Interview mit Jacques Zoua: „Thorsten Fink ist mehr als mein Trainer“

von Tobias Feldhoff
5 min.
Hamburger SV Jacques Zoua Daogari @Maxppp

Für rund eine Million Euro wechselte Jacques Zoua in diesem Sommer vom FC Basel zum Hamburger SV. Mit den Hanseaten will der Kameruner zukünftig viel erreichen. Über seinen Werdegang als Fußballer, das besondere Verhältnis zu Thorsten Fink und die Ziele an der Elbe sprach Zoua mit FussballTransfers.

FussballTransfers.com: Hallo Jacques Zoua, beschreiben Sie den Lesern doch zu erstmal Ihren sportlichen Werdegang?

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Jacques Zoua: Angefangen zu spielen habe ich bei Cotonsport Garoua, einem Klub in Kamerun. Da habe ich nur trainiert, bevor ich mit 15 zur ersten Mannschaft gestoßen bin. Mit 17 habe ich dann in Basel unterschrieben, musste aber für einige Monate nach Kamerun zurückkehren, weil ich erst mit 18 spielberechtigt war. Dann habe ich in Basel gespielt, bis ich nach Hamburg gekommen bin.

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FT.com: Welches sind Ihre Stärken auf dem Feld?

Zoua: Ich beurteile mich nicht gerne. Das sollen andere machen. Aber ich denke, mein größter Vorzug ist die Technik.

FT.com: Welche Spieler inspirieren Sie?

Zoua: Wegen Samuel Eto'o habe ich angefangen Fußball zu spielen. Momentan gibt es Spieler wie Cristiano Ronaldo, Messi oder Ibrahimović, die sehr gut sind. Aber der Star, den ich seit meiner Kindheit vergöttere, ist Samuel Eto'o.

FT.com: Sie haben mit nur 15 Jahren in Kamerun Ihre Profikarriere begonnen. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

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Zoua: Tolle Erinnerungen. Sehr jung habe ich schon viele Erfahrungen gesammelt. Ich war der kleinste in meiner Gruppe, deswegen ging die Entwicklung schnell vonstatten. Innerhalb von zwei Jahren habe ich sehr viel geschafft. Schon in meiner ersten Saison habe ich Titel gewonnen und in der Afrikanischen Champions League gespielt. Ich habe zwei Meisterschaften und zwei Pokale gewonnen, dazu stand ich im Champions League-Finale und im Endspiel um den U20 Afrika Cup mit Kamerun.

FT.com: Wie schwierig war es, all diese Erfahrungen als so junger Spieler zu verarbeiten?

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Zoua: Ich habe viel entdeckt, es war etwas Großes. Ich habe mit Spielern gespielt, die ich zuvor nur aus dem Fernsehen kannte. Die Trainer haben an mich geglaubt. Sie sagten mir, dass ich es weit bringen könnte, weil ich etwas in mir habe, das andere Spieler nicht haben. Ich habe viele Fragen gestellt, wollte mich immer verbessern.

FT.com: Nach den Jahren in Kamerun sind Sie in die Schweiz gewechselt. War es schwierig, Ihr Land, Ihren Kontinent zu verlassen.

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Zoua: Ja, es war schwierig. Denn normalerweise sind die Spieler unabhängig, wenn sie den Kontinent verlassen. Ich hatte bis dahin noch bei meinen Eltern gewohnt, war nicht erwachsen. In Basel bekam ich einen Profivertrag und mein Vater musste sogar mit mir kommen, um diesen zu unterschreiben. Alles hat sich dann geändert, der Start war wirklich nicht einfach. Aber ich habe mich integriert. Die Menschen um mich herum haben verstanden, dass ich am Leben teilnehmen muss, um den richtigen Weg zu finden. Heute zahlt es sich aus.

FT.com: Wie haben Sie Ihre Jahre in Basel erlebt?

Zoua: Sehr positiv. Dreieinhalb Jahre war ich dort, habe vier Schweizer Meisterschaften gewonnen, Pokale, stand im Achtelfinale der Champions League und im Halbfinale der Europa League. An Basel denke ich sehr positiv zurück, weil glaube, ich konnte das Vertrauen zurückzahlen, das sie in mich gesteckt haben. Für meinen ersten Profiklub in Europa, nachdem ich aus Kamerun gekommen bin, war es toll. Ich hoffe, dass es so weitergeht.

FT.com: Jetzt geht es in Hamburg weiter. Dort treffen Sie auf Thorsten Fink. Haben Sie ein spezielles Verhältnis zu ihm?

Zoua: In Basel hat er mich ins kalte Wasser geschmissen. Wegen ihm habe ich gespielt. In meinen Augen ist er ein großer Trainer und der Hauptgrund, aus dem ich mich für Hamburg entschieden habe. Er hat immer an mich geglaubt und nicht gezögert, mich hier hin zu holen. Ich habe ein Spieler-Trainer-Verhältnis zu ihm, aber für mich ist er mehr als das. Und ich denke, dass alle Spieler, die unter ihm gearbeitet haben, sehr glücklich mit ihm waren.

FT.com: Sie sind in erster Linie als Stürmer geholt worden, können aber auch auf die Flügel ausweichen. Welche Position liegt Ihnen am besten?

Zoua: Klar ist, dass ich am liebsten in der Spitze spiele, aber auf den Außen fühle ich mich auch wohl. Ich weiß, dass meine Qualitäten zu dieser Position passen. Um dem Team zu helfen, mache ich das natürlich. Trotzdem trainiere ich, um als zentraler Stürmer zu spielen. Ich liebe es, Tore zu schießen.

FT.com: Sie sind jetzt beim HSV, trainieren dort seit einigen Wochen. Gibt es große Unterschiede zwischen dem deutschen und dem schweizerischen Fußball?

Zoua: Momentan, da gibt es keine Zweifel nach den Erfolgen von Bayern und Dortmund, ist die Bundesliga die stärkste Liga der Welt. Hier in Hamburg bin ich bei einem Klub mit großen Ambitionen. Definitiv hat die deutsche Liga ein andere Niveau als die Liga in der Schweiz.

FT.com: An welchem Spieler orientieren Sie sich am meisten in der Gruppe?

Zoua: Insgesamt fühle ich mich schon sehr wohl. Mit Johan Djourou komme ich gut klar. Er ist wie ein Bruder für mich. Seine Anwesenheit hilft mir, außerdem spricht er die gleiche Sprache. Für mich ist es eine große Sache, dass er auch hier ist. Wir sind die ganze Zeit zusammen.

FT.com: Der HSV hat immer große Ziele. Welches sind Ihre Ambitionen – persönlich und mit der Mannschaft?

Zoua: Ich habe schon festgestellt, dass dies ein großer Klub ist, der den Erfolg verdient. Hier lieben die Menschen den Fußball. Egal wie weit wir fahren, es sind immer viele Fans da. Der Klub ist sehr gut organisiert, ich will gerne helfen. Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss, um ein kompletter Spieler zu werden. Aber ich bin noch jung. Mein persönliches Ziel ist, Tore zu schießen und für den Erfolg des Teams zu arbeiten.

FT.com: Sie sagen, dass Sie noch viel lernen können. Wo gibt es noch den größten Raum, sich zu verbessern?

Zoua: Als junger Spieler – im September werde ich erst 22 – ist es klar, dass viele Dinge noch nicht perfekt sind. Ich bin ein Profi, das hier ist ein Top-Niveau, dafür muss man arbeiten. Mir wurde immer gesagt, dass ich talentiert bin. Aber nur mit harter Arbeit kommt man voran. So ist das überall.

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