Dass der VfL Wolfsburg das internationale Geschäft verpasste, ist ein herber Rückschlag. Der VW-Klub muss nun zusehen, dass aus dem Misserfolg kein Trend wird.
Julian Draxler hat keine Lust mehr auf den VfL Wolfsburg. Dabei verpflichtete sich das Schalker Talent erst vergangenen Sommer dazu, fünf Jahre in der Autostadt zu bleiben. Draxler, dessen Entwicklung in seiner Heimat stagnierte, sollte bei den Niedersachsen zum Führungsspieler reifen – im Idealfall in die Fußstapfen von Kevin de Bruyne treten, langfristig. Nun steht der Weltmeister exemplarisch für den Status quo des VW-Klubs.
Spieler wie Max Kruse oder André Schürrle standen Draxler zur Seite. Um den 22-Jährigen herum sollte ein erfolgreiches, aber gerade auch sympathisches Bundesligateam geformt werden, zunehmend gespickt mit deutschen Nationalspielern. So der Plan. Einzig im Sturm machte es Klaus Allofs wie ein Basketballteam und kassiere reihenweise Körbe. Immerhin: Wolfsburg konnte um Kaliber wie Romelu Lukaku oder Álvaro Morata zumindest mitmischen.
Wolfsburg im Sog der Erfolgslosigkeit
In diesem Sommer aber dürfte sich Allofs wünschen, er wäre noch in dieser Position. Das Nicht-Erreichen des europäischen Wettbewerbs limitiert den Handlungsspielraum des 59-Jährigen signifikant: Die ‚Wölfe‘ drohen in den Sog der Erfolglosigkeit zu geraten. Denn Geld und die mondäne Metropole Wolfsburg allein können Leistungsträger nicht halten.
Der VfL dient Spielern als monetär attraktives Trampolin, auf dem sie sich international präsentieren können. Sind die Niedersachsen in Europa nicht dabei, hat der Verein ein Problem. Nicht nur mit seinen besten Kickern, auch mit seinem Sponsor, der Volkswagen AG. Denn am Ende des Tages sind die ‚Wölfe‘ vor allem eines: ein verdammt teures Werbeschild. Und prangt dieses nicht in der Königsklasse oder zumindest der Europa League, verfehlt es seine Reichweite, seine Werbewirkung – wie es im Marketingschnack so galant heißt.
Abgänge können nicht ersetzt werden
Naldo ist weg. Ebenso wie Schürrle und Kruse, wenngleich man letzteren ohnehin loswerden wollte. Geht es nach Draxler, schließt er sich seinen Ex-Kollegen zeitnah an. Folgen könnten auch Luiz Gustavo und Ricardo Rodríguez noch, deren Ausstiegsklauseln allerdings nicht mehr greifen können. Gleichwertigen Ersatz bekommt Wolfsburg in seiner derzeitigen Lage nicht. Und VW, wirtschaftlich und in der öffentlichen Wahrnehmung durch den Abgasskandal gebeutelt, muss in puncto Subventionen auf die Bremse treten.
Spieler wie Jakub Blaszczykowski, Jeffrey Bruma, Borja Mayoral und Yannick Gerhardt sind zwar nette Ergänzungen: den ambitionierten Zielen des Werksklubs entsprechen sie aber nicht. Zumal fraglich ist, ob Gerhardt auch in der Autostadt unterschrieben hätte, wenn er gewusst hätte, wer den Klub diesen Sommer noch verlässt.
Spagat zwischen Erfolg und Realität
Die vergangene Saison war ein herber Rückschritt für den VfL. Treibsand hat sich im VW-Getriebe eingenistet. Dass man die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb verpasst, damit hatte vermutlich niemand bei den Niedersachsen gerechnet. Statt immer weiter nach oben muss Wolfsburg plötzlich schauen, nicht in den Sog des Misserfolgs zu geraten. Für die Verantwortlichen gilt es daher, den Schalter umzulegen und den Spagat zwischen Erfolg und Realität zunächst einmal zu stehen. Andernfalls wird es schmerzhaft.
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