Borussia Dortmund - Legia Warschau 8:4 | Die Spieler in der Einzelkritik

von Lukas Hörster
4 min.
Zukunft ungewiss: Nuri Sahin @Maxppp

Borussia Dortmund hat Legia Warschau im torreichsten Spiel der Champions League-Geschichte mit 8:4 bezwungen und sich somit eine gute Ausgangsposition für das Endspiel um den Gruppensieg bei Real Madrid in zwei Wochen verschafft. Mann des Tages war Dreifachtorschütze und Comebacker Marco Reus. FT hat alle Noten der BVB-Stars.

Tor

Roman Weidenfeller: Ehe der Routinier sich im Signal Iduna Park umgesehen hatte, zappelte der Ball bereits zweimal im Netz. Seine erste Rettungsaktion hatte der Keeper nach Prijovic‘ Lattenkopfball, als er ebenso spektakulär wie unnötig zum Fallrückzieher ansetzte, obwohl er den Ball hätte in die Hand nehmen können. In der Folge bei jeder noch so handelsüblichen Aktion vom Publikum hämisch beklatscht.

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Abwehr

Sebastian Rode: Auf der ungewohnten Rechtsverteidigerposition defensiv weitaus weniger gefordert als Passlack auf links. Dafür ständig auf dem Weg nach vorne. Verlieh dem BVB-Spiel somit die nötige Breite und kombinierte gut mit Dembélé und Kagawa. Nach Durms Hereinnahme auf der noch ungewohnteren Innenverteidigerposition unterwegs, die ihm doch einige Probleme bereitete.

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Matthias Ginter: War zwar die bessere Hälfte des Innenverteidiger-Duos, dennoch alles andere als sattelfest. Zeigte ungewohnte Schwächen im Stellungs- und Kopfballspiel. Prijovic machte dem Weltmeister merklich zu schaffen. Im Spielaufbau verhältnismäßig wenig gefordert, da viel über Sahin lief. Schaffte es tatsächlich, das zu diesem Zeitpunkt längst entschiedene Spiel aufgrund von Reklamierens gelbverwarnt zu beenden. Spätestens hierfür winkt ihm ein dicker Rüffel von Trainer Thomas Tuchel

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Marc Bartra: Der Spanier, der eigentlich gar nicht in der Startelf stehen sollte, fügte sich gleich mit einem unerklärlichen halbhohen Fehlpass ein. Ganz so, als wollte er aller Welt zeigen, weshalb eigentlich Sokratis an seiner Stelle hätte beginnen sollen. Ließ sich zudem beim 0:1 viel zu leicht im Luftduell abkochen. Beim zweiten Gegentor rückte er völlig übermotiviert aus der Kette und riss somit ein Loch in die Mitte, das Prijovic zu nutzen wusste. Wurde nach einer Stunde erlöst.

Felix Passlack: Nahezu jeder gefährliche Angriff der Polen lief über seine Seite. Hatte insbesondere mit Odjidja Ofoe nennenswerte Schwierigkeiten. Nach vorne als inverser Außenverteidiger mit Problemen, wenn er über die linke Seite Richtung Grundlinie marschierte. Seine Flanken mit dem schwächeren Fuß ließen stark zu wünschen übrig. Welch großen Unterschied ein Außenverteidiger auf der „richtigen“ Seite ausmachen kann, bewies er ab der 60. Minute, als er auf rechts ran durfte. Hatte ab dort keine Schwierigkeiten mehr, mit Tempo Richtung Tor zu ziehen. Erzielte nach einem Konter das 7:3 und somit seinen ersten Profitreffer. Freute sich darüber, wie über einen Weltmeistertitel.

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Mittelfeld

Nuri Sahin: Lieferte eine eigenartige Partie ab. Ordnete beinahe aus einer Liberorolle heraus den Spielaufbau. Trotz seines Reservistendaseins in der Liga wirkte der Türke dabei selbstbewusst und forderte immens viele Bälle. Offensiv gelang ihm mit etwas Glück das 3:1. Die beiden darauffolgenden Tore leitete er ein. Allerdings zeigte er auch deutliche körperliche Defizite im Zweikampfverhalten sowie den ein oder anderen Stockfehler. Unter dem Strich aber dennoch ein Bewerbungsschreiben für weitere Einsätze.

