Deutschland - Algerien: Die DFB-Spieler in der Einzelkritik

von Lukas Heimbach
5 min.
André Schürrle erzielt das erlösende 1:0 in der Verlängerung @Maxppp

Letztlich verdient zieht Deutschland mit einem 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen Algerien in die Runde der letzten Acht ein. Dabei offenbarte die DFB-Elf insbesondere in Durchgang eins eklatante Probleme mit dem schnellen, aggressiven Spiel der Nordafrikaner. Nach dem Pausentee biss man sich zurück in die Partie und erarbeitete sich gegen Ende ein klares Chancenplus. Fahrt nahm das Spiel vor allem in der Verlängerung auf. Der eingewechselte André Schürrle sorgte in der Verlängerung sehenswert für den erlösenden Führungstreffer (92.). Mesut Özil erhöhte auf 2:0 (120.). Abdelmoumene Djabou sorgte in der Nachspielzeit der Verlängerung noch einmal kurzfristig für Spannung.

Manuel Neuer: Verschätzte sich böse in der 9. Minute, bügelte sein vorschnelles Handeln anschließend aber mit einer eingesprungenen Grätsche gegen Slimani aus. Äußerst wanderlustig. Würde der deutsche Schlussmann nicht stetig aktiv am Spielgeschehen teilnehmen, wäre in Durchgang eins wohl schon der ein oder andere Nordafrikaner alleine auf ihn zugelaufen. Nahezu pittoresk sein Geniestreich, als er Schürrle mit einem 70-Meter-Abschlag in den Fuß auf den Weg schickt – wenngleich der 28-Jährige zuvor bei einer Hereingabe patzte, anschließend aber blitzschnell die Situation erkannte. Verdiente sich im Laufe der Partie sukzessive seinen womöglich neuen Spitznamen: ‚Manu, der Libero‘. Note: 2

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Shkodran Mustafi: Rückte bei Ballbesitz im Gegensatz zu seinem Pendant Höwedes weit vor, auf eine Höhe mit Linksaußen Götze, während Özil ins Zentrum einrückte. Dem 21-Jährigen war deutlich anzumerken, dass er kein etatmäßiger Rechtsverteidiger ist. Bei Offensivaktionen fehlte ihm meist der Zug zum Tor. Etwas ängstlich und behäbig. Wirkte leider noch wie ein Fremdkörper im deutschen Spiel. Gute Szene nach dem Pausentee. Schraubte sich im nordafrikanischen Luftraum in die Höhe, konnte den Ball jedoch nicht platzieren. Musste verletzungsbedingt in der 70. Minute den Platz verlassen. Note: 4,5

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Per Mertesacker: Ideenlos im Spielaufbau – aber dafür ist der Hüne auch nicht bekannt. Wirkte in der verunsicherten Hintermannschaft noch am gefestigsten. Zumindest bis zur 28. Minute, als seine Geschwindigkeitsdefizite unverkennbar waren und Neuer nach dem verhungernden Rückpass des 29-Jährigen in höchster Not vor einem heraneilenden Algerier klären musste. Wurde von den ‚Wüstenfüchsen‘ quasi dazu gezwungen den Spielaufbau zu übernehmen, da er bei Ballbesitz gezielt nicht attackiert wurde. Verschätzte sich mit zunehmender Spieldauer zunehmend in seinem Stellungsspiel und erneut kamen seine Antritts-Defizite ans Tageslicht. Note: 3,5

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Jerome Boateng: Miemte in der 14. Minute die Slalomstange und ließ sich von Algeriens Feghouli umkurven. Agierte in dieser Situation unglücklich im Verbund mit Kollege Höwedes. Hatte Glück, dass Slimani in der 17. Minute im Abseits stand, nachdem er den Algerier hatte ziehen lassen. Fälschte in der 39. Minute beinahe zur 1:0-Führung der Algerier ab. Fand sich in der zweiten Halbzeit wieder deutlich besser im Abwehrzentrum zurecht. Note: 4

Benedikt Höwedes: Wirkte nach der öffentlichen Kritik und der schwierigen Anfangsphase sichtlich verunsichert. Trat offensiv so gut wie gar nicht in Szene. Versuchte sich über den Kampf ins Spiel zu beißen. Note: 4,5

