Weltmeister am Scheideweg: Quo vadis, Herr Schweinsteiger?

von Lukas Heimbach
4 min.
@Maxppp

Im WM-Finale 2014 setzte sich Bastian Schweinsteiger ein Denkmal. Seitdem aber plätschert sein sportliches Dasein vor sich hin. Bei Manchester United ohne Perspektive gibt es aber durchaus Klubs, denen der Weltmeister noch immer gut zu Gesicht stehen würde.

Das Siegtor zum 2:0 gegen die Ukraine, es war für Bastian Schweinsteiger aus sportlicher Sicht der wohl schönste Moment der zurückliegenden zwei Jahre. Also seit dem WM-Titel in Brasilien. Knapp zwei Minuten zuvor eingewechselt, sprintete ein marginal untersetzter Weltmeister über das komplette Spielfeld, netzte ein und wetzte wieder zurück.

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Schon bei diesem Lauf wirkte der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft etwas behäbig, nicht austrainiert, wenn auch äußerst glücklich. Das unbekümmerte Grinsen vergangener Tage blitzte auf, als er von Fangirlies noch ‚Schweini‘ gerufen wurde und mit blondierter Szenefrisur auf dem Flügel wirbelte. Mittlerweile ist er leicht ergraut. Und mit den Haaren auch Schweinsteigers Spielstil. Nicht zu verkennen im EM-Halbfinale gegen Frankreich.

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Rücktritt zu spät

Immer wieder ließ er sich zwischen Jérôme Boateng beziehungsweise Shkodran Mustafi und Benedikt Höwedes fallen, forderte den Ball und schleppte ihn nach vorne. Langsam, gut postierte Mitspieler suchend. Den deutschen Angriffen raubte der Bayer so jegliche Dynamik. Wohl auch aufgrund fehlender Spielpraxis. Nahezu die komplette Rückrunde war er bei Manchester United ausgefallen.

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Vor knapp zwei Wochen trat er aus der Nationalmannschaft zurück. Für kritische Beobachter zu spät. Sie hätten gerne gesehen, dass Schweinsteiger schon nach der WM einen Schlussstrich unter seine DFB-Karriere gezogen hätte. Als Ikone. Denn im Finale von Rio machte sich der Weltmeister unsterblich in der Fußballhistorie, als er sein Team mit Krämpfen und blutendem Riss unter dem rechten Auge immer weiter anpeitschte.

Degradierung unter Mourinho

Nun ist seine Länderspielkarriere vorbei. Sie endete nicht tragisch, aber auch nicht auf dem Höhepunkt. Und auch auf Vereinsebene wäre Stagnation aktuell schon Fortschritt. José Mourinho, neuer Trainer der ‚Red Devils‘, steckte den 32-Jährigen nun gar in die zweite Mannschaft. Blasphemie, könnte der geneigte Schweinsteiger-Fan meinen.

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Seit der Degradierung ist klar, dass der 32-Jährige sich nach nur einem Jahr in Manchester wieder verabschieden wird. Bislang ist aber unklar, wohin es ihn ziehen könnte. Über seine Zukunftsgedanken schwieg sich der Frischvermählte bislang aus. United lägen aber Anfragen aus Deutschland, Italien und England vor, schreiben die ‚Manchester Evening News‘. FT hat darüber sinniert, welche Klubs Schweinsteiger noch bereichern könnte.

Ein Kandidat für Schalke?

Unmittelbar nachdem bekannt wurde, dass Schweinsteiger beim MUFC ins zweite Glied rücken muss, ploppten vage Gerüchte auf, der FC Schalke 04 sei am Weltmeister interessiert. Bei S04 würde der Mittelfeldstratege zumindest insofern ins Profil passen, dass ‚Königsblau‘ überlegt, auf einen routinierten Führungsspieler umzuschwenken, da Fußballer im besten Alter kaum erschwinglich sind. Für die Entwicklung von Leon Goretzka und Johannes Geis wäre ein erfahrener Akteur wie Schweinsteiger mit Sicherheit eine Bereicherung. Gegen eine königsblaue Rückkehr in die Bundesliga sprechen allerdings gleich mehrere Faktoren.

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Der 120-fache Nationalspieler ist mit dem praktizierten Fußball, den Markus Weinzierl spielen lässt, nur bedingt kompatibel. Kein Ballbesitzgeschiebe, sondern laufintensiver Tempofußball. Zudem fahndet Schalke mehr nach einem defensivstarken Arbeiter als nach einem Spielmacher neben Johannes Geis. Darüber hinaus würde der 32-Jährige vermeintlich das Gehaltsgefüge des Kaders sprengen. In Deutschland könnte sich das, neben den Bayern und Borussia Dortmund, die keine Optionen sind, wohl nur der VfL Wolfsburg leisten. Die ‚Wölfe‘ dürften aber wiederum keine Option für Schweinsteiger sein.

Auf Pirlos Spuren wandeln?

Passen würde der Weltmeister, wie so viele dekorierte Stars in fortgeschrittenem Alter, in die Serie A. Hier tickt der Spielstil noch etwas langsamer. Taktische Ausbildung und Spielintelligenz stehen deutlich mehr im Fokus als in den allermeisten anderen europäischen Topligen. In Italien hat man noch Respekt vor dem Alter. Juve-Ikone Andrea Pirlo ist der beste Beweis. Ebenso wie Franceso Totti oder Gianluigi Buffon. Hier kämen Schweinsteigers unbestrittene Qualitäten fraglos mehr zur Geltung als beispielsweise in der Bundesliga, der Premier League oder der Primera División.

Für den unangefochtenen Ligaprimus Juventus Turin aber dürfte Schweinsteiger keine Option mehr sein. Die ‚Bianconeri‘ träumen wieder vom Titel in der Champions League, rüsteten im Sommer in großem Stil auf. Die AS Rom ist mit Daniele de Rossi, Radja Nainggolan, Leandro Paredes und Kevin Strootman ausgezeichnet besetzt. Helfen könnte er womöglich dem SSC Neapel, der in der defensiven Mittelfeldzentrale eher durchschnittlich besetzt ist. Und das, obwohl man für die Champions League qualifiziert ist. Am den Gehaltswünschen würde es nach dem Verkauf von Gonzalo Higuaín kaum scheitern.

Auch Inter Mailand wäre als neuer Klub vorstellbar. Bei den ‚Nerazzurri‘ bleibt aber abzuwarten, wie Neu-Trainer Frank de Boer den Kader plant. Unter Roberto Mancini hätte er vermutlich gepasst wie ein Mailänder Designeranzug, denn der italienische Coach plante insbesondere mit routinierten Spielern. Genau das aber wurde ihm zum Verhängnis. Die Klubführung setzt auf junge, entwicklungsfähige Spieler. Insofern fraglich, ob ein 32-Jähriger ins Konzept passt. Der AC Mailand und Lazio würden sich vermeintlich ebenfalls freuen, beide spielen kommende Saison aber nicht international.

China scheint zum aktuellen Zeitpunkt kaum denkbar. Wohl aber die MLS, die den Mittelfeldstar mit Kusshand nehmen würde. Ob Schweinsteiger aber schon im Alter von 32 Jahren den Entschluss fasst, dem ambitionierten Profifußball den Rücken zu kehren und seine Karriere im lukrativ bezahlten Amerika ausklingen zu lassen, darauf muss er in den kommenden Wochen eine Antwort finden.

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