FC Bayern: Ist Kovac der richtige Mann?
Niko Kovac beerbt Jupp Heynckes beim FC Bayern. Dem 46-jährigen Kroaten, der erst auf eine Station als Vereinstrainer zurückblicken kann, schwappt große Skepsis entgegen. FT diskutiert kontrovers.
Die Idealbesetzung
Auch wenn es als offenes Geheimnis gilt, dass der FC Bayern am liebsten Thomas Tuchel an Bord geholt hätte – der Rekordmeister sollte sich glücklich schätzen, dass die Wahl am Ende auf Niko Kovac fiel.
Der in Berlin geborene Kroate erscheint fast wie der prototypische Trainer eines internationalen Spitzenklubs. Kovac ist weltoffen, eloquent und auf taktischer Ebene hervorragend geschult. Auch im Umgang mit seinen Spielern beweist der 46-Jährige bislang ausnahmslos ein gutes Händchen. Seine glaubwürdige, freundliche und gleichzeitig sehr energische Art macht es den Menschen leicht, ihm zu folgen.
Die Kritik vieler Experten, Kovac verfüge über keinerlei Erfahrung als Trainer einer Topmannschaft, ist zu kurzsichtig. Im modernen Fußball entscheiden vor allem Leistungsdiagnostiker in Absprache mit den Coaches über Intensität und Trainingssteuerung. Kovac ist klug genug, in dieser Hinsicht auf den Rat der Fachleute zu hören. Darüber hinaus hat der ehemalige Bayern-Spieler in Frankfurt nachgewiesen, dass er es versteht, seine Spieler in ihr bestmögliches System zu integrieren. Diese Qualität prädestiniert ihn für den FCB. Dort hat er angesichts vieler Topspieler sogar die Möglichkeit, noch flexibler zu agieren.
Tobias Feldhoff (FT-Redakteur)
Lösung mit Fragezeichen
Niko Kovac ist sicherlich ein guter Trainer, der in Frankfurt hervorragende Arbeit geleistet hat. Doch seit wann genügt ein Trainer, der mit einem personell gut zusammengestellten Mittelklasse-Verein über den Erwartungen spielt, den Ansprüchen des FC Bayern? Natürlich kann Kovac auch in München funktionieren, doch die Verpflichtung ist mit viel Risiko behaftet.
Kovac hat in seiner gesamten Trainerlaufbahn noch nie eine Mannschaft angeleitet, die einer Dreifachbelastung ausgesetzt ist. Für einen Übungsleiter ist es jedoch etwas grundlegend anderes, ob die Mannschaft alle drei oder alle sieben Tage spielen muss. Man hat kaum Zeit, sich auf den Gegner einzustellen und Taktiken einzustudieren. Stattdessen steht Regeneration auf dem Programm. Kovac konnte bisher nicht nachweisen, dass er mit so einer Situation geschweige denn einer Mannschaft voller Stars erfolgreich umgehen kann.
Auf Seiten der Bayern will man davon zumindest offiziell nichts wissen. Sportdirektor Hasan Salihamidzic nennt Kovac „den perfekten Trainer“ für den FC Bayern München. Das ist er jedoch nicht. Jupp Heynckes wäre der perfekte Trainer gewesen. Thomas Tuchel wäre unter allen vereinslosen Kandidaten der perfekte Trainer gewesen. Kovac ist höchstens Lösung Nummer drei. Möglicherweise wird man das in der kommenden Saison in München merken.
Tristan Bernert (FT-Redakteur)
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