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Philipp Lahm: Zog sich wie in den Gruppenspielen im Aufbauspiel zwischen die Innenverteidiger Mertesacker und Boateng und initiierte das Spiel von hinten heraus. War bei Ballbesitz auch ungewohnt häufig im vorderen Drittel der deutschen Elf zu finden. Konnte gegen den Ball einige Pässe des Gegners abfangen. Scheiterte in der 55. Minute mit einem schönen Schlenzer knapp. Insgesamt konnte sich der Kapitän als einer der wenigen deutschen Spieler im Vergleich zum bisherigen Turnier steigern. Rückte nach der Khedira-Einwechslung nach rechts hinten. Sorgte dort für deutlich mehr Bewegung als sein Vorgänger Mustafi. Note: 2,5

Bastian Schweinsteiger: Markierte die erste Chance für die DFB-Elf, als er in Minute 14 gewaltig aus der zweiten Reihe abzog. Konnte dem deutschen Spiel nicht wie gegen die USA seinen Stempel aufdrücken. Dennoch – wenn Deutschland einmal gefährlich vors Tor kam, war der Taktgeber im Mittelfeld nicht weit. Hatte den Sieg in der 90. Minute auf dem Kopf, bekam die Kirsche wie so viele seiner Kollegen schon zuvor jedoch nicht platziert. Note: 2,5

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Toni Kroos: Hatte ungewohnte Schwierigkeiten sich ins Spiel der Löw-Elf einzubinden und Probleme mit den schnellen, aggressiv pressenden Algeriern. Provozierte mit einem Weitschuss in der 40. Minute die beste deutsche Chance in Halbzeit eins. Götze konnte den Nachschuss jedoch nicht verwerten. War nicht das gewohnte Metronom im deutschen Spiel. Note: 3,5

Mesut Özil: Agierte bei Ballbesitz im Wechselspiel mit Schweinsteiger und auch Lahm als hängende Spitze. Sorgte in der 24. Minute mit einer etwas missglückten Flanke immerhin für Torgefahr. Hing größtenteils zwischen den Ketten der Algerier und fand kaum Bindung zum deutschen Spiel. Rieb sich dennoch läuferisch über 120 Minuten auf. Erzielte den 2:0-Siegtreffer in der 120., was letztlich aber eher Leistungskosmetik war. Note: 3,5

Mario Götze: Auf dem Flügel blass. War bemüht sich ins Spiel einzubinden und ließ sich deshalb immer wieder ins Zentrum fallen. Konnte den Abpraller von M’Bohli nach Kroos-Schuss nicht verwerten. Musste in der Halbzeit André Schürrle weichen. Note: 4

Thomas Müller: Operierte in Durchgang eins vorwiegend als Wandspieler und versuchte seine Nebenleute in Szene zu setzen. Konnte von seinen Kollegen selbst jedoch nicht in Szene gesetzt werden. Zerriss sich im Sturm-Zentrum und versuchte immer wieder Räume zu deuten wo keine waren, was ihm jedoch nicht in der Art gelang, wie so häufig in der Vergangenheit. Biss sich mit jeder Phase seines Körpers peu à peu ins Spiel. Hatte seine stärkste Phase ab der 75. Minute, als die algerische Hintermannschaft zunehmend unorganisierter agierte. Scheiterte nach technisch feiner, wenn auch unorthodoxer Finte in der 82. Minute via Außenrist haarscharf. Wegbereiter zum 1:0 durch Schürrle, als er auf links auftaucht und den Ball flach hereingibt. Note: 2

ab 46. André Schürrle: Belebte nach seiner Einwechslung sichtlich das Offensivspiel und brachte mehr Tempo in die Aktionen. Passte sich anschließend dem sehr mäßigen Spiel der Deutschen an. Erzielte traumhaft das erlösende Tor zum 1:0 in der 91. Minute. Halb gekonnt, halb glücklich zog der Chelsea-Akteur den Ball hinter seinem Standbein her und brachte das ‚Leder‘ im Netz unter. Note: 2,5

ab 70. Sami Khedira: Schlug eine mustergültige Flanke auf Müller, der den Ball nicht platziert bekam. Strahlte wesentlich mehr körperliche Präsenz und Robustheit aus als Lahm, wenngleich er nicht an dessen Qualitäten im Spielaufbau heranreicht. Dennoch war die Einwechslung des Schwaben gegen die physisch robusten Algerier ein sinnvoller und richtiger Zug von Löw. Krasser Fehler in der 101. Minute nach Eckstoß der Algerier, als der 27-Jährige über den Ball trat. Note 2,5

ab 109. Christoph Kramer: Ohne Bewertung.

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