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Leasing-Transfers: Das Risiko der Eintracht wird belohnt

von Lukas Heimbach
2 min.
Fredi Bobic lässt seinen Blick in England schweifen @Maxppp

Wenige gaben Fredi Bobic vor Amtsantritt bei Eintracht Frankfurt eine Chance. Doch der 44-Jährige machte aus der Not eine Tugend: und wird belohnt.

Zu beneiden war Fredi Bobic in der Sommerpause sicherlich nicht. Dabei war er gerade frischgebackener Sport-Vorstand eines Bundesligisten geworden, bei Eintracht Frankfurt. Noch zwei Jahre zuvor war er in gleicher Position beim VfB Stuttgart gescheitert. Nicht nur deshalb fiel im Umfeld das Vertrauen in den Ex-Nationalspieler entsprechend gering aus. Die Mission sei zum Scheitern verurteilt, so der Tenor. Erst recht, weil Bobic nicht irgendeine Nachfolge antrat: sondern die von Eintracht-Institution Heribert Bruchhagen, der fast 13 Jahre die Geschicke bei der SGE geleitet hatte.

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Aber nicht nur aufgrund dieser Vorgeschichte stand Bobic bei Amtsantritt vor einer gewaltigen Hürde, die es zu überwinden galt. Sportlich waren die Hessen haarscharf in der Relegation dem Abstieg entgangen. Zahlreiche Leistungsträger kokettierten mit einem Abschied aus der Mainmetropole. Stefan Aigner und Carlos Zambrano waren letztlich nicht zu halten, Frankfurt als Abstiegskandidat hoch gehandelt. Geld für passenden Ersatz war nicht vorhanden. Doch Bobic machte aus der Not eine Tugend – und setzte auf ein neues Leasing-Modell.

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Der Mut wird belohnt

Junge, talentierte, hungrige Spieler holte der 44-Jährige an den Main, die Trainer Niko Kovac formen und weiterentwickeln kann. Dafür tütete man gleich fünf Leihgeschäfte mit europäischen Klubs ein: Guillermo Varela kam von Manchester United, Shani Tarashaj vom FC Everton, Ante Rebic vom AC Florenz, Michael Hector vom FC Chelsea und Jesús Vallejo von Real Madrid. Hinzu kamen die ablösefreien Branimir Hrgota und Danny Blum. Lediglich 2,2 Millionen Euro gab Bobic für Transfers aus. Für 1,2 Millionen Euro kam Taleb Tawatha von Maccabi Haifa. Omar Mascarell wurde für eine Million von den Königlichen aus Madrid geholt.

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Sieben Spieltage später bleibt festzuhalten: Glückwunsch, Herr Bobic. Der Mut wurde belohnt, zumindest nach aktuellem Stand. Statt im Tabellenkeller rangiert die SGE auf Platz acht, vor Gladbach und Leverkusen. Gegen die Bayern holte die Kovac-Elf einen verdienten Punkt, spielte teils mitreißenden Fußball. Auch dank Wintereinkauf Marco Fabián, der nach starken Startschwierigkeiten jetzt voll durchstartet. Die Leistung des Klubs honoriert auch Rudi Völler, Sportdirektor bei Bayer: Die Überraschung der Saison für ihn sei „Frankfurt. Die Eintracht war fast abgestiegen. Aber in Frankfurt wurden im Sommer sehr gute Entscheidungen getroffen, sei es beim Trainer mit Niko Kovac oder mit Fredi Bobic als Sportdirektor. Der Erfolg ist ganz sicher kein Zufall.“

Kein Modell für die Zukunft

Abzuwarten bleibt, wie es mit dem bis dato erfolgreicheren Leasing-Geschäft weitergeht. Die Leihverträge laufen kommenden Sommer aus. Dann könnte das Team auseinanderbrechen, wenn es schlecht läuft. Eine Festverpflichtung kann man sich aktuell kaum leisten. Zudem bewegt sich die sportliche Führung mit einer Vielzahl an Leihspielern selbstredend auf dünnem Eis. Kommen schlechtere Zeiten, die Akteure sind unzufrieden, geht die Identifikation mit dem Klub schnell flöten.

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Wenig Interesse dürfte Bobic auch daran haben, jeden Sommer vor der gleichen Herausforderung zu stehen, und ein komplett neues Team zu leasen. Zukunftsträchtig ist das Modell für die Adler daher kaum. Keinem wäre damit geholfen: insbesondere nicht dem sportlichen Fortschritt. Als finanzielle Interimslösung scheint Frankfurt in diesem Fall aber den richtigen Weg gefunden zu haben. Der Konsolidierungskurs läuft nach Plan.

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