Schalke-Krise: Schuld hat auch der Transfermarkt

von Tobias Feldhoff
2 min.
Sebastian Rudy ist auf Schalke noch nicht richtig angekommen @Maxppp

Domenico Tedesco sieht bei Schalke 04 nur eine „Ergebniskrise“. Dabei reichen die Probleme bei Königsblau viel tiefer. Auf dem Transfermarkt wurden Entscheidungen getroffen, die sich nun negativ auswirken. Eine Analyse.

In der vergangenen Saison wurde Schalke Vizemeister. Das war nicht nur gemessen an den Erwartungen eine Überraschung, sondern auch mit Blick auf die Statistiken. Selten hatten die Königsblauen mehr Ballbesitz als der Gegner, ziemlich häufig kamen sie mit weniger Torschüssen aus. Doch von Glück zu sprechen, verbietet sich. Domenico Tedesco erarbeitete ein gut funktionierendes Defensivkonzept, aus dem heraus punktuelle Nadelstiche vollkommen ausreichten.

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Im Sommer nun sollte die spielerische Weiterentwicklung folgen. Die Frage lautete: Kann Tedesco auch offensiv denken? Momentan muss man konstatieren: Im Zusammenspiel mit Christian Heidel hat es der Schalke-Trainer nicht geschafft, eine Mannschaft aufzustellen, die im Vergleich zum Bundesliga-Durchschnitt konstruktiv agieren kann.

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Zu viel Wucht – zu wenig Witz

In der Offensive ist das Team zu eindimensional aufgestellt. Vom vorhandenen Personal sind lediglich Amine Harit und Yevhen Konoplyanka in der Lage, Situation regelmäßig durch ein gewonnenes Dribbling aufzulösen. Spieler wie Franco Di Santo, Guido Burgstaller oder auch Breel Embolo bestechen durch ihre Wucht und Laufbereitschaft. Sie sind prädestiniert für intensives Pressing, schnelle Umschaltsituationen und geradliniges Spiel in die Tiefe.

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Grundsätzlich ist das eigentlich kein Problem – schließlich waren die Schalker mit genau jener Spielweise und in Anwesenheit des Ausnahmespielers Leon Greotzka vergangene Spielzeit so erfolgreich. Doch die Zielsetzung war eine andere und wurde durch Heidels Last Minute-Transfer untermauert. Für mehr als 16 Millionen Euro kam Sebastian Rudy vom FC Bayern. Ein ausgewiesener Stratege und Ballbesitz-Spieler.

Einen ersten Eindruck davon, dass die beiden Komponenten nicht so recht zueinander passen, lieferte die Partie bei Borussia Mönchengladbach. Beim 1:2 war keinesfalls alles schlecht. Doch so wirklich schlüssig war die Ausrichtung nicht. Vor den beiden passstarken Rudy und Nabil Bentaleb agieren Di Santo, Burgstaller und Neuzugang Mark Uth. Alle drei hatten ihre gefährlichen Situation in der Regel nur bei zweiten Bällen – und eben nicht nach flüssigen Kombinationen über mehrere Stationen.

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Hat Tedesco schon aufgegeben?

Die passende Aussage hatte Tedesco schon nach der 0:2-Niederlage gegen Wolfsburg geliefert: „Wir müssen an dem arbeiten, was wir können. Was wir nicht können, werden wir lassen.“ Was genau er damit meinte, ließ er offen. Doch der Verdacht liegt nahe, dass er auf sein Paradestück, das Gegenpressing, anspielte.

Nun bleibt abzuwarten, welche Marschroute Tedesco in den kommenden Wochen vorgibt. Fakt ist: Schalke hat inklusive der beiden Mittelfeld-Neuzugänge Omar Mascarell und Suat Serdar keinen Kader, der auf Ballbesitz-Fußball ausgelegt ist. Die Ausnahme bildet ausgerechnet Königstransfer Rudy. Was Heidel und Tedesco bei der Verpflichtung vorschwebte, gilt es noch zu ergründen. Unabdingbar ist, dass ein bestimmter Weg stringent und glaubhaft vorgelebt wird.

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