Nach United-Desaster: Muss Mourinho kleinere Brötchen backen?

von Niklas Scheifers
2 min.
José Mourinho liefert keine Ergebnisse mehr @Maxppp

Nirgendwo enttäuschte Trainer-Topstar José Mourinho so sehr wie bei Manchester United. Die Frage bleibt, ob sich das Who-is-Who des europäischen Fußballs den Portugiesen noch ins Haus holen möchte.

Zweimal Champions League-Sieger, jeweils einmal UEFA-Cup- und Europa-League-Sieger, zehn nationale Meisterschaften, sieben nationale Pokalsiege, viermal Weltklubtrainer des Jahres – die vielen Liga-Pokale und sonstige Vitrinen-Deko schenken wir uns mal.

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Ohne Frage zählt José Mourinho zu den erfolgreichsten Trainern der Fußball-Historie. Ein beispielloser Titelhamster. Sein Erfolgsrezept war stets der Umgang mit den Spielern, selbst die Diven im Kader brachte der Exzentriker bedingungslos hinter sich. Sein Motto: „Wir hier in der Kabine gegen den Rest da draußen.“

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Mannschaft stellt sich gegen Mourinho

Umso erstaunlicher, dass es zuletzt bei Manchester United hieß: „Ihr hier in der Kabine gegen mich.“ Fußballerische Magerkost kannte man von Mourinho bereits – nicht aber, dass er einen Großteil seiner Mannschaft gegen sich aufbringt. Ausgeschlachtet wurde in England vor allem der Dauerstreit mit Topstar Paul Pogba. Der Franzose blieb aber beileibe nicht der einzige Mourinho-Gegner im Kader, von denen es am Ende mehr gab als Befürworter.

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Nun stellt sich die Frage, wie groß der Schaden ist, den Mourinhos Karriere durch dieses unwürdige Schauspiel genommen hat. Umso mehr vor dem Hintergrund, dass United – allen voran Pogba – seit dem Trainerwechsel unter Ole Gunnar Solskjaer wie entfesselt aufspielt. Jeder Sieg, jedes Tor mutet wie eine nachträgliche Ohrfeige an. Uniteds Bilanz nach Mourinhos Entlassung: Sechs Spiele, sechs Siege, 17:5 Tore.

Volle Breitseite von Solskjaer

Die „dummen Quer- und Rückpässe“ habe United abgestellt, sagte Solskjaer nach dem jüngsten 1:0-Sieg gegen Tottenham Hotspur und machte die Mourinho-Schmach vor aller Welt perfekt. Die Botschaft: Mein Vorgänger war der Grund für den Misserfolg – ein Handicap.

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Über den Stil solcher Aussagen kann man trefflich streiten, genauso aber auch über Mourinhos Zukunft. Sein Scheitern bei United haben natürlich auch die Topklubs Europas registriert. Nach aktuellem Stand sollte es der angeschlagene Erfolgscoach nicht als selbstverständlich nehmen, noch bei einem Verein der höchsten Kategorie unterzukommen – auch wenn ein Mann mit seinem Ego sicherlich keine Zweifel daran hegen dürfte.

Noch einer für die Topklubs?

Mourinhos letzter Titel, der Sieg in der Europa League 2017, liegt mittlerweile fast zwei Jahre zurück. Sein Ruf als Titel-Garant bröckelt. Auch der Punkteschnitt hat gelitten: Bis 2013 hatte Mourinho noch einen herausragenden Karriereschnitt von etwa 2,2 Zählern pro Spiel vorzuweisen. Seitdem hat sich sein Wert auf knapp unter zwei Punkte verschlechtert. Noch immer nicht allzu schlecht, aber auch Beleg dafür, dass die fetten Jahre nun schon eine Weile her sind.

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Da verwundert es auch nicht, dass sich zuletzt mit Benfica eben kein Klub aus besagter höchster Kategorie beim Starcoach gemeldet hat. In Portugal genießt Mourinho nach wie vor Heldenstatus, eine Rückkehr in die Heimat – ob als Vereins- oder Nationaltrainer – dürfte bis zum Karriereende eine Option bleiben. Dasselbe gilt für China, die USA und den Nahen Osten. Fraglich jedoch, ob sich das zum jetzigen Zeitpunkt mit Mourinhos Ansprüchen deckt. Auch Titelhamster können sich irgendwann abnutzen.

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