Marcel Tisserand im FT-Interview: „Ingolstadt war nur eine Zwischenstation“

von Tristan Bernert - Quelle: FT-Exklusiv
4 min.
Marcel Tisserand will zurück nach Frankreich @Maxppp

Nach nur einem Jahr hat Marcel Tisserand den FC Ingolstadt wieder verlassen. Per Leihegeschäft samt früh greifender Kaufpflicht schlug der VfL Wolfsburg zu. Mit FT sprach der 24-Jährige über seine Zeit bei den Schanzern, seinen Wechsel nach Niedersachsen und die Transferposse um seinen alten Kollegen Kylian Mbappé.

Herr Tisserand, mittlerweile sind Sie mit den Gegebenheiten des Transfermarkts vertraut. Wie haben Sie die aktuelle Transferperiode erlebt?

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Marcel Tisserand: Es war schwierig, auch aufgrund des Abstiegs in die zweite Liga. Ich habe mich mit dem Klub (FC Ingolstadt, Anm. d. Red.) darauf geeinigt zu sagen, dass ich gehen möchte, um einen Erstligisten mit Ambitionen zu finden. In den ersten Wochen war es schwierig, eine Übereinkunft mit einem anderen Verein zu treffen. Hinterher habe ich es aber doch noch geschafft. Aber es hat lange gedauert und war kompliziert. Ich bin froh, dass es am Ende geklappt hat.

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In Ingolstadt wurden Sie suspendiert. Das muss eine schwierige Situation gewesen sein.

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Ja, so etwas kannte ich bis dahin nicht. Es war aber keine richtige Suspendierung. Es ging mehr darum, dass der Klub mir klar machen wollte, dass ich gehen darf und Sie wollten mir die Möglichkeit geben, mich auf meinen Transfer zu konzentrieren. Sie sagten zu mir: ‚Weil du mit deinem Kopf gerade nicht hier bist, konzentriere dich auf den Transfer und wir werden dann mit den entsprechenden Klubs verhandeln.‘ Es war also mehr eine beidseitige Übereinkunft.

Trotz allem, was ist Ihr Fazit zu Ihrer Zeit in Ingolstadt?

Für mich war es trotz allem eine positive Zeit. Es war ein Risiko, Monaco zu verlassen und nach Ingolstadt zu gehen. Aber ich bin froh, dass ich dieses Risiko eingegangen bin, denn es hat sich ausgezahlt, ich spiele jetzt schließlich in Wolfsburg. Es zeigt, dass es trotz des Abstiegs nicht falsch war, hierher zu kommen.

Ich hatte die Möglichkeit, in der Bundesliga zu spielen, die für mich eine der besten Ligen Europas ist. Ich konnte wertvolle Erfahrungen sammeln. Außerdem hat mir Ingolstadt gestattet, am Afrika Cup 2017 teilzunehmen, obwohl Sie wussten, dass ich nach meiner Rückkehr erst einmal Regenerationszeit benötigen würde. Das war auch ein wichtiger Grund dafür, dass ich mich für Ingolstadt entschieden habe.

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Ist es für Sie dennoch eine kleine Niederlage, Ingolstadt nach nur einem Jahr wieder zu verlassen?

Nein, überhaupt nicht. Für mich ist Wolfsburg der nächste Schritt. Es ist einer der großen Klubs in Deutschland. Ingolstadt war nur eine Zwischenstation. Es war wichtig für mich, dass ich mich in der Bundesliga präsentieren konnte, sodass ein Klub mit größerer Reputation mich kontaktiert und holt. Das war das finale Ziel. Es musste einen Zwischenschritt geben.

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Sie spielen nun für den VfL Wolfsburg. Warum haben Sie diese Wahl getroffen?

Weil sie die schnellsten und die bissigsten waren und das größte Interesse signalisiert haben. Es stimmt, dass ich auch Kontakt zu anderen Klub hatte. Aber sie haben einfach nicht dieselbe Art von Interesse gezeigt, sei es nun sportlicher oder finanzieller Natur. Hier habe ich direkt mit dem Trainer und dem Sportdirektor sprechen können. Wir haben uns über Matchpläne und Taktiken unterhalten. Das kannte ich von anderen Klubs so nicht und das war mir sehr wichtig.

Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Ich möchte beeindrucken und gewinnen. Es ist ein großer Klub. Man merkt es an der Infrastruktur, den Trainingsplätzen, alles ist hier sehr strukturiert. Das hier ist für mich ein neues Level. Es liegt an mir, mich zu verbessern, sodass ich zu einem wichtigen Teil und Führungsspieler des Teams werden kann. Außerdem habe ich natürlich die Nationalmannschaft im Auge. Ich will mich mit dem Kongo für die WM 2018 qualifizieren.

Sie sind in Frankreich geboren. Auch Klubs aus der Ligue 1 hatten Interesse an Ihnen. Warum haben Sie sich gegen eine Rückkehr entschieden?

AS Saint-Étienne und Stade Rennes hatten Interesse und auch ich habe mich für sie interessiert. Aber vor allem finanziell hat es nicht geklappt. Ingolstadt hat viel Geld verlangt und zu niedrige Angebote kategorisch abgeblockt. Außerdem haben sie einfach nicht so viel Interesse gezeigt wie Wolfsburg. Zwar wollten sie mich, aber ich habe mit keinem Verantwortlichen persönlich gesprochen. Außerdem war es am Ende einfach eine Zeitfrage. Der Transfermarkt war nur noch ungefähr zehn Tage geöffnet, wir mussten uns beeilen. Wolfsburg hat das meiste Interesse gezeigt und heute bin ich glücklich.

Zum Abschluss noch etwas völlig anderes. Sie haben für AS Monaco gespielt und wir wissen, dass Sie immer noch Kontakte zum Klub pflegen. Wie bewerten Sie das Transfergeschehen rund um Kylian Mbappé?

Monaco hatte schon immer eine schlaue Transferpolitik. Man muss sich nur die Wertsteigerung ehemaliger Spieler wie James Rodríguez, Anthony Martial, Bernardo Silva, Benjamin Mendy oder Geoffrey Kondogbia anschauen. Ich mache mir keine Sorgen um sie. Sie bekommen das schon hin, auch wenn es da gerade diese Sache mit Mbappé gibt. Er ist eben noch jung.

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