Tottenham - FC Bayern 2:7 | Die Bayern in der Einzelkritik

von Lukas Hörster
4 min.
Bayern München @Maxppp

Mit einem historischen 7:2-Erfolg bei Tottenham Hotspur setzte der FC Bayern ein echtes Statement in der Champions League. In einer rasanten Partie waren die Spurs dabei eine halbe Stunde lang das bessere Team, wurden in der Folge von eiskalten Bayern aber förmlich überrollt. FT bewertet die FCB-Spieler in der Einzelkritik.

Tor

Manuel Neuer: Die Nummer eins hielt die Bayern mehrfach im Spiel. Gegen Son, Ndombélé und Eriksen zeigte der Routinier Weltklasse-Paraden. Darüber hinaus immer anspielbar. Diese Form machte Neuer viermal zum Welttorhüter. Ein Statement in Zeiten, in denen über eine Wachablösung im deutschen Tor diskutiert wird.

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Abwehr

Benjamin Pavard: Blitzsaubere Vorstellung des Franzosen, in seinem bisher größten Spiel auf Klubebene. Hielt im ersten Durchgang die rechte, nach der Pause dann die linke Seite dicht. Pavard zeigte sich sehr sicher im Kombinationsspiel und half so häufig mit, sich aus dem Spurs-Pressing zu befreien.

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Niklas Süle: Der Nationalspieler hatte große Probleme mit Sons Tempo. Gingen der Südkoreaner oder auch Kane in die Tiefe, war Süle aus dem Spiel. Im Spielaufbau auf Sicherheit bedacht, unterlief der Abwehr-Schrank im zweiten Durchgang hanebüchen einen langen Ball. Ungewohnt unsicherer Auftritt.

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Jérôme Boateng: Neben dem wackeligen Süle war Boateng der bessere der Münchner Innenverteidiger. Die spielerische Klasse vergangener Tage blitzte nur selten auf, seine Abwehr-Hausaufgaben erledigte er aber zumeist befriedigend. Mitunter etwas zu forsch beim Herausrücken aus der Kette. Nach 70 Minuten zwang ihn eine Verletzung zum Aufhören.

David Alaba: Der Österreicher verhinderte in der 18. Minute in höchster Not das 2:1 durch Kane. War auf dem Weg nach vorne emsig, wenngleich seinen Flanken die Präzision fehlte. Hinten ließ Alaba recht wenig anbrennen. Zur Pause mit einer Rippenprellung ausgewechselt.

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Mittelfeld

Joshua Kimmich: Kritisierte nach dem Sieg in Paderborn die Bayern-Leistung. Hasan Salihamidzic forderte daraufhin vom Sechser, mit Leistung voran zu gehen. Und Kimmich lieferte. Traf zum 1:1, spielte mehrere kluge Seitenwechsel und schleppte den anfangs fahrigen Tolisso an seiner Seite durch. Nach der Pause auch als Rechtsverteidiger stark.

Corentin Tolisso: Der Franzose stand überraschend in der Startelf. Zu Beginn merkte man ihm die Nervosität deutlich an. Sein plumper Ballverlust führte zum 0:1. Bekommt er im Sechserraum den Ball, ist der Rechtsfuß häufig überfordert. Erobert er ihn weiter vorne, sind seine anschließenden Pässe tödlich. Wie beim 1:4 und 2:7. Einer schwachen ersten Hälfte folgte eine umso bessere zweite.

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Serge Gnabry: Der Mann des Abends. Schon im ersten Durchgang gefährlich und defensiv emsig, überragte der Flügelspieler anschließend mit vier herausragenden Toren. Seine Abschlussqualität trieb den machtlosen Lloris zur Verzweiflung. Tempo, Dribbling, Abschluss, Übersicht, Defensive: Gnabry war parallel zur Leichtathletik-WM in allen Disziplinen überragend.

Philippe Coutinho: Mit seiner Wendigkeit und seinem Trickreichtum sorgte der Brasilianer immer wieder für ein Raunen im Stadion. Zwar legte Coutinho „nur“ eines der sieben Tore vor. Doch zeigte er trotzdem, warum die Bayern ihn holten. Der Zehner steht für Spektakel und hat ein unglaublich feines Gespür für Raum und Zeit. Alles was er macht, sieht spielerisch leicht aus. Für den Otto-Normal-Fußballer sind seine Finten und Bewegungen schlicht nicht umsetzbar.

Kingsley Coman: Der Franzose sprach im Vorfeld über seine Rolle als Ribéry-Nachfolger. Zwischenfazit: Sein Tempo ist irrwitzig, seine spielerische Klasse und der letzte Pass reichen aber noch nicht an den Altmeister heran. Dazu hatte Coman mit der Defensivarbeit wenig am Hut. Der Rechtsaußen spielte nicht schwach, war aber dennoch der unspektakulärste in der Bayern-Offensive.

Sturm

Robert Lewandowski: Wahnsinnstor des Polen zum 2:1. Schon seine Bewegung in der Vorbereitung war pure Weltklasse, der Abschluss aus der Drehung nach Verwirrung im Strafraum ebenfalls brillant. Gegen Tottenhams Abwehrkanten hatte der Neuner auch körperlich etwas entgegenzusetzen. Als die Bayern die Spurs am Ende überrollten, war Lewandowski mittendrin und traf noch ein zweites Mal.

Einwechslungen

  1. Thiago für David Alaba: Erhielt zunächst eine Denkpause, war nach seiner Einwechslung aber gleich drin in der Partie. Mit traumwandlerischer Sicherheit diktierte der Spanier den Rhythmus der Partie. Dass das Spiel der Bayern mit Thiago fluider ist, ist keine neue Erkenntnis. In dieser Form landet er nicht so schnell wieder auf der Bank. Note: 1,5

  2. Ivan Perisic für Coman: Der Kroate durfte noch 20 Minuten ran und dürfte sich ärgern, im Torrausch am Ende leer ausgegangen zu sein. Note: 3

  3. Javi Martínez für Boateng: Wechselt Niko Kovac Martínez ein, weiß er, was er bekommt. Spielte den Part in der Innenverteidigung grundsolide runter. Note: 3

Torfolge

  1. 1:0 Son (Rechtsschuss, Sissoko)
  2. 1:1 Kimmich (Rechtsschuss)
  3. 1:2 Lewandowski (Rechtsschuss, Gnabry)
  4. 1:3 Gnabry (Rechtsschuss, Pavard)
  5. 1:4 Gnabry (Linksschuss, Tolisso)
  6. 2:4 Kane (Elfmeter)
  7. 2:5 Gnabry (Rechtsschuss, Thiago)
  8. 2:6 Lewandowski (Rechtsschuss, Coutinho)
  9. 2:7 Gnabry (Rechtsschuss, Tolisso)

Die Noten

Bayern München
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