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Mal wieder schuldlos: Der übliche Heidel-Reflex

von Tobias Feldhoff
2 min.
Christian Heidel wäscht sich in Unschuld @Maxppp

Christian Heidel erkennt keine Fehler in der Transferplanung des Sommers. Dies macht der Schalke-Manager unumwunden deutlich. Leidtragender ist Domenico Tedesco, der die Gesamtschuld notgedrungen auf sich laden muss.

Schalke 04 befindet sich in der Krise. Mittlerweile wird offen darüber diskutiert, ob die von Domenico Tedesco gepredigte Spielweise einem Champions League-Teilnehmer angemessen ist. Tatsächlich darf die Frage zumindest erlaubt sein, ob proaktive Destruktivität ein probates Mittel darstellt, wenn ein Verein im Sommer 53 Millionen Euro für die Verstärkung des ohnehin schon gut aufgestellten Kaders ausgegeben hat.

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Christian Heidel jedenfalls erkennt keine Versäumnisse auf seiner Seite. „Vor der Saison sind wir noch in den höchsten Tönen für unsere Neuzugänge gelobt worden. Die mediale und öffentliche Bewertung verändert sich rasend schnell“, bemerkt der Schalke-Manager in den ‚Ruhr Nachrichten‘ nicht zu unrecht. Und weiter: „Omar Mascarell, Mark Uth oder Salif Sané hätten im Sommer wahrscheinlich 16 von 18 Bundesligisten gerne verpflichtet. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Mannschaft stärker ist als in der vergangenen Saison.“

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Heidel wäscht sich in Unschuld

Für die aktuelle sportliche Misere übernimmt Heidel anhand dieser Aussagen keinerlei Verantwortung. Man ist geneigt zu sagen: Der übliche Heidel-Reflex. Dabei spielten seine Entscheidungen beim sommerlichen Umbruch im Schalker Mittelfeld eine Hauptrolle.

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Zur Erinnerung: Leon Goretzka und Max Meyer verließen die Königsblauen ablösefrei. In beiden Fällen hätte Heidel ein Jahr zuvor die Möglichkeit gehabt, branchenüblich zu reagieren und mit beiden Spielern zumindest noch einige Millionen Euro Ablöse zu generieren. Stattdessen ließ es der ehemalige Mainzer drauf ankommen, stand aber letztlich mit leeren Händen da.

Selbstredend traf Heidel auch hier keine Schuld. Goretzka sei unerwartet von seinem Versprechen zurückgetreten. „Wir waren seit Mai 2017 in intensivsten Verhandlungen. Es war nicht nur so, dass wir uns nur mündlich einig waren – die Anwälte hatten sich sogar schon mit der Ausarbeitung der Verträge beschäftigt“, berichtete Heidel unmittelbar im Anschluss an die Wechselbekanntgabe zum FC Bayern. Demnach habe es bereits „ein finales Agreement“ gegeben, „wir wollten es bei der Saisoneröffnung verkünden.“

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Heidel bestenfalls zu naiv

Ob es sich genauso zugetragen hat, wissen nur die unmittelbar Beteiligten. Aber selbst dann müsste man Heidels Vorgehen als naiv bezeichnen. Mündliche Zusagen zählen in der Fußballbranche seit jeher recht wenig. Vor allem als Verantwortlicher eines deutschen Spitzenklubs sollte man sich auf das gesprochene Wort nicht verlassen.

Ärger mit Meyer-Berater

Ganz anders liefen die Verhandlungen mit Meyer. Sie waren geprägt von den Animositäten zwischen Heidel und Meyer-Berater Roger Wittmann. Am Ende der Schlammschlacht stand die Trennung – mitsamt Heidels Verweis darauf, dass die Gespräche ausschließlich an der Geldgeilheit der Spielerseite gescheitert seien. Auch hier ist an der Darstellungsweise sicherlich viel Wahres, spiegelt aber nicht den gesamten Ablauf wider.

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Denn man darf nicht vergessen, dass sich Meyer monatelang gedulden musste. Erst als die Verhandlungen mit Goretzka gescheitert waren, bemühte sich Heidel nachhaltiger um das Eigengewächs, das seine fußballerische Entwicklung als Sechser nicht hinreichend gewürdigt sah.

Tedesco steht im Regen

Leidtragender der jüngsten Heidel-Aussagen ist nun Tedesco. Der 33-jährige Trainer hat es mit dem „stärkeren Kader“ nicht geschafft, einen sportlichen Fortschritt zu erzielen. Im Gegenteil – Schalke krebst mit höchstüberschaubaren Leistungen in unteren Tabellengefilden. Ein Verlauf, den Heidel getreu seiner jüngsten Statements nicht mitzuverantworten hat.

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