Gonzalo Castro: Agierte als Verbindungspieler zwischen Quarterback Sahin und den vier Offensivkräften. Beschränkte sich dabei zumeist auf den einfachen Ball. Wagte er einmal einen Schnittstellenpass, ging der Schuss in Form eines Konters das ein oder andere Mal nach hinten los. Der Ex-Leverkusener hatte schon bessere Abende.

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Shinji Kagawa: Der Japaner verwandelte binnen einer Minute den frühen Rückstand in eine Führung. Agierte zunächst als Zielspieler im Zentrum und bewies seine Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Später in tieferer Rolle eher um eine gesunde Ballzirkulation bemüht, um den Gegner laufen zu lassen. Wollte von Defensivarbeit an diesem Abend – wie so viele seine Mitspieler – nichts hören und sehen.

Angriff

Ousmane Dembélé: Dem Youngster wird oft vorgeworfen, noch zu häufig den richtigen Moment für das Abspiel zu verpassen. Anders am heutigen Abend: Die beiden Kagawa-Treffer bereitete der Franzose ebenso mustergültig vor wie das 6:2 durch Reus. Butterweiche Flanke zum 1:1, geniale Körpertäuschung vor seinem eigenen Treffer zum 4:2. Später überfiel ihn immer mal wieder der Leichtsinn, was sich in ebenso misslungenen wie überflüssigen Hackentricks widerspiegelte.

Marco Reus: Traum-Comeback des langzeitverletzten Nationalspielers. Bewies, dass er auch in der Mittelstürmerrolle seine ganze Qualität ausspielen kann. Stand bei seinen ersten beiden Toren genau dort, wo ein Neuner stehen muss, um einzuschieben. Zusätzlich gelangen ihm die Vorlagen zum 3:1 und 4:2 und der Schlusspunkt in der Nachspielzeit. Wenn er in der Defensivbewegung gefordert war, auch dort zur Stelle. Exzellente Vorstellung des 27-Jährigen.

Christian Pulisic: Brachte das Kunststück fertig, bei diesem Torfestival ohne eigene direkte Torbeteiligung zu bleiben. Haderte damit merklich, bewahrte aber seine Spielfreude. Zeigte in einigen Aktionen seinen atemberaubenden Antritt und scheiterte im zweiten Durchgang mehrfach in aussichtsreicher Abschlussposition.

Die Noten

Einwechslungen

  1. Erik Durm für Bartra: War ständig auf dem Weg nach vorne und vernachlässigte die Defensivarbeit vollständig, was zu einem weiteren Gegentreffer führte. Note 3,5.

  2. Pierre-Emerick Aubameyang für Sahin: Der Knipser versuchte vergeblich, sich ebenfalls in die Totschützenliste einzutragen. Immerhin noch mit dem traumhaften Assist auf Reus zum 8:4. Note 2,5.

  3. André Schürrle für Dembélé: Sammelte ebenfalls noch einen Scorerpunkt und zeigte sich spielfreudig auf dem linken Flügel, den die Polen zum Ende hin komplett verwaisen ließen. Note 2,5.

Torfolge

  1. 0:1 Prijovic (Rechtsschuss, Odjidja Ofoe)
  2. 1:1 Kagawa (Kopfball, Dembélé)
  3. 2:1 Kagawa (Linksschuss, Dembélé)
  4. 3:1 Sahin (Brust, Reus)
    24: 3:2 Prijovic (Rechtsschuss, Bereszynski)
  5. 4:2 Dembélé (Rechtsschuss, Reus)
    32: 5:2 Reus (Rechtsschuss, Kagawa)
  6. 6:2 Reus (Rechtsschuss, Dembélé)
    57: 6:3 Kucharczyk (Rechtsschuss, Radovic)
  7. 7:3 Passlack (Kopfball, Schürrle)
  8. 7:4 Nikolic (Rechtsschuss, Radovic)
  9. 8:4 Reus (Rechtsschuss, Aubameyang)
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Nachrichten

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