Effzeh: Vier Gründe für den drittschlechtesten Saisonstart der Bundesligageschichte

von Niklas Kling
4 min.
Stöger und Schmadtke auf der Suche nach Verstärkungen @Maxppp

Ein magerer Punkt, ein Torverhältnis von 1:13 und der damit verbundene drittschlechteste Bundesligastart aller Zeiten sprechen eine deutliche Sprache: Der 1. FC Köln befindet sich in einer ernstzunehmenden Krise. Doch diese kommt nicht von ungefähr. FT nimmt die vier Kernfaktoren einmal genauer unter die Lupe.

So überschwänglich die Emotionen bei den Fans des 1. FC Köln nach Ablauf der vergangenen Spielzeit und der damit verbundenen Teilnahme an der Europa League nach 25 Jahren auch ausfielen, so gewaltig schlägt der Stimmungskater angesichts der aktuellen sportlichen Misere zurück.

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1:13 Tore, Tabellenplatz 18 und eine nur schwer zu erklärende Harmlosigkeit im Offensivspiel der Geißböcke drücken momentan auf das Gemüt des geneigten Effzeh-Sympathisanten. Und das obwohl man rund 34 Millionen Euro in jenen Kader investierte, der in dieser Saison der Dreifachbelastung aus Liga, DFB-Pokal und Europa-League trotzen sollte.

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Doch woher rührt der sportliche Misserfolg? Hinterließ der Abgang von Toptorjäger Anthony Modeste eine zu große Lücke oder liegen die Gründe anderorts? FT versucht sich an einem Erklärungsansatz.

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Leistungsträger im Tief

In der abgelaufenen Spielzeit überzeugte die Offensive des 1. FC Köln noch mit schnellem Umschaltspiel und einer ungeahnten Effizienz im Abschluss. Aktuell ist das Angriffsspiel der Geißböcke aber an Harmlosigkeit kaum noch zu überbieten.

Schlüsselspieler wie Yuya Osako oder auch Leonardo Bittencourt hängen ihrer Normalform derzeit meilenweit hinterher. Während zumindest bei Linksaußen Bittencourt beim 0:0 gegen Hannover 96 am vergangenen Spieltag durchaus Einsatzwille und einstiger Spielwitz zu erkennen waren, zeigt sich vor allem der sonst so ballsichere und technisch versierte Osako bislang ungewöhnlich fehleranfällig.

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Und als wären die Fehler im Umschaltspiel des Effzeh nicht schon gravierend genug, bringt sich zusätzlich auch noch die Defensive ein ums andere Mal durch Unkonzentriertheiten in die Bredouille. Musterbeispiel dafür: Innenverteidiger Frederik Sörensen. In der vergangenen Saison noch der Fels in der Brandung, leistete sich der 25-Jährige in den bisherigen sechs Saisonspielen schon mehrere grobe und fahrlässige Schnitzer und stand viel zu weit weg von seinen Gegenspielern.

Verletzte Spieler und Rekonvaleszenten

Fehlt schon das Glück, kommt auch noch Pech dazu. Besser könnte wohl kein Motto die sportliche Situation des 1. FC Köln umschreiben. Denn während die Stammkräfte ihre Form suchen, stehen andere wichtige Akteure aufgrund von Verletzungen nur bedingt oder gar nicht erst zur Verfügung.

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So fallen mit Nationalspieler Jonas Hector (Syndesmosebandriss) und dem erst kürzlich genesenen Marcel Risse (Meniskusverletzung) zwei der wichtigsten Stützen vorerst oder gar bis zum Ende der Hinrunde aus. Dazu fehlt mit Nikolas Nartey noch ein hoffnungsvolles Talent im zentralen Mittelfeld längerfristig, das dem ideenlosen Spiel der Geißböcke vielleicht noch einmal Auftrieb hätte geben können. Und auch Offensivallrounder Simon Zoller muss immer wieder aufgrund kleinerer Wehwehchen kürzer treten.

Córdoba ein anderer Spielertyp als Modeste

Nach dem Abgang von 25-Tore-Mann Anthony Modeste klaffte eine immense Lücke im Sturmzentrum der Domstädter und gespannt schauten nicht nur die Effzeh-Fans darauf, ob 17-Millionen-Neuzugang Jhon Córdoba diese zu schließen im Stande wäre. Doch der Kolumbianer entpuppte sich nicht als der erhoffte 1-zu-1-Ersatz für den einstigen Publikumsliebling.

Dies liegt jedoch nicht an der mangelnden Leistung des Angreifers, sondern vielmehr daran, dass seine Qualitäten anderswo liegen als bei seinem französischen Vorgänger. Córdoba ist ein mitspielender Stürmer, der sich die Bälle gerne auch in der eigenen Hälfte erarbeitet und seine Mitspieler in Szene setzt. Modeste hingegen glänzte als reiner Strafraumstürmer, spekulierte immer knapp an der Abseitsgrenze und verwertete die Hereingaben seiner Kollegen in unnachahmlicher Manier.

Und gerade hier liegt das Problem: Die offensive Spielweise der Kölner hat sich wenig bis gar nicht weiterentwickelt und wurde dem neuen Personal nicht gerecht angepasst. So werden immer noch vermehrt lange Bälle auf den einsamen Prellbock Córdoba geschlagen, obwohl dieser seine technischen Fertigkeiten vielmehr zur Geltung bringen könnte, wenn er von den Kollegen per Flachpass oder Zuspiel in den Lauf in Szene gesetzt würde.

Neuzugänge zünden nicht, wie erhofft

Doch während man bei Córdoba zumindest den Eindruck gewinnt, dass er in der Domstadt angekommen ist und seinen Platz im Ensemble von Peter Stöger gefunden hat, wirken die weiteren Neuverpflichtungen noch wie ein Fremdkörper.

Linksverteidiger Jannes Horn kam mit großen Vorschusslorbeeren und einem sieben Millionen Euro schweren Ablöserucksack ans Geißbockheim. Drei Spiele durfte er seither von Anfang an ran und wirkte vor allem bei der 0:5-Niederlage gegen Borussia Dortmund hüftsteif und unsicher in seinen Aktionen.

Für die Verpflichtung von Innenverteidiger Jorge Meré erntete der 1. FC Köln Glückwünsche en masse. Der U21-Nationalspieler findet jedoch trotz halbwegs akzeptabler Leistungen in einer insgesamt sehr wackeligen Effzeh-Abwehr noch nicht den Anschluss. Nach zwei Einsätzen gegen den FC Augsburg (0:3) und Borussia Dortmund (0:5) fand sich der 20-Jährige in den vergangenen beiden Ligapartien nur noch auf der Bank wieder.

Fazit: Der Leistungseinbruch beim 1. FC Köln ist das Resultat zweier entscheidender Faktoren. Zum einen verfügen die Spieler aktuell nicht über das nötige Selbstvertrauen und neigen dadurch immer wieder zu individuellen Fehlentscheidungen, die es abzuschalten gilt.

Zum anderen muss auch die Spielweise und das Spielsystem der Domstädter kritisch hinterfragt werden. Anstelle der langen Bälle in Richtung Sturmzentrum muss dringend eine Spielphilosophie entwickelt werden, die vor allem Rekordneuzugang Jhon Córdoba besser einzubinden weiß. Die individuelle Qualität der Akteure ist ohne Frage vorhanden. Jedoch muss diese schleunigst auch abgerufen werden, möchte man nicht noch tiefer im Abstiegssumpf versinken.

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