Schluss mit VW-Millionen – droht den Wölfen das Monaco-Schicksal?

von Remo Schatz
3 min.
Transfers wie der von André Schürrle könnten künftig schwierig werden @Maxppp

Im Vergleich zu den übrigen europäischen Topligen gilt in Deutschland die 50+1-Regel. Die Mehrheitsanteile an einer Profimannschaft darf demnach nur der jeweils eingetragene Verein halten. Wie man diese Regel mehr oder weniger umgehen kann, zeigt das Beispiel VfL Wolfsburg. Welche Risiken mit dieser einzigartigen Regel vermieden werden, könnte unter Umständen ebenfalls das Beispiel VfL verdeutlichen.

In der Champions League hat die AS Monaco nach der 0:1-Auswärtsniederlage bei Juventus Turin noch alle Trümpfe in der Hand. In der Liga hat sich das Team nach einem katastrophalen Saisonstart wieder berappelt und rangiert derzeit auf Platz drei der Ligue 1. Anfang September gingen bei ASM aber fast die Lichter aus.

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Der russische Unternehmer und Milliardär Dmitri Rybolowlew hält die Mehrheitsanteile am Klub von der Côte d'Azur. Die Scheidung von seiner Frau Elena kostete den Magnaten laut der französischen ‚L’Équipe‘ rund 3,5 Milliarden Euro. Da Fürst Albert II. dem 48-Jährigen trotz millionenschwerer Investitionen in den örtlichen Fußballklub die Staatsbürgerschaft verweigerte, drohte ein Rückzug des Mäzens. In diesem Falle wäre Monaco wohl dorthin verschwunden, wo sie vor der Ankunft des Gönners waren – in die Ligue 2.

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Kein Fußball-Manager für Millionäre

Das Beispiel AS Monaco illustriert hervorragend, warum die 50+1-Regel Sinn ergibt. Wenn Die Mehrheitsanteile nicht bei den Vereinen, sondern bei einzelnen Personen liegen, sind die Klubs, die wöchentlich Menschenmassen begeistern und die für viele eine Art Religion sind, auf Gedeih und Verderb diesen Personen ausgeliefert. In Deutschland soll verhindert werden, dass des Deutschen liebster Sport zum realen Fußball-Manager für Millionäre wird.

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Es geht darum, das Spiel vor der vollständigen Kommerzialisierung zu schützen, damit das Geld nicht irgendwann – symbolisch gesprochen – über dem Spielfeld liegt und das Spiel und die Menschen, die es lieben, gar nicht mehr erkennbar sind. Deshalb verstehe ich es nicht, dass 50+1 nicht weiterhin so wie bisher geschützt wird“, gibt Freiburg-Trainer Christian Streich in der heutigen ‚kicker‘-Ausgabe zu Protokoll und spricht damit vielen Fußballfans aus der Seele.

Die 50+1-Regel wird aufgeweicht

Die 50+1-Regel soll nicht abgeschafft werden, wird aber durch viele Ausnahmeregelung unterspült. Dank einer Sondergenehmigung ist der VfL Wolfsburg eine hunderprozentige Tochter des VW-Konzerns. Eine Tatsache, die die DFL herzlich wenig stört. Derzeit wird lediglich die Mehrfachbeteiligung des Autobauers, der über die Konzernmarke Audi auch mit 8,33 Prozent beim FC Bayern und mit der Audi-Tochter quattro mit rund 19,9 Prozent beim designierten Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt beteiligt ist, kritisch beäugt.

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Das ist ein Klub, der scheinbar über unendliche Ressourcen verfügt. Wenn VW das richtig ernst nimmt, werden alle Grenzen gesprengt“, monierte bereits vor Monaten BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Eine Aussage, die die Fans der ‚Wölfe‘ – zumindest so lange die VW-Millionen sprudeln und somit Transfers wie jene von André Schürrle und Kevin de Bruyne realisiert werden können – unter der Rubrik ‚Neid‘ einordnen.

Ende der VW-Millionen?

Unter Umständen könnten die fetten Jahre aber schneller vorbei sein als den grün-weißen Fans es lieb ist. Nach Informationen der ‚Bild‘ tobt beim Traditionskonzern VW derzeit ein knallharter Machtkampf. Im Mittelpunkt stehen Vorstandsboss Martin Winterkorn sowie Widersacher und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“, ließ der 78-jährige Geschäftsmann zuletzt den ‚Spiegel‘ wissen.

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Der Machtkampf der beiden starken Männer an der Volkswagen-Spitze kann sich nun auch auf den kommenden Vizemeister auswirken. Piëch macht keinen Hehl daraus, dass er herzlich wenig Interesse am Fußball hat. Winterkorn hingegen ist leidenschaftlicher Fußballfan und sitzt im Aufsichtsrat des FC Bayern. Unter seiner Rigide haben die Investitionen in den niedersächsischen Gegenspieler der Münchener Stück für Stück zugenommen. Jährlich fließen dem Vernehmen nach 80 Millionen Euro an den VfL.

Ein kompletter Ausstieg des VW-Konzerns ist weder geplant noch denkbar. Ein teilweiser Rückzug ist hingegen nicht ausgeschlossen. Die ‚Wölfe‘ wollen sich, beginnend mit der kommenden Saison, als Deutschlands Nummer zwei und dauerhafter Champions League-Teilnehmer etablieren. Versiegt auch nur teilweise der Geldfluß aus der Autostadt, könnten sich die ‚Wölfe‘ schnell im Mittelmaß wiederfinden.

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