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Jürgen Klopp ist Liverpools Ideallösung – und umgekehrt

von Lukas Heimbach
4 min.
Jürgen Klopp steht auf der Schwelle zu Anfield @Maxppp

Noch in dieser Woche wird Jürgen Klopp voraussichtlich Trainer des FC Liverpool. Seine Unterschrift scheint nur noch Formsache. Die Reds dürften sich glücklich schätzen, dass der 48-Jährige gerade jetzt auf dem Markt ist. Kein Klub passt so gut zum Enthusiasten wie der LFC – und umgekehrt. Ein Kommentar.

Im Juli 2008 trat Jürgen Klopp sein neues Amt als Cheftrainer bei Borussia Dortmund an. Der BVB hatte die vorige Spielzeit unter Thomas Doll auf Rang 13 abgeschlossen. Sogar um den Verbleib in der Bundesliga musste die Borussia zwischenzeitlich bangen. Unter dem wortgewandten Schwaben wurde bei den Westfalen alles besser. Der zu diesem Zeitpunkt 41-Jährige läutete eine neue schwarz-gelbe Ära ein. Zuvor war Klopp mit Mainz 05 knapp am Aufstieg ins Oberhaus vorbeigerutscht – wieder einmal.

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Mit Dortmund verpasste Klopp in seiner ersten Saison die internationalen Plätze um Haaresbreite. In den beiden Jahren darauf holte er völlig überraschend die Deutsche Meisterschaft. Mit leidenschaftlichem Pressingfußball begeisterte seine Elf die Bundesliga und später auch Europa. Der FC Bayern wurde vom Thron gepresst. Das bayrische Ehrgefühl war sensibel verletzt. Eine Hauptschuld daran trug der enthusiastische Meistermacher.

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Ausnahme für Liverpool? Zu Recht!

Sieben Jahre prägte Klopps Handschrift den BVB. Im April entschied er sich schließlich dazu, nach sieben Jahren sein Zepter niederzulegen. Vorgesehen war eigentlich, dass der heute 48-Jährige sich erst einmal eine Auszeit von der hitzigen Fußballwelt nimmt. Dass zahlreiche Teams auf Trainersuche ihn kontaktieren würden, war absehbar. Borussia Mönchengladbach, Zenit St. Petersburg, Olympique Marseille sowie die mexikanische Nationalmannschaft signalisierten schon in der jüngeren Vergangenheit Interesse an einer Verpflichtung des ehemaligen Mainz-Profis. In allen Fällen ließ Klopp über seinen Berater schnell durchblicken, er habe kein Interesse und sagte ab.

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Anders sieht es beim FC Liverpool aus. Seit Wochen fordern die Fans der ‚Reds‘ den Schwaben als Nachfolger von Brendan Rodgers. Schon als dieser noch im Amt war. Dessen Entlassung trieben sie damit möglicherweise voran. Zu groß wurde der Druck auf die Verantwortlichen beim LFC. Der Hashtag #KloppfortheKop feiert in den sozialen Medien Hochkonjunktur. Eine schnelle Absage wie bei den vorherigen Interessenten fing sich der Traditionsklub von der Merseyside bislang nicht ein – und wie es aussieht, wird er es auch nicht. Zu Recht.

Der Pöhler ist wieder heiß

Zu viel Ruhe scheint Klopp nicht zu liegen. Der groß gewachsene Blondschopf liebt es, mit den Medien zu spielen. Fraglos eine seiner großen Stärken. Immer wieder gelang es ihm so, den Druck von seinen Spielern zu nehmen und den Medienfokus auf sich zu lenken. Insbesondere, wenn dieser negativ konnotiert war. Dem 48-Jährigen juckt es offenbar wieder in den Fingern.Und kein Klub der Welt scheint so gut zum ‚Pöhler‘, wie es seine Kappe ziert, zu passen wie der FC Liverpool.

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Der traditionsreiche Klub aus der Arbeiterstadt braucht keinen anmutigen Italiener, der stilsicher und Kaugummi malträtierend die Stars des Vereins in den Vordergrund stellt. Keinen Despoten, der sich über Mannschaft und Verein stellt, damit aber unter Umständen sogar Erfolg hätte.

Klopp verkörpert Identität des Vereins

Liverpool – das steht für harte, ehrliche Arbeit. Für Emotionen und Echtheit. Ein authentisches Tackle wird einer zidanesken Pirouette vorgezogen. Die Anfield Road, das Wohnzimmer der ‚Reds‘, ist eine Institution. Womöglich das Stadion mit der größten Tradition überhaupt. Weltweit. Und genau in dieses Umfeld, diese Atmosphäre, passt der Anheizer Klopp wie Cristiano Ronaldo ins Opernhaus Bernabéu.

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Was im Hexenkessel des BVB so exzellent funktionierte, könnte in Anfield im Superlativ münden. Der mitreißende Spielstil, den Klopp von seinen Spielern verlangt, verträgt sich hervorragend mit den Wertvorstellungen des LFC. Aufopferungsvoll, leidenschaftlich und geradlinig. Auch die bodenständige Art des Konzepttrainers, dem bislang stets daran gelegen war, allen im Verein auf Augenhöhe zu begegnen, würde sicherlich förderlich wirken.

Druck schon zu hoch?

Allerdings – und darüber wird sich der Ex-Dortmunder mit Sicherheit Gedanken machen – sind die Erwartungen in seine Person schon jetzt unermesslich hoch. Anders als vor gut sieben Jahren in Dortmund ist der Druck von Beginn an riesig. Die Mannschaft, bestückt mit Stars wie Philippe Coutinho, Christian Benteke oder Roberto Firmino, hat nicht ansatzweise die Zeit, seine Ideen zu verinnerlichen wie damals der BVB. Klopp müsste zu Beginn auf die Trumpfkarte Motivation setzen. Aber auch das liegt ihm zweifellos. So enthusiastisch, manchmal mitunter manisch seine Emotionsausbrüche wirken, mitreißen kann der Trainerstar.

Aufgrund dieser Mischung könnte er genau der Richtige für Liverpool sein. Kein Klub der Welt scheint derzeit besser für ihn geeignet als der ruhmreiche Verein aus der Arbeiterstadt. Und ein Hit von Stefan Oberhoff aus den 90ern könnte demnächst sein Revival feiern: ‚Mersey, dass es dich gibt‘ – Jürgen Klopp.

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