Atlético - Bayer 04: Die Spieler in der Einzelkritik

von Lukas Heimbach
5 min.
Atlético Madrid steht im Viertelfinale der Champions League @Maxppp

Bayer Leverkusen hat die große Überraschung verpasst. Nach zunächst vorsichtigem, aber dennoch intensivem Abtasten wurde die Werkself unglücklich erwischt. Toprak fälschte einen Suárez-Schuss unhaltbar zur Führung der Gastgeber ab (22.). Zunehmend zeigte sich Bayer vom Druck der Rojiblancos in der Folge beeindruckt und hatte offensiv gar nichts mehr entgegenzusetzen, konnte sich letztlich aber in die Verlängerung retten. Im Elfmeterschießen bewiesen die Spanier die stärkere Nerven und ziehen ins Viertelfinale der Königsklasse ein.

Bernd Leno: Brachte sichtlich viel Selbstvertrauen mit ins Vicente Calderón. Strahlte große Sicherheit und Ruhe aus. Beim Gegentor machtlos. Selten gefordert. In der 80. nach einem Flachschuss von Turan nicht bombensicher, als er klatschen ließ. War nach einem fulminanten García-Schuss zur Stelle und riss rechtzeitig die Fäuste hoch. Parierte den Koke-Elfer in großartiger Manier. Note 3

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Roberto Hilbert: Wieder und wieder wurde der ehemalige Nationalspieler ins Duell mit dem schnellen Griezmann geschickt. Ließ sich dabei im ersten Durchgang nichts zu Schulden kommen. Konzentrierte sich vorzugsweise entsprechend auf seine Defensivaufgaben. Dort aber beinahe durchgehend ohne Fehl und Tadel. Kam offensiv zwar so gut wie gar nicht zur Geltung, bestach aber mit kristallklaren Aktionen ohne Schnörkel. In der Verlängerung hatte er sichtlich mit Kräfteverschleiß zu kämpfen. Note 3

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Emir Spahic: Spielte immer wieder den steilen Vertikalball auf Drmic. Meist fehlte es diesen aber signifikant an Präzision. Mal perfekt im Timing, agierte der Bosnier trotz seiner immensen Erfahrung in der Defensive immer wieder unbeherrscht. Verursachte den Freistoß vor dem 0:1. Ebenso wie einen Griezmann-Freistoß in der 34. Spielte zu häufig Foul. Wandelte gegen Ende von Durchgang eins nahe am Platzverweis. Ließ sich zu Beginn von Halbzeit zwei vom hohen Druck der Simeone-Elf verunsichern. Noch unsauberer im Passspiel. Fing sich Mitte der zweiten Hälfte und war in der entscheidenden Phase da. Note 4,5

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Ömer Toprak: Beharkte sich bei zahlreichen langen Bällen der ‚Rojiblancos‘ immer wieder mit Mario Mandzukic. War der Unglücksrabe beim überraschenden 0:1 (27.), als er den Schuss von Mario Suárez unhaltbar für Leno abfälschte. Ansonsten verteidigte der 25-Jährige reifer und abgeklärter als sein neun Jahre älterer bosnischer Kollege. Musste sich Gelb abholen (65.), als Hilbert nach einem schlampigen Calhanoglu-Pass patzte. Lapidarer Anlauf beim Elfmeter, setzte er die Kugel klar über den Kasten. Note 3,5

Wendell: Herausragende Grätsche in der 31. Minute, als Mandzukic plötzlich völlig allein vor Leno auftauchte. Der brasilianische Youngster klärte in letzter Sekunde. Ließ auf seiner linken Seite so gut wie nichts zu. Die letzten Wochen haben dem 21-Jährigen sichtlich Selbstbewusstsein verliehen. Souverän in seinen Ballaktionen. Offensiv agiler als sein Gegenüber Hilbert. Mängel in der Spieleröffnung waren allerdings unverkennbar. In der 74. wieder zur Stelle, als sich seine Mitspieler von Griezmann überlaufen ließen. Ließ sich auch im Hexenkessel nicht aus der Ruhe bringen. Note 2,5

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Gonzalo Castro: Der 27-Jährige war der Chefstratege im Mittelfeld. Wusste die Situationen in Durchgang eins stets richtig einzuschätzen. Resolut, wenn es vonnöten war, gedankenschnell bei Balleroberung. Bekam nach hohen Vertikalbällen der Madrilenen, ebenso wie sein Nebenmann Bender, im zweiten Abschnitt von Durchgang eins immer weniger Zugriff auf die zweiten Bälle. Dadurch entstanden zunehmend gute Gegenpressing-Situationen des Gastgebers. Ging wichtige Wege in den eigenen Strafraum mit, um die nachrückenden Mittelfeldakteure Atléticos abzufangen. Sicherer Elfmeterschütze. Note 2,5

