WM 2014: Die FT-Top-Elf des Turniers

von Tobias Feldhoff
4 min.
Erst Held, dann Unglücksrabe: Superstar Neymar @Maxppp

In einem dramatischen Finale hat sich die DFB-Elf am gestrigen Sonntagabend den vierten WM-Titel der Geschichte gesichert. Die Weltpresse ist sich einig: Es hat das beste und geschlossenste Team triumphiert. FussballTransfers hat eine Top-Elf erstellt, in der insgesamt fünf Deutsche stehen.

Manuel Neuer (28/Deutschland): Eine ganze WM ohne einen einzigen Wackler hat der Bayern-Keeper gespielt. Und damit war er noch besser als Oliver Kahn 2002, der im Finale gegen Brasilien den entscheidenden Fehler fabrizierte. Auf der Linie geschmeidig und reaktionsschnell, in der Strafraumbeherrschung furchtlos und sicher – die Grundattribute eines überragenden Torhüters beherrscht Neuer eigentlich immer. Darüber hinaus hatte er bei einigen waghalsigen Ausflügen das Momentum auf seiner Seite. Insgesamt ein überragendes Turnier.

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Philipp Lahm (30/Deutschland): Der beste Rechtsverteidiger der Welt war auch in Brasilien wieder großartig – jedenfalls nachdem Jogi Löw seinen Ursprungsgedanken verworfen und Lahm von der Sechs zurück auf seine Stammposition beordert hatte. Dort rannte der deutsche Kapitän wie gewohnt die Flanke rauf und runter, schlug Haken, grätschte und blühte so richtig auf. Bleibt zu hoffen, dass Pep Guardiola den „intelligentesten Spieler“, den er jemals trainiert hat, ebenfalls aus dem Mittelfeld in die Viererkette zurückzieht. Auf dass Löw (oder ein anderer Bundestrainer) gar nicht mehr auf die Idee kommt, den wuseligen Techniker in der Zentrale aufzubieten.

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Mats Hummels (25/Deutschland): Hummels und die Nationalelf – lange stand diese Beziehung nicht unter dem besten Stern. Man erinnere nur an das Halbfinale der EM 2012, als er vor Balotellis 1:0 allzu naiv in den Zweikampf mit Cassano ging. Von Naivität war bei der WM in Brasilien nichts mehr zu sehen. Gefestigt, souverän und überlegt trat der Innenverteidiger auf. Auch Oberschenkelprobleme und eine Grippe warfen den BVB-Star nicht aus der Bahn. Dass sein böser Stellungsfehler im Finale folgenlos blieb, ist das Quäntchen Glück, das einfach dazugehört.

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Ezequiel Garay (27/Argentinien): Dass auch der FC Bayern die Fühler nach Garay ausgestreckt hatte, kommt nicht von ungefähr. Letztlich zieht es den Argentinier allerdings zu Zenit St. Petersburg, wo er fürstlich entlohnt wird. Bei der WM zeigte der Rechtsfuß durchgehend starke Leistungen auf der linken Innenverteidiger-Position – erst an der Seite von Férnandez, später gemeinsam mit Demichelis. Dass es am Ende nicht zum Titel reichte, lag am wenigsten an Garays Leistung.

Pablo Armero (27/Kolumbien): Der Linksfuß mit dem mörderischen Antritt reiste mit wenig Spielpraxis nach Brasilien. Bei West Ham United hatte Armero in der Rückrunde keinen Stammplatz. Anzumerken war es ihm zu keinem Zeitpunkt. Defensiv hatte der 27-Jährige alles im Griff und schaltete sich so oft wie möglich – und fast immer gefährlich – ins Angriffsspiel der ‚Cafeteros‘ ein. In der kommenden Saison darf sich Udinese Calcio an seiner Klasse erfreuen.

