Tuchel bei PSG: Die Krux mit Neymar & Mbappé

von Lukas Hörster
3 min.
Thomas Tuchel und PSG müssen ums Achtelfinale zittern @Maxppp

Ein Blick auf die Ligastatistik lässt vermuten, dass Thomas Tuchel bei Paris St. Germain binnen kürzester Zeit eine maschinenartig laufende Mannschaft auf die Beine gestellt hat. Zehn Siege aus zehn Spielen bei einem Torverhältnis von 37:6 beweisen, dass PSG der heimischen Liga längst entwachsen ist.

Dass die Ligue 1 aber auf Dauer nicht der Maßstab ist, muss Tuchel bereits bei seinem Amtsantritt klar gewesen sein. Seine Vorgänger Unai Emery und Laurent Blanc räumten ebenfalls national ab, scheiterten aber an der Vorgabe, den Champions League-Pokal an die Seine zu holen.

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Und just in der Königsklasse sieht es derzeit nicht gut aus für PSG. Nur gegen Roter Stern Belgrad (6:1) gab es drei Punkte. Beim FC Liverpool verlor das Team mit 2:3, gestern reichte es im Prinzenpark nur zu einem 2:2 gegen den SSC Neapel. Das Achtelfinal-Ticket ist in ernster Gefahr. Der Super-GAU?

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„Ich hätte nicht unterschrieben, wenn ...“

Nein. Sorgen um seinen Job muss sich Tuchel deswegen nicht machen. Die PSG-Spitze um Präsident und Geldgeber Nasser Al-Khelaïfi ist zufrieden mit der Arbeit des Schwaben. Ohnehin sagte Tuchel bereits vor Wochen: „Wenn die Vereinsführung mir gesagt hätte: ‚Du musst die Champions League gewinnen‘, hätte ich nicht unterschrieben.“

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Der ehemalige BVB-Coach soll langfristig eine Mannschaft aufbauen, die zu den besten in Europa zählt. FT-Frankreich-Korrespondent Aurélien Léger-Moëc findet, dass ihm das bisher ganz gut gelingt: „Tuchel hat sich gut an seinen neuen Klub angepasst. Er strahlt ständig, ist nah an den Spielern und weiß die Superstars auf seiner Seite.“

Neymar und Mbappé schwärmen

In der Tat schwärmen Neymar und Kylian Mbappé von ihrem Chef. Zusammen mit Ángel Di María und Edinson Cavani bilden sie ein Offensivquartett, das an guten Tagen nicht zu verteidigen ist. In Partien gegen starke Mannschaften wie Liverpool oder Neapel sind die fantastischen Vier aber auch Fluch und Segen zugleich.

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Léger-Moëc schildert: „Spielt PSG im 4-2-3-1, müssen sie mitverteidigen. Doch das tun sie zu selten. Kritiker sagen, es ist ein Leichtes für Tuchel, von den Stars geliebt zu werden, wenn er ihnen die Freiheit gibt, nicht verteidigen zu müssen. Jetzt liegt es an ihm, sie doch dazu zu bringen. Denn so wie bisher funktioniert es in der Champions League nicht.“

Zusammen statt einzeln

Das erkannte auch Tuchel nach der Partie gegen Napoli. „Wir müssen zuverlässiger werden. Wir müssen arbeiten. Spielen wir mit zu wenig Intensität, geben wir zu große Räume preis. Wir haben einzeln und nicht zusammen gespielt“, so der 45-Jährige. Die Allüren der Superstars sind eine Krux. Auch wenn sie noch so überragende Qualitäten haben.

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Allerdings wollte Tuchel den Punkt gegen die Italiener auch nicht kleinreden.
Sowohl vor als auch nach der Partie stapelte Tuchel tief. Einem kritischen italienischen Journalisten entgegnete er: „Ich habe dir schon gestern gesagt, dass wir nicht favorisiert sind. Neapels Team ist seit Jahren zusammen und sie haben einen tollen Trainer (Carlo Ancelotti, Anm. d. Red.). Außerdem haben sie Liverpool geschlagen.“

Eine eigenartig anmutende Aussage für den Trainer eines eigentlich so ambitionierten Klubs. Doch dieses Jahr ist alles ein wenig anders. „In Frankreich wird das nicht als verrückte Aussage wahrgenommen. Der Champions League-Titel wurde in diesem Jahr bewusst nicht als Ziel ausgerufen“, sagt Léger-Moëc.

„Selbe Probleme wie seine Vorgänger“

Der Footmercato-Journalist fasst zusammen: „Unter dem Strich steht die Vereinsführung hinter Tuchel. Er legte einen brillianten Start in der Liga hin. Jetzt steht er vor demselben Problem wie seine Vorgänger: Die fehlende Mentalität in großen Spielen und den Aufbau eines Teamspirits, der den defensiven Anforderungen auf höchstem Niveau gerecht wird. Das wird seine größte Aufgabe.“

Léger-Moëc schließt: „Wir werden sehen, ob und wie Tuchel darauf Einfluss nehmen kann. Im Wissen, dass er das Vertrauen der Bosse genießt und hier gut ankommt, wird er auch im Falle eines Ausscheidens aus der Champions League bleiben dürfen. Ideal wäre das selbstredend aber auch nicht.“

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