Spielanalyse: So lief das Debüt von Bayer-Neuzugang Guardado

von Lukas Heimbach
5 min.
Bayer 04 Leverkusen José Andrés Guardado Hernández @Maxppp

Andrés Guardado ist bei Bayer Leverkusen die prominenteste Neuverpflichtung des Winters. Kurz vor knapp verpflichtete der Werksklub den dynamischen Mexikaner vom FC Valencia. Am heutigen Mittwochabend feierte der 27-Jährige im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern sein Debüt. FussballTransfers war vor Ort und hat sich einen ersten Eindruck vom neuen Linksverteidiger verschafft.

Am vergangenen Wochenende saß Andrés Guardado beim 1:0-Auswärtssieg bei Borussia Mönchengladbach noch auf der Bank. Sami Hyypiä sah offensichtlich noch keine Not, den Mexikaner ins Team zu werfen. Zumal die Abwehr gegen Gladbach sehr passabel stand. Sein Debüt am heutigen Mittwochabend hatte sich Andrés Guardado aber mit großer Wahrscheinlichkeit schöner vorgestellt. 0:1 (n.V.) verlor Bayer Leverkusen im DFB-Pokal gegen Zweitligist Kaiserslautern. Dabei schien der Mexikaner seine Rolle im 4-3-2-1-System von Bayer Leverkusen zunächst schon gut verinnerlicht zu haben.

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In der BayArena erlebte Guardado einen durchaus lautstarken Vorgeschmack auf das, was ihn zukünftig in der Bundesliga erwartet. Insbesondere die Fans der Lauterer heizten unterm Stadiondach mächtig ein. Sportlich gesehen, hätte sich der 27-jährige Linksfuß aber vermutlich kaum einen schlechteren Zeitpunkt ausdenken können, wenngleich Leverkusen das erste Pokal-Heimspiel seit über elf Jahren bestritt. Dennoch erwischte der Tabellenzweite der Bundesliga einen rabenschwarzen Abend. Insbesondere im Spiel nach vorne lief so gut wie gar nichts zusammen. Aber der Reihe nach.

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Erste Vermutungen, wie es um den Akklimatisierungszustand des Neuzugangs bestellt ist, zeigte das Aufwärmprogramm der Gastgeber. Guardado zog zunächst alleine seine Bahnen, ehe er die Passübungen mit seinem italienischen Kollegen Giulio Donati absolvierte. Beim anschließenden Koordinations-Passspiel offenbarte der mexikanische Nationalspieler noch kleinere Verständigungsprobleme.

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Ursprünglich als offensiver Flügelspieler ausgebildet, wurde Guardado in Valencia zum Linksverteidiger umfunktioniert. Und genau da drückt bei Bayer seit dem Abgang von Diego Placente 2005 der Schuh. Nachdem zu Saisonbeginn Sebastian Boenisch phasenweise überzeugen konnte, genügte der polnische Nationalspieler bald nicht mehr den höheren Ansprüchen. Emre Can, eigentlich defensiver Mittelfeldspieler, übernahm und füllte seine Rolle durchaus annehmbar aus, gilt aber dennoch eher als Notlösung.

Noch zu mutlos in der Offensive

Nach dem Anpfiff wurde die taktische Ausrichtung des flinken Mexikaners schnell klar. Im Spielaufbau der ‚Werkself‘ rückte der 27-jährige Linksverteidiger weit vor. Heung-Min Son schob nach innen und der Flügelspieler klebte auf Höhe der Leverkusener Offensivreihe auf der linken Außenbahn. Emre Can, der auf seiner Lieblingsposition in der halblinken defensiven Mittelfeld-Zentrale ran durfte, kippte im Spielaufbau auf die linke Abwehrseite ab und versuchte auf einer Reihe mit Philipp Wollschied und Ömer Toprak das Spiel anzukurbeln.

Bei seiner Premiere war es jedoch unverkennbar, dass der kleine Latino noch nicht richtig ins Leverkusener Spiel eingebunden wurde. Kein Wunder, schließlich trainiert er erst seit eineinhalb Wochen mit der Mannschaft. So liefen wenige Angriffe über die linke Seite. Meistens versuchten die Gastgeber es mit schnellen Kombinationen durch die Mitte. Ohne Erfolg.

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War der kleine Tempodribbler einmal in Ballbesitz, wirkte er vor allem im Passspiel häufig nervös. Meist brach er seine Offensivbemühungen vorzeitig ab und wählte den Sicherheitspass nach hinten auf Emre Can oder Ömer Toprak. Allerdings standen die Pfälzer hinten auch sehr kompakt und ließen dem Mexikaner auf dem Flügel keine Lücken, in die er hineinstoßen konnte. Seinen langen Bällen mangelte es noch an Präzision und auch seine beiden einzigen Flanken verpufften. Erst mit der Einwechslung von Gonzalo Castro für Lars Bender (66.) schien Guardado, der mit Castro auf links ein neues Pärchen bildete, an Selbstvertrauen dazu zu gewinnen. Fortan forderte er Bälle und schaltete sich vermehrt in die Angriffe ein. Jedoch musste er dem Tempo bald Tribut zollen und die Kraft wich augenscheinlich.

Große Probleme mit körperbetonter Spielweise Matmours

Waren die Gäste aus Kaiserslautern in Ballbesitz, zog sich Guardado bis kurz vor den eigenen 16-Meter-Raum auf eine Linie mit der Abwehrkette Bayers zurück und verteidigte kompakt. In der 39. Minute zog FCK-Rechtsaußen Karim Matmour mit einem einfachen Haken am Mexikaner vorbei. Die Flanke brachte jedoch nichts ein. Dennoch ließ die Szene erstmals vermuten, dass der kleine Wirbelwind an diesem Abend noch Probleme mit dem Algerier bekommen könnte. Insgesamt muss sich der Wintertransfer von Bayer noch an die körperbetonte Spielweise in der Bundesliga gewöhnen. So hatte der Nationalspieler immer wieder Probleme mit der aggressiven Gangart des athletischen Matmour.

Nach 90 Minuten stand es schließlich 0:0. Die Pfälzer hatten die besseren Chancen und waren insbesondere nach Kontern gefährlich. In der 97. Spielminute passierte das, was sich zuvor angedeutet hatte. Der starke Matmour tanzte Guardado nahe der Grundlinie aus, zog in den 16er und der Mexikaner brachte den Algerier zu Fall. Nach kurzem Zögern zeigte Schiedsrichter Tobias Welz auf den Punkt. Strittige Entscheidung. Glück im Unglück für Guardado, drosch Mo Idrissou den fälligen Elfer rechts am Tor vorbei. Die Szene schien ihn dennoch zu entmutigen. Nach vorne ging kaum noch etwas. Die Kraft schien endgültig verflogen.

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Dann die spielentscheidende Szene. Wieder bricht Matmour galant gegen Guardado und Can durch und passt auf Idrissou. Der Kameruner flankt den Ball vom rechten 16er Eck mustergültig auf den am anderen Strafraumende blankstehenden Ruben Jenssen, der gekonnt den Ball annimmt humorlos zum 1:0-Siegtreffer vollstreckt. Hier hätte der mexikanische Nationalspieler entschieden energischer zum Ball gehen oder Foul spielen müssen. Keine gute Figur, die er in dieser Szene abgab.

Fazit: Ein Debüt mit reichlich Luft nach oben. Noch konnte der Mexikaner kaum andeuten, warum der 27-Jährige der neue Hoffnungsträger auf der linken Abwehrseite sein soll. Guardado muss sich an die – verglichen mit der Primera División – rauere Gangart dringend gewöhnen. In ein bis zwei kleineren Aktionen ließ er kurz seinen agilen, wuseligen Antritt aufblitzen, was bei den Leverkusener Fans auf mehr hoffen lässt. Dennoch trug der Neuzugang einige Mitschuld am Gegentreffer und verschuldete zuvor den verschossenen Elfmeter. Wie Bayer erwischte auch Guardado daher einen Abend zum Vergessen. Jetzt muss die Devise lauten: Abhaken. Trotzdem wäre es kein Wunder, wenn am Samstagabend (18.30 Uhr) gegen Schalke 04 wieder Emre Can als Linksverteidiger aufläuft.

FT-Note: 5

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