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Javier Mascherano (30/Argentinien): Argentinien ist nicht nur Messi – ganz im Gegenteil. Das Herzstück des Teams war der Defensivmann des FC Barcelona. Aggressiv gegen den Mann, stark als Stratege und hart gegen sich selbst. Spielte nach eigener Aussage das Finale mit einer „Zerrung am Anus“. Dort hatte er dann zwar Glück, dass ihn Schiedsrichter Rizzoli nach einer harten Grätsche gegen Schweinsteiger nicht mit Gelb-Rot vom Platz schickte. Doch das kann seine überragende WM-Leistung nicht schälern.

Toni Kroos (24/Deutschland): Als echten Führungsspieler hatte den Regisseur vor dem Turnier eigentlich niemand so recht auf der Rechnung. Doch der ehemalige Rostocker belehrte sämtliche Kritiker eines besseren. Sein Blackout im Finale, als er Higuaín den Ball in den Lauf köpfte, ist nur ein kleiner Schönheitsfleck auf der goldenen WM-Weste des Ballstreichlers. Einziger Wermutstropfen für die deutschen Fans: Kroos zieht es in diesem Sommer aller Voraussicht nach zu Real Madrid. Die Bundesliga ist damit um einen großen Spieler ärmer.

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Arjen Robben (30/Niederlande): Nicht wechseln wird hingegen sein bayrischer Teamkollege Robben, auch wenn ‚Bondscoach‘ van Gaal seinen Lieblingsschüler nur allzu gerne zu Manchester United lotsen würde. In München darf man sich freuen auf die Rückkehr des Rechtsaußen, der in Brasilien auf ungewohntem Terrain in der Sturmspitze überzeugte. Das auf Konter ausgelegte System von ‚Oranje‘ kam Robben dabei sehr entgegen, denn so konnte der Linksfuß seine enorme Schnelligkeit mehrfach ausspielen. Dass es für die spielerisch sehr limitierte ‚Elftal‘ immerhin zu Rang drei reichte, war vor allem sein Verdienst.

James Rodríguez (23/Kolumbien): Es gibt einen neuen Stern am Spielmacher-Himmel. Warum die AS Monaco vor der abgelaufenen Saison satte 45 Millionen Euro für James auf den Tisch legte, war vielen Experten zunächst schleierhaft. Inzwischen ist der Marktwert des Filigrantechnikers mit dem tollen Auge auf rund 80 Millionen gestiegen. So viel nämlich fordern die Monegassen von Real Madrid, das den Kolumbianer nur zu gerne verpflichten würde. Bei der WM überragte der Linksfuß nicht nur als Torschützenkönig mit sechs Treffern, sondern vor allem spielerisch. Von ihm wird man so oder so noch viel hören.

Neymar (22/Brasilien): Was für ein imponierendes und zugleich frustrierendes Turnier des brasilianischen Weltstars. Bis zum Viertelfinale war er der große Titelgarant der ‚Seleção‘, nach dem Wirbelbruch stand sein Ausscheiden dann sinnbildlich für den Untergang des Gastgebers gegen Deutschland (1:7) und die Niederlande (0:3). Es ist müßig, darüber zu debattieren, ob Brasilien mit Neymar nach dem WM-Titel hätte greifen können. Fakt ist aber: Sein Fehlen konnte das Team von Trainer Felipe Scolari fußballerisch und emotional nicht kompensieren.

Thomas Müller (24/Deutschland): Was immer man über potenzielle Weltstars zu wissen glaubte – Thomas Müller führt diese Theorien ad absurdum. Elegant oder technisch überragend würde den ‚Raumdeuter‘ wohl niemand nennen. Dennoch hat er eine Fähigkeit, die ihn im Weltfußball einmalig macht: Der 24-Jährige stößt in Räume, die sonst niemand sieht. Darüber hinaus ist sein Torinstinkt unglaublich ausgeprägt. Ebenso wie die anderen vier Deutschen in der Top-Elf trägt er maßgeblich Anteil am vierten Titelgewinn.

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