Mit Millionen von VW und einem klaren Plan wollte sich der VfL Wolfsburg in der Spitzengruppe der Bundesliga etablieren. Bis auf ein Strohfeuer in der Saison 2014/15 ist die Entwicklung der Wölfe aber überhaupt nicht nachhaltig. Das liegt vor allem daran, dass die meisten der gesetzten Keime nicht wie erhofft aufgehen und erblühen. Nur einer bildete in den vergangenen Jahren die Ausnahme.
Der VfL Wolfsburg hatte für den langfristigen Erfolg einen klaren Plan im Kopf. Den einen Teil des Kaders sollten international erfahrene Spieler bilden, die ihr Können schon über Jahre unter Beweis gestellt hatten. Die Wölfe holten zu diesem Zweck beispielsweise Luiz Gustavo und Dante vom FC Bayern oder Naldo aus Bremen. Das andere Puzzleteil stellten jüngere Spieler mit großer Perspektive dar. Diese sollten und wollten unter Anleitung der alten Hasen den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen.
Was nach einem schönen Plan klingt, ging in der jüngeren Vergangenheit aber meistens gründlich schief. Und so entpuppte sich Wolfsburg zum Karriereknick statt des erhofften Karrierekicks. Erstes Beispiel der Ära Allofs war Timm Klose, den die Wölfe im Sommer 2013 für sechs Millionen Euro aus Nürnberg holten. Einen Stammplatz konnte sich der Innenverteidiger in der Folge nie wirklich erarbeiten und so folgte zwei Jahre später der Verkauf zu Norwich City – immerhin mit deutlichem Plus. Gelitten hat also vor allem Kloses Entwicklung.
In der Saison darauf heuerten mit Aaron Hunt, André Schürrle und Sebastian Jung drei weitere ambitionierte Spieler beim VfL an, um richtig durchzustarten. Doch wie im Fall Klose wurde Wolfsburg zum Stolperstein. Hunt wechselte ein Jahr später entnervt zum HSV, Schürrle erhielt dank Thomas Tuchel im vergangenen Sommer einen Vertrag bei Borussia Dortmund. Nur Jung ist noch beim VfL, hat das ursprüngliche Ziel Nationalmannschaft aber meilenweit aus den Augen verloren. Einen Schritt nach vorne hat keiner von ihnen in Wolfsburg gemacht.
Paradebeispiel Draxler
Mit Vollgas gegen die Wand gefahren in der Autostadt ist auch Julian Draxler. Der Weltmeister wollte raus aus dem gewohnten Umfeld bei Schalke, um sein Potenzial endlich konstant auf den Rasen zu bringen. Nach eineinhalb Jahren und mit großem Tohuwabohu am Schluss endete das Missverständnis dann wieder. Draxler selbst wollte eigentlich schon nach zwölf Monaten seine Koffer packen. Das einzig Positive: Finanzielle Einbußen mussten die Wölfe zumindest nicht machen.
Doch es gibt auch ein Gegenbeispiel. Kevin de Bruyne nutzte das Engagement beim VfL, um seinen Marktwert in die Höhe zu katapultieren. Für 22 Millionen Euro gekommen verkaufte man den Belgier nach eineinhalb Spielzeiten mit einem Transferplus von 52 Millionen zu Manchester City. Doch de Bruyne ist bislang die Ausnahme statt der Regel. Das unruhige Umfeld beim VW-Klub hat meist eher gebremst als zum Höhenflug verleitet.
Gute Argumente bei begehrten Spielern hat der zahlungskräftige Bundesligist dennoch weiterhin. Denn auch die jüngst verpflichteten Yannick Gerhardt, Riechedly Bazoer, Paul-Georges Ntep, Yunus Malli, Daniel Didavi und Josip Brekalo sind mit dem Plan nach Wolfsburg gekommen, dort den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu erklimmen. Aus ihrer Sicht bleibt zu hoffen, dass der Wechsel mittelfristig nicht zum Rückschritt wird. Sollte es doch so kommen, können die Genannten nicht behaupten, man hätte sie nicht gewarnt. Denn mahnende Beispiele gab es eigentlich genug.
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