Emre Can: Der Aufstieg zum neuen Reds-Leader

von Jochen Hunold
3 min.
Emre Can hat sich bei den Reds zu einer wichtigen Stammkraft entwickelt @Maxppp

Nachdem Emre Can seinen Wechsel zum FC Liverpool bekanntgegeben hatte, schüttelten viele Fußballfans den Kopf. Obwohl sich der Youngster in seiner ersten Profisaison beim Champions League-Teilnehmer Bayer Leverkusen einen Stammplatz erkämpfen konnte, machte er schon nach einem Jahr wieder den Abflug. Zunächst sah es auch danach aus, als hätte Can die falsche Entscheidung getroffen. Doch nun hat sich das Blatt gewendet.

Man brauchte kein ausgewiesener Fußballexperte zu sein, um zu erkennen, dass aus Emre Can irgendwann einmal ein begnadeter Fußballer werden sollte. Weder blieb das den Scouts von Eintracht Frankfurt verborgen, die das Talent 2006 in ihre Jugendabteilung holten, noch den Spähern von Bayern München, die im Sommer 2009 Nägel mit Köpfen machten und eines der größten deutschen Talente an die Säbener Straße lotsten. Obwohl der gelernte Mittelfeldspieler im Sommer 2012 den Sprung in den Kader der Profis schaffte und es dort sogar zu einigen Kurzeinsätzen brachte, musste er jedoch vor der schier übermächtigen Konkurrenz kapitulieren.

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Um nicht dauerhaft als Edelreservist auf der Bayern-Bank zu versauern, sondern sich optimal weiterentwickeln zu können, wechselte Can 2013 für fünf Millionen Euro zu Bayer Leverkusen. Der deutsche Rekordmeister wollte das Talent aber nicht so ganz gehen lassen und vereinbarte mit den Rheinländern eine Rückkaufklausel.

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Bei Bayer konnte Can bereits in seiner ersten Saison überzeugen. Am Ende der Spielzeit standen für den Nachwuchsspieler 29 Bundesligaeinsätze zu Buche, in denen er überwiegend mit starken Leistungen überzeugen konnte. In der Folge schien es lediglich die Frage zu sein, ob die Bayern ihren Ex-Spieler direkt nach einer Saison wieder zurückholen oder ihn für eine weitere Saison bei Bayer parken wollten.

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Wechsel nach Liverpool trotz Stammplatz bei Bayer

Wie es so oft im Fußballgeschäft ist, kam dann doch alles anders als gedacht. Denn Can hatte noch eine zweite Klausel in seinem Arbeitspapier verankert – nämlich eine Ausstiegsklausel über zwölf Millionen Euro. Der FC Liverpool fackelte nicht lange, legte einen Batzen Scheine auf den Tisch und holte den deutschen Juniorennationalspieler nach England. Viele Experten waren sich jedoch einig: Der Wechsel kommt zu früh. Can hätte sich besser im gewohnten Umfeld weiterentwickeln sollen. „Wir sind der Meinung, dass Emre noch ein Jahr bei uns gut tun würde“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler.

Zunächst sah es auch danach aus, als sollten die Pessimisten Recht behalten. Nach holprigem Start und einer durchwachsenen Hinrunde stand Can bis Weihnachten in der Premier League lediglich 315 Minuten auf dem Feld. Schuld daran hatte auch eine Knöchelverletzung, die er sich zu Beginn der Saison zugezogen hatte. „Ich war in den ersten Monaten nie wirklich hundertprozentig fit und in England kann das entscheidend sein“, begründete der 21-Jährige seine Anlaufschwierigkeiten auf der Insel.

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Can profitiert von Systemumstellung – möglicher Gerrard-Nachfolger?

Nachdem LFC-Trainer Brendan Rodgers Ende des vergangenen Jahres das System auf eine Dreierabwehrkette umgestellt hatte, änderte sich auch die sportliche Situation des Deutschen schlagartig. Can wurde von seinem Coach in die Innenverteidigung beordert und verpasste in den letzten sieben Ligaspielen keine einzige Minute. „Emre war wie ein Rolls Royce. Er hat fantastisch verteidigt“, adelte Rodgers den 21-Jährigen nach dem 3:2-Sieg gegen Tottenham am vergangenen Dienstag, „Emre gibt unserem Team eine wirklich gute Balance. Er ist stark, hat einen guten Körper. Sein taktisches Verständnis ist sehr gut für einen solchen Spieler. Und in Zukunft wird er auch zeigen, dass er ein guter Mittelfeldspieler ist“.

Colin Pascoe, Co-Trainer der ‚Reds‘, sieht in dem Youngster sogar den zukünftigen Führungsspieler des englischen Traditionsvereins. „Er ist jung und muss noch viel lernen. Aber ich bin sicher, dass er sich in ein paar Jahren zum Führungsspieler entwickeln kann, wenn er weiter solche Fortschritte macht“, lobt der Waliser den Shootingstar. Einige betrachten Can sogar als legitimen Nachfolger von Liverpool-Legende Steven Gerrard, der den Verein im Sommer in Richtung Major League Soccer verlassen wird. „Ich sehe mich als ähnlichen Spieler wie Steven Gerrard“, scheut auch Can den Vergleich mit dem Weltstar nicht, schränkt jedoch ein: „Aber ich weiß nicht, ob ich jemals so erfolgreich wie er sein werde“. Der Anfang bei den ‚Reds‘ ist jedenfalls gemacht.

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