Chelsea-Krise: Contes Transferkritik im FT-Faktencheck

von Tristan Bernert
3 min.
Antonio Conte steht mit dem FC Chelsea in der Krise @Maxppp

Nach zwei blamablen Niederlagen steht Antonio Conte beim FC Chelsea vor dem Aus. Der italienische Trainer liegt schon länger mit der Vereinsführung im Clinch und kritisierte zuletzt öffentlich die Transferpolitik der Blues. Doch wie viel haben die Neuzugänge tatsächlich mit der aktuellen Krise zu tun?

Der FC Chelsea steckt in einer handfesten Krise. Schon seit Monaten ist es ein offenes Geheimnis, dass Trainer Antonio Conte, dessen Beziehung zur Klubführung zerrüttet ist, im Sommer seinen Hut nehmen wird. Nach einem 0:3 gegen den AFC Bournemouth und einem 1:4 am gestrigen Montag beim FC Watford könnten Contes Tage sogar schon früher gezählt sein.

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Es ist eine schwierige Situation, aber ich bin ein Gewinner und Gewinner finden Lösungen, Verlierer finden Ausreden“, stellte Conte nach dem Watford-Spiel klar. Ironischerweise übte er noch wenige Tage zuvor Kritik an der Transferpolitik der Blues: „In Zukunft müssen wir zwei oder drei Spieler verpflichten – nicht acht. Wir haben acht Spieler geholt und dabei weniger ausgegeben als Klubs, die nur zwei oder drei gekauft haben.“ Wie viel haben die Neuzugänge tatsächlich mit der Krise zu tun? FT analysiert.

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Sommertransfers

Álvaro Morata (66 Mio. von Real Madrid): Auch mangels Alternativen ist Morata im Sturm der Blues gesetzt. Mit zwölf Toren in 31 Pflichtspielen hat der Spanier eine solide Trefferquote, hat es aber nicht geschafft, den im Sommer vom Hof gejagten Diego Costa zu ersetzen. Stand jetzt hat Chelsea im Sturm an Qualität verloren.

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Tiemoué Bakayoko (40 Mio. von AS Monaco): Der kantige Franzose kommt auf der Sechs regelmäßig zum Einsatz, kann aber nicht ansatzweise an die Leistungen aus Monaco anschließen. Bakayoko wirkt oftmals unbeholfen, teilweise demotiviert und ist anfällig für Fehler. Gegen Watford flog er bezeichnenderweise nach 30 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz.

Danny Drinkwater (38 Mio. von Leicester City): Den größten Wert für Chelsea stellt nicht Drinkwater selbst, sondern seine Nationalität dar. Als einer von drei gebürtigen Engländern im Kader ist der Meister von 2016 im Hinblick auf die Homegrown Players-Regel wichtig. Sportlich ist er nur Ersatz. Damit war jedoch schon bei seiner Verpflichtung zu rechnen.

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Antonio Rüdiger (35 Mio. von AS Rom): Rüdiger gehört zur Innenverteidiger-Rotation von Conte und steht regelmäßig auf dem Platz. Mit 16 Startelfeinsätzen ist er jedoch kein Stammspieler. Wenn er spielt, erledigt der 22-fache Nationalspieler seine Aufgaben zumeist ordentlich.

Davide Zappacosta (25 Mio. vom FC Turin): Der 25-Jährige kam im Sommer am Deadline Day nach London. Hinter Victor Moses und César Azipilicueta, der gelegentlich auf die Rechtsverteidiger-Position ausweicht, ist für Zappacosta kein Vorbeikommen.

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Wintertransfers

Emerson Palmieri (20 Mio. von AS Rom): Mit einem Kreuzbandriss fiel der Linksverteidiger bis November verletzt aus. Auch danach spielte er bei den Giallorossi keine Rolle und stand nur 15 Minuten auf dem Platz. Bei Chelsea ist Emerson als Ersatz hinter Marcos Alonso eingeplant.

Olivier Giroud (17 Mio. vom FC Arsenal): Bei Arsenal spielte der Franzose nur eine Nebenrolle und auch an der Stamford Bridge wird Giroud wohl nur Stürmer Nummer zwei sein. Gegen Watford wurde er erstmals in der 64. Minute eingewechselt.

Ross Barkley (17 Mio. vom FC Everton): Nach einem geplatzten Sommerwechsel und einer verletzungsgeplagten Hinrunde ohne Pflichtspieleinsatz kam Barkley letztendlich doch zu Chelsea. Dort stand er erst einmal auf dem Platz. Das Spiel ging mit 0:3 gegen Bournemouth verloren.

Fazit

Insgesamt gaben die Blues über 250 Millionen Euro für neue Spieler aus. Vollends eingeschlagen ist von ihnen keiner. Einzig Morata und Bakayoko sind Teil der Stammelf, können beide bisher die Abgänge ihre Vorgänger Diego Costa respektive Nemanja Matic nicht kompensieren. Insofern ist Contes Kritik durchaus berechtigt.

Dennoch ist die Transferpolitik sicherlich nicht der einzige Grund für die momentane Krise der Londoner. Auch wenn die Neuzugänge den Kader eher in der Breite verstärken, ist die Mannschaft in der Spitze immer noch zu stark, um gegen Teams wie Bournemouth oder Watford unterzugehen. Zudem hat der Italiener in seiner Zeit als Trainer der Squaddra Azzurra gezeigt, dass er auch ohne absolute Spitzenspieler erfolgreich sein kann.

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