Lennart Czyborra im FT-Interview: „Die Bundesliga schließt man nie aus“

von Niklas Scheifers
3 min.
Atalanta Bergamo Lennart Czyborra @Maxppp

Lennart Czyborra belohnte sich für seine starken Leistungen in den Niederlanden jüngst mit einem Transfer zu Champions League-Achtelfinalist Atalanta Bergamo. Bevor sein Team am Mittwoch gegen den FC Valencia antritt, nahm sich der aufstrebende Linksverteidiger Zeit für ein Gespräch mit FT.

Wie sind deine ersten Eindrücke in Bergamo?

Die letzte Zeit war sehr aufregend, sehr spannend. Man muss eine neue Sprache lernen, man muss sie verstehen und sprechen können. Du hast ein neues Umfeld, lernst neue Mitspieler, neue Trainer, neues Personal kennen – das ist schon erstmal eine große Umstellung. Trotzdem: Ich bin hier gut aufgenommen worden und hatte auch schon meine ersten Italienisch-Stunden.

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Dann war es wohl die richtige Entscheidung, dich erst einmal in Ruhe ankommen zu lassen…

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Ja, absolut. Ich bin jetzt immer noch gut im Stress. Ich muss noch Sachen vom Hotel in meine Wohnung bringen, muss Sachen einkaufen für die Wohnung. Ich brauchte noch meine Registrierung in Italien, auch einen sogenannten Tele-Pass für die Autobahn. Das sind so Kleinigkeiten, die viel Zeit kosten.

Du triffst bei Atalanta auf Landmann und Linksverteidiger-Kollege Robin Gosens. Wie hat er dich empfangen? Hilft er dir?

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Ich muss sagen, Robin kümmert sich richtig gut um mich. Viele aus dem Stab hier sprechen wenig Englisch, alles findet auf Italienisch statt. Robin hilft mir da sehr, übersetzt und erklärt mir Anweisungen des Trainers, damit ich weiß, was ich zu tun habe. Er hat mich bisher auch jeden Morgen abgeholt und wir sind zusammen zum Training gefahren. Er ist ein super Junge, ich muss ihm wirklich dankbar sein.

Warum Bergamo? Warum Italien?

Atalanta spielt in den vergangenen Jahren schon super Fußball in der höchsten Spielklasse in Italien – eine der Top5-Ligen in der Welt. Atalanta hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben und deshalb habe ich mich für sie und für Italien entschieden. Außerdem: Es ist ein neues Land, ein neue Sprache, eine neue Kultur, eine neue Lebenserfahrung. Das fand ich spannend.

Gab es auch Interesse aus der Bundesliga?

Mein Berater erzählte, hier hätte mal ein Scout angerufen und da mal ein Manager. Ich weiß schon, dass ein paar Vereine angefragt haben. Aber ich kann jetzt keinen Verein nennen, bei dem ich übermorgen unterschreiben hätte können. Ich wollte mich damals auch auf die Liga in Holland konzentrieren. Atalanta ist dann sehr konkret geworden.

Wie fühlt es sich an, wenn man plötzlich so viel Geld kostet?

Das sind schon unglaubliche Summen, die von Verein zu Verein gezahlt werden. Natürlich ist das mir gegenüber eine Wertschätzung, wenn ein Verein bereit ist, für mich eine Millionensumme zu bezahlen. Das gibt Selbstvertrauen, aber ist natürlich auf eine Art auch eine Verpflichtung.

Mal ein Blick zurück in deine Jugend: Wie kam es, dass du vom Stürmer zum Linksverteidiger umgeschult wurdest?

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Das war in meiner Zeit bei Energie Cottbus. Da hat mich dann mein Trainer Bernd Deutschmann – das weiß ich noch, als wenn es gestern gewesen wäre – einfach mal als Linksverteidiger aufgestellt. Ich meinte: „Herr Trainer, was machen Sie da? Das können Sie doch nicht machen.“ Er sagte: „Lennart, das ist das Richtige für dich. Vertraue mir.

Vor eineinhalb Jahren nach deiner Jugend in Deutschland (Union Berlin, Hertha BSC, Cottbus, Schalke 04) bist du dann in die Niederlande zu Heracles Almelo und hast dort den Sprung in den Profi-Fußball geschafft. Man kann sagen: Die richtige Entscheidung.

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Definitiv. Es gibt auch wirklich viele, die in die Niederlande gehen und die Liga als Sprungbrett nutzen. Das kann ich auch echt nur empfehlen. Klar, wenn du jetzt bei Mannschaften wie Ajax Amsterdam oder PSV Eindhoven spielst, bist du schon bei einem Champions League-Klub. Aber bei den anderen Klubs holst du deine Spielpraxis und deine Minuten. Das ist definitiv ein Sprungbrett.

Jetzt bist du bei Atalanta. Was rechnest du dir für die restliche Saison aus?

Ich denke schon, dass ich da noch ein paar Minuten kriege. Aber jetzt will ich einfach erstmal weiter hier ankommen.

Wo willst du später mal unterkommen? Sehen wir dich auch mal in der Bundesliga?

Die Bundesliga schließt man nie aus. Sie gehört auch zu den Top5-Ligen, ich selbst bin Deutscher – die Bundesliga ist immer eine attraktive Liga. Grundsätzlich bin ich aber jetzt erstmal hier und mache mir über sowas noch überhaupt keine Gedanken.

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