DFB Team: Die fünf Verlierer des Brasilien-Spiels

von Lukas Hörster
3 min.
Das City-Duo Sané und Gündogan enttäuschte @Maxppp

Ein 1:1 gegen Spanien und ein 0:1 gegen Brasilien beweisen: Die deutsche Nationalmannschaft ist noch nicht in WM-Form. Der Bundestrainer hat jedoch wichtige Erkenntnisse sammeln dürfen.

Alles“, antwortete Jérôme Boateng am vergangenen Freitag nach dem 1:1 gegen Spanien auf die Frage, was sich im DFB-Team bis zur WM noch verbessern müsse. Im Duell der vergangenen beiden Weltmeister präsentierte sich die A-Mannschaft von Joachim Löw ordentlich, lieferte sich einen offenen Schlagabtausch mit den Iberern. Boateng legte dennoch den Finger in die Wunde.

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Nötiger tat jedoch die Kritik von Toni Kroos, der nach der gestrigen 0:1-Pleite gegen Brasilien lederte: „Da haben wir mal gesehen, dass wir doch nicht so gut sind, wie uns immer eingeredet wird oder wie vielleicht auch einige denken von uns. Das war deutlich zu wenig von vielen.“ Der Taktgeber präzisierte: „Und das, obwohl wir einige Spieler auf dem Platz hatten, die die Möglichkeit hatten, sich zu zeigen auf diesem Niveau. Das haben sie nicht getan.“

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Bei City in Gala-Form

Ganz offensichtlich meinte er damit unter anderem Leroy Sané, der eine doch so bärenstarke Saison bei Manchester City spielt. Im DFB-Team bleibt er jedoch bei null Toren in 13 Einsätzen stehen. Gegen die Seleção nutzte der 22-Jährige seine erneute Chance von Anfang an nicht, dribbelte sich viel zu oft fest, agierte unsauber im Kombinationsspiel und ließ mitunter provokant die Schultern hängen. Löw wirkte angefressen. „Er braucht manchmal einen Tritt in den Allerwertesten“, deutete Mitspieler Ilkay Gündogan schon im Vorfeld des Brasilien-Spiels Mentalitätsprobleme bei Sané an. Spätestens jetzt ist klar, was er damit meinte.

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Doch auch Gündogan selbst wusste nicht zu überzeugen. An der Seite von Kroos war der 27-Jährige zwar stets bemüht, spielte jedoch teils unerklärliche Fehlpässe und hatte mit einem solchen auch gewaltige Aktien am Gegentreffer durch Gabriel Jesus. „Ich weiß auch, dass ich es besser kann“, übte der 24-malige Nationalspieler anschließend Selbstkritik.

Draxler unsichtbar

Vor Gündogan hing Julian Draxler auf der von ihm eigentlich präferierten Zehner-Position völlig in der Luft. Seine ansprechende Form aus dem Spanien-Spiel verschwand ganz tief in den Hosentaschen der brasilianischen Mittelfeld-Handwerker Casemiro, Fernandinho und Paulinho. Ob aus dem PSG-Mann eines Tages noch ein Spieler wird, der in einer solch verzwickten Lage die Ärmel hochkrempelt?

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Unter ferner liefen ist auch Leon Goretzka, der Shootingstar des Confed Cups, einzuordnen. Gegen seine quicklebendigen Gegenspieler Coutinho und Marcelo trabte der Schalker meist nur hinterher. Beinahe wirkte es, als hätte der 23-Jährige nur wenