Kommentar: Möllers Erben – wider dem kranken Vogel

von Lukas Heimbach
2 min.
Auch 19 Jahre danach ist Andreas Möllers Schwalbe noch immer präsent @Maxppp

Sie sind die womöglich unbeliebtesten Vögel Deutschlands, wenn nicht gar Europas: Die Schwalben. Woche für Woche entscheiden sie ganze Spiele. Dabei werden sie meist nicht einmal von den eigenen Fans toleriert. Unsportlich, unfair und feige sinken die Segler auf dem Rasen danieder als hätte Dr. Eisenfaust Vitali Klitschko sie gerade höchstpersönlich mit einer rechten Wumme passiert.

Wir schreiben die Nachspielzeit der ersten Halbzeit in der Bundesligapartie FC Augsburg gegen Werder Bremen. Derzeitiger Stand: 1:1. Ein auf den ersten Blick wildgewordener, wutentbrannter Argentinier hüpft gestikulierend, fast manisch über den Platz in Richtung Schiedsrichter. Christian Dingert hatte ihm gerade nach vermeintlich wiederholtem Foulspiel die Ampelkarte gezeigt und den Neu-Bremer des Feldes verwiesen. Nun spielt der 25-Jährige noch nicht allzu lange in der Bundesliga und ist der deutschen Sprache entsprechend nur sehr bedingt mächtig.

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Entsprechend hilflos, leicht verzweifelt versuchte er dem Unparteiischen mit Händen und Füßen zu signalisieren, dass er Gegenspieler Matthias Ostrzolek nicht einmal berührt habe. Dieser war kurz zuvor abgehoben und wie einst Michael ‚Air‘ Jordan durch den eigenen Strafraum gesegelt, nachdem er den Ball aus der Gefahrenzone bugsiert hatte. Allerdings schwebte der Linksverteidiger der Augsburger nicht wie Jordan mit rausgestreckter Zunge, sondern mit schmerzverzerrtem Gesicht durch die Luft und krümmte sich vor Phantom-Schmerzen.

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Die Wiederholung belegte, dass García den Augsburger tatsächlich nicht im Ansatz berührte – wenngleich übereifrig einstieg. Die Konsequenz war dennoch eindeutig. García flog vom Platz. „Ich glaube nicht, dass ich geschauspielert habe“, erdreistete sich der 23-jährige Ostrzolek anschließend gegenüber dem ‚ZDF‘. Der FCA gewann in Überzahl letztlich 3:1. Auch wenn die ‚Fuggerstädter‘ an diesem Nachmittag auch fußballerisch das deutlich bessere Team waren, ist die Szene als solche nicht einfach hinzunehmen und regt dazu an, eine Regeländerung anzustoßen.

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Fallsucht muss bestraft werden

Wenn Tätlichkeiten, Beleidigungen und derlei Dinge vor dem DFB-Sportgericht, der DFL oder am Stammtisch in der Eckkneipe geahndet werden müssen, warum werden nicht auch Schwalben nachträglich bestraft? Um florierende Tierarten in den hiesigen Strafräumen ausfindig zu machen, soll dabei entschieden gegen die Einführung eines Videobeweises plädiert werden. Eine solche Lösung würde lediglich zu unnötigen, sich-wie-kaugummi-ziehenden Verzögerungen führen, die sowohl für Spieler als auch für Fans ein einziger Graus wären. Immerhin lebt der Fußball von Tatsachenentscheidungen. Ein unmittelbarer Eingriff ins Spielgeschehen wäre daher wohl falsch.

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Vielmehr sollten Spieler im Nachhinein für ihre dreiste Segeleinheit bestraft werden. Somit würde man nicht reaktiv das Spiel verzögern, sondern präventiv gegen diese feiste Unsportlichkeit vorgehen. Ergo könnte man den Luftikussen der Liga sukzessive einimpfen, vor dem Abheben noch einmal kurz nachzudenken, ob ihr infames Verhalten nicht mittel- bis langfristige Folgen mit sich bringen würde.
So würde den Möllers, Ostrzoleks, Neymars und Jarolims dieser Fußballwelt der Luftraum peu à peu versagt bleiben und der impertinente Vogel hoffentlich endlich aus den Stadien verschwinden – ob Richtung Süden oder wohin auch immer, Hauptsache weg vom Fußball.

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