Seit Wochen streiten sich Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern um das Fohlen-Talent Sinan Kurt. Die Fronten sind verhärtet, keine Seite ist bereit, in dieser Sache Zugeständnisse zu machen. Kurt und sein Berater läuten daher jetzt die nächste Runde im Vertragspoker ein. Dem Fußball droht womöglich ein neues Bosman-Urteil.
Der Wechselstreit zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern München um Mittelfeld-Juwel Sinan Kurt hat eine neue Ebene erreicht. In der weiterhin ungeklärten Frage, ob das Talent bereits im kommenden Sommer ablösefrei zu haben sei – Gladbach pocht auf eine Vertragslaufzeit bis 2016 – hat Kurt-Berater Michael Decker laut ‚Sport Bild‘ nun damit gedroht, die Borussia zu verklagen. Sein Ziel: Verträge, die mit Minderjährigen abgeschlossen werden, sollen künftig ab dem 18. Lebensjahr kündbar sein.
Gute Chancen auf Erfolg – Vereinen droht Verlust ihrer Talente
Glaubt man Experten, stehen die Deckers Erfolgchancen in diesem Fall nicht schlecht. „Eine Kündigung müsste zulässig sein“, sagt Gregor Reiter, Geschäftsführer der Deutschen Fußballspieler-Vermittler Vereinigung (DFVV). Der Sportrechtler ergänzt aber: „Ob ein Berater mit einem solchen Verhalten seinem Mandanten einen Gefallen tut, bezweifle ich.“
Sollten Kurt und sein Berater tatsächlich vor Gericht ziehen und dort Erfolg haben, könnte dies den Fußball ähnlich revolutionieren wie seinerzeit das Bosman-Urteil. Seit 1995 dürfen Fußballspieler nach Vertragsende ablösefrei zu einem anderen Verein wechseln. Auf den Fall Kurt gemünzt bedeutet dies, dass die Klubs der Gefahr ausgesetzt wären, ihre vielversprechendsten Talente ohne entsprechende Vergütung zu verlieren.
Borussia-Manager Max Eberl soll dem Bericht zufolge bereits DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig kontaktiert und auf die möglichen Konsequenzen von Deckers Vorhaben hingewiesen haben. Rettig wollte sich zu der Sachlage bisher nicht äußern.
Auch im Fall Klostermann gab es Ärger
Nicht nur in der ‚Causa Kurt‘ hat Michael Decker mit seiner Beraterfirma zuletzt für Wirbel gesorgt. Auch hinter dem Transfer von Lukas Klostermann, der vor wenigen Tagen vom VfL Bochum zu RB Leipzig wechselte, war der 53-Jährige die treibende Kraft. Klostermann besaß im Ruhrgebiet noch einen Jugendvertrag bis 2015 und hatte es abgelehnt, einen Profikontrakt beim Zweitligisten zu unterschreiben.
„Das Vorgehen des Beraters ist unfassbar. Sollte eine Klage tatsächlich zu solch einem Urteil führen und die Klubs künftig keinen Zugriff mehr auf die eigenen Talente haben, können wir den Betrieb einstellen“, beschwert sich Bochums Sportvorstand Christian Hochstätter. VfL-Coach Peter Neururer kommentierte den Transfer des Youngsters dagegen vielsagend: „Ich wünsche Lukas viel Gesundheit – und einen neuen Berater.“
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