innenverteidigung wie auch im defensiven Mittelfeld spielen, wird sich aber erst noch an die Bundesliga gewöhnen müssen. Ein weiteres Talent, Mamadou Doucouré, will nach seinem verletzungsreichen Seuchenjahr endlich am Niederrhein durchstarten und sich als Alternative für die Etablierten anbieten.

Nico Elvedi und Tony Jantschke können beide sowohl in der Zentrale als auch auf der rechten Abwehrseite auflaufen, beide haben ihre Qualitäten auf den jeweiligen Positionen. Ihr Gegenüber, Oscar Wendt, ist auf seiner Abwehrseite nahezu konkurrenzlos. Im Notfall könnte hier Fabian Johnson aushelfen. Bleibt noch Timothée Kolodziejczak. Dem Innenverteidiger würde Max Eberl bei einem entsprechenden Angebot keine Steine in den Weg legen. Nach FT-Informationen befindet er sich in Gesprächen mit OGC Nizza.

Mittelfeld: Wer spielt neben Kramer?

Personal: Christoph Kramer, Denis Zakaria, Tobias Strobl, László Benes, Mickaël Cuisance, Patrick Herrmann, Ibrahima Traoré, Jonas Hofmann, Vincenzo Grifo, Fabian Johnson

Gleich drei Neuzugänge können die Gladbacher in diesem Mannschaftsteil begrüßen. Mit Vincenzo Grifo kam vom SC Freiburg ein exzellenter Freistoß-Schütze, der der Mannschaft in der vergangenen Saison fehlte. Er kann ein wichtiger Leistungsträger in dieser Saison werden, wird sich an den Stil der Borussia aber noch gewöhnen müssen.

Für den zum BVB abgewanderten Dahoud wurde Denis Zakaria von den Young Boys Bern für zwölf Millionen Euro verpflichtet. Der Schweizer Nationalspieler wirkte im DFB-Pokal gegen Rot-Weiß Essen noch etwas überhastet, erinnerte mit seinem Auftritt aber auch ein wenig an den jungen Granit Xhaka. Der dritte Neuzugang im Bunde, Mickaël Cuisance, wechselte aus der U19 des französischen Erstligisten AS Nancy an den Niederrhein. Der 18-Jährige machte durch gute Leistungen in der Vorbereitung auf sich aufmerksam und könnte ein ernsthafter Kandidat für einen Kaderplatz werden.

Auf der Doppelsechs gesetzt sein dürfte Christoph Kramer. Auch aufgrund der Verletzung von Tobias Strobl, der mit einem Riss des vorderen Kreuzbandes sowie des Außenmeniskus' bis weit in die Rückrunde hinein ausfällt. Ein weiterer Kandidat für das zentrale Mittelfeld ist Laszlo Bénes. Der Slowene hat defensiv wie offensiv Qualitäten, agiert manchmal jedoch noch zu naiv. Seine Entwicklung bleibt spannend.

Um die Positionen auf den Außenbahnen werden sich neben Neuzugang Vincenzo Grifo auch Patrick Herrmann, Ibrahima Traoré, Fabian Johnson und Jonas Hofmann streiten. Der 26-jährige Herrmann konnte endlich mal wieder eine gesamte Vorbereitung absolvieren und meldete jüngst seinen Anspruch auf die Stammelf an. Die vergangenen Wochen waren vielversprechend, auch wenn noch Luft nach oben ist. Traoré erhielt den Vorzug im DFB-Pokal nicht zuletzt, da die Qualitäten des Guineers im Eins gegen Eins seinesgleichen suchen. Jedoch bleibt auch bei ihm abzuwarten, ob er über mehrere Monate fit bleibt.

Für Fabian Johnson dürfte es in dieser Saison eng werden im Mittelfeld. Seine Einsätze wird er eher auf der linken Abwehrseite bekommen. Bleibt noch Jonas Hofmann, bei dem sich in den vergangenen eineinhalb Jahren stets Licht und Schatten abwechselten. Nach seiner Einwechslung gegen Essen belebte der 25-Jährige das Gladbacher Spiel aus der Zentrale heraus und erzielte das wichtige Ausgleichstor. Er könnte hier ein wichtiges Puzzleteil für Dieter Hecking werden, sollte Neuzugang Zakaria noch Anpassungsschwierigkeiten haben.

Angriff: Ein Confed-Cup Sieger, der Maestro und sein Kronprinz

Personal: Lars Stindl, Raffael, Thorgan Hazard, Josip Drmic, Julio Villalba, Raúl Bobadilla

Im Angriff sind Kapitän Lars Stindl und der ‚Maestro‘ Raffael gesetzt. Thorgan Hazard dürfte zwischenzeitlich auch auf den Flügeln zum Einsatz kommen und hofft, in dieser Saison endlich den endgültigen Durchbruch zu schaffen. Josip Drmic fällt nach wie vor verletzt aus, eine Rückkehr ist bisher nicht in Sicht. Die Verpflichtung von Julio Villalba ist bereits seit Beginn des Jahres bekannt. Der Paraguayer verfügt zweifelsohne über Qualitäten. Ob er diese in der neuen Saison allerdings schon zeigen kann, bleibt zumindest fraglich. Überraschend gab die Borussia am Donnerstag die Rückkehr von Raúl Bobadilla bekannt, der sich mit Hazard um den Platz als erster Ersatz hinter dem Duo Raffael/Stindl streiten dürfte.

Fazit

Max Eberl ist seinem Weg treu geblieben und hat neben den gestandenen Profis Ginter, Grifo und Zakaria auch wieder einige Talente verpflichtet, die den nächsten Schritt am Niederrhein machen sollen. Für die Offensive fand man in Bobadilla die gewünschte Verstärkung. Kolodziejczak kann und soll noch gehen. Sowohl für Christensen als auch Dahoud wurden Alternativen gefunden, die jetzt zünden müssen. An Potenzial mangelt es nicht.

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