Lars Bender: Pflügte wieder einmal 90 Minuten und mehr über den Rasen. Grätschte, rannte, erkämpfte Bälle. Humorlos und klar in seinen Aktionen. Stark im Zweikampf. Offensiv kaum in Erscheinung getreten. Versuchte seinen kreativen Kollegen den Rücken freizuhalten. Musste in der 114. seinem vorbildlichen Einsatz Tribut zollen und den Platz mit muskulären Problemen, die bei einem Zweikampf im eigenen Strafraum auftraten, den Platz verlassen. Note 3

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Hakan Calhanoglu: Lief viel fürs Team, hing aber in der Luft. Suárez ließ dem Deutsch-Türken, der im Hinspiel so überzeugte, kaum Räume, sodass er das Spiel nicht wie gewohnt impulsiv beleben konnte. Versuchte sich über sein Laufspiel in die Partie zu beißen. Wirkte zunehmend unsicherer in seinen Ballaktionen, je länger er nicht ins Spiel fand. Bemerkenswert dafür sein emsiges Arbeiten nach hinten. Vergab seinen Elfmeter kläglich. Note 5

Karim Bellarabi: Unnachahmlich immer wieder seine dynamischen Antritte und Flankenläufe. Sorgte in der 10. Minute erstmals für einen Hauch von Gefahr. Im Defensivverhalten erinnert der Deutsch-Marokkaner dennoch häufig an einen Frosch auf einer Herdplatte. Tauchte in der zweiten Hälfte nahezu gänzlich unter. Orientierte sich nach der Kießling-Einwechslung weiter nach vorne und lauerte auf Konter. Note 4,5

Heung-Min Son: Agierte in der 20. Minute überhastet und technisch unsauber, als Bender ihn nach Balleroberung schickte. Wie seine Offensivkollegen blass. Zeigte in ungewohnter Vielzahl technische Mängel. Konnte er diese abstellen und agierte gedankenschnell, hatte Bayer durchaus die Möglichkeit zu kontern. Jedoch fehlte die Durchsetzungskraft. Musste Rolfes taktisch weichen. Note 4,5

Josip Drmic: War um seine Aufgabe alles andere zu beneiden. Musste sich mit seinen 1,82 Metern Körpergröße immer und immer wieder bei den langen Vertikalbällen mit den Abwehr-Haudegen Miranda und Giménez auseinandersetzen - mal in der Luft, mal im Laufduell. Brauchte lange, um ins Spiel zu finden. In Halbzeit eins mit schwacher Zweikampfquote. Tauchte zunehmend unter, je mehr der Druck der Spanier stieg. Hing im Sturmzentrum in der Luft. Zementierte seine Unzufriedenheit über seine Leistung im Laufe der Partie mit zunehmend mehr Fouls. Note 5

ab 69. Stefan Kießling für Drmic: Ließ sich tiefer fallen als sein helvetischer Vorgänger, um seine Kollegen im Mittelfeld mit seiner körperlichen Präsenz zu unterstützen. War die wesentlich bessere Anspielstation als Drmic und konnte so nach seiner Einwechslung für Entlastung sorgen. Hatte in der 95. Minute die beste Bayer-Chance des Spiels, traf die Kugel aber nicht voll. Tat dem Bayer-Spiel am heutigen Abend gut. Allerdings nur bis zum Elfmeterschießen, als der ‚Kies‘ den entscheidenden fünften Strafstoß in den spanischen Nachthimmel donnerte. Note 3,5

ab 77. Simon Rolfes für Son: Seine Aufgabe war klar. Der Routinier sollte wieder Ordnung in die aufgescheuchte Mittelfeldzentrale der „Werkself“ wieder zu ordnen. Hatte Glück, dass eine strittige Armbewegung gegen Raúl García nicht als Tätlichkeit ausgelegt wurde. Bockstark vom Punkt. Note 3,5

ab 104. Kyriakos Papadopoulos für Bender: Sollte weitere Kompaktheit in den Defensivverbund der Schmidt-Elf bringen. Fügte sich mit dem gelben Karton ein, um den durchstartenden Grizemann zu stoppen. Keine Bewertung

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