Tedescos dritter Streich

von Lukas Hörster - Quelle: Sky | kicker | Spox.com
4 min.
Domenico Tedesco setzte alles auf die Karte Nübel @Maxppp

Mit Ralf Fährmann hat Domenico Tedesco nach Naldo bereits den zweiten Leistungsträger der Vizemeistervorsaison geschwächt. Die neue Nummer eins Alexander Nübel machte ihre Sache aber so gut, dass der Coach als Gewinner aus der heiklen Angelegenheit herausgehen könnte.

Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Dass diese Floskel nicht nur eine Binsenweisheit ist, bewies Domenico Tedesco am gestrigen Sonntag eindrucksvoll mit seinem Wechsel auf der Torwartposition. Noch kurz vor der Winterpause stellte der Trainer von Schalke 04 vermeintlich unmissverständlich klar: „Ralf Fährmann ist unser Kapitän und unsere Nummer eins.“ Nach dem ersten Spiel der Rückrunde muss man konstatieren: Fährmann ist nur noch der Kapitän, die Nummer eins ist fortan Alexander Nübel.

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Tedesco beweist Mut mit seiner Wahl – nicht zum ersten Mal. Kurz nach seinem Amtsantritt 2017 rasierte der junge Coach Weltmeister, Kapitän und Klublegende Benedikt Höwedes, der zu Juventus Turin floh. Damit machte sich Tedesco gleich angreifbar, schärfte durch die folgende Vizemeisterschaft aber deutlich sein Profil. Besagter zweiter Platz war eng mit der überragenden Saison von Abwehrboss Naldo verbunden, der in die Fußstapfen von Höwedes als Leitwolf und Publikumsliebling trat.

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Fährmann ist Tedescos dritter Streich

Als es zu Beginn der neuen Saison aber nicht lief auf Schalke, verlor auch der Brasilianer seinen Stammplatz. Anfang Januar zog er mit seinem Wechsel zur AS Monaco die Konsequenzen. Fährmann ist nun also schon der dritte Führungsspieler, den Tedesco schwächt. Damit macht es sich der Coach alles andere als leicht – schließlich gibt er einem ohnehin schon unruhigen Umfeld noch Wasser auf die Mühlen.

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Gegen den Vorwurf, durch das gezielte Schwächen von Führungsspielern seinen eigenen Stellenwert aufwerten zu wollen, wehrt sich Tedesco aber. „Masochist bin ich nicht“, sagte er gestern Abend bei ‚Sky‘, „ich treffe meine Entscheidungen nicht, um die Mannschaft aufzurütteln, sondern es geht immer um die Sache selbst“. Und wie schon im Fall Höwedes behielt der Coach Recht.

Topparaden stärken Tedesco & Nübel

Alex hat überragend gehalten“, fand nicht nur Schalkes Angreifer Mark Uth, der wie viele seiner Mitspieler vom Torwartwechsel überrascht war. Tatsächlich rechtfertigte Nübel schon in fünften Minute seine Aufstellung, als er mit einer blitzartigen Reaktion Admir Mehmedis Kopfball abwehrte und den frühen Rückstand verhinderte. In der 27. Minute verhinderte der 22-Jährige im Duell mit Yannick Gerhardt erneut einen Gegentreffer – und stärkte damit schnell sein Profil. Genauso wie Tedesco, auch wenn es dem Coach darum gar nicht gehen wollte.

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Nübels Situation hat sich selbstredend schlagartig verbessert. Eigentlich hatte die bisherige Nummer zwei mit einem Abschied – zumindest leihweise – geliebäugelt. Während Fährmanns Verletzung in der Hinrunde wusste der U21-Nationalkeeper schließlich zu überzeugen und empfahl sich für höhere Aufgaben. Nun ist Nübel Schalkes Nummer eins, eine Leihe logischerweise vom Tisch. Entsprechend ist es jetzt wohl eher Fährmann, der sich auf kurz oder lang mit seiner Zukunft beschäftigen muss. Auch wenn dessen Abschied kaum vorstellbar ist. Aber der Fußball ist ja bekanntermaßen ein schnelllebiges Geschäft.

Stimmen zum Torwartwechsel auf Schalke

Domenico Tedesco: „Ich bin erleichtert, dass Ralf Fährmann meine Entscheidung so professionell aufgenommen hat. Die Nächte vor dem Gespräch mit Ralle waren für mich alles andere als leicht. In den letzten Spielen waren einige Unsicherheiten dabei. In Summe hatten wir das Gefühl, dass der Kopf nicht frei ist. Alex hat es in seinen Einsätzen sehr gut gemacht, das ergab dann in der Summe die Entscheidung. Alex hat unser Vertrauen – es ist aber nicht so, dass Ralle unser Vertrauen nicht mehr hat.“

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Christian Heidel: „Wir haben in dieser Woche zum ersten Mal darüber gesprochen. Die endgültige Entscheidung ist dann, glaube ich, am Mittwoch gefallen und gestern hat es Domenico Tedesco Ralf Fährmann gesagt. Das ist schon eine alleinige Entscheidung des Trainers, wer bei uns im Tor steht und nicht des Sportvorstands. Ich trage die Entscheidung zu einhundert Prozent mit. Was nicht bedeutet, dass ich in irgendeiner Art und Weise gegen Ralf Fährmann wäre. Das ist ein wunderbarer Torwart, der momentan Schwächen gezeigt hat, das ist völlig normal. Jetzt bekommt Alexander Nübel einfach mal eine Chance. Ich glaube, dass Domenico das sehr, sehr gut begründet hat. Jetzt ist es so und ich drücke Alex die Daumen.“

Daniel Caligiuri: „Klar, auf jeden Fall. Das ist die Sache des Trainers, die er zu entscheiden hat. Ralf ist ganz klar die Nummer eins und Kapitän, in den letzten Spielen waren ein paar Unsicherheiten dabei. Nübel hat das auch sehr gut gemacht. Wie es weitergeht müssen sie dann den Trainer fragen.“

Mark Uth: „Ja, ich war überrascht. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Das ist die Entscheidung des Trainers, wir wissen, dass wir zwei überragende Torhüter haben und Alexander Nübel hat heute ein sehr gutes Spiel gemacht. Mit einem Torwartwechsel rechnet man nicht jeden Tag. Das ist nicht so normal. Wir wissen, was wir an beiden haben. Das ist natürlich eine schwierige Phase für Ralf Fährmann, aber wir holen ihn da wieder raus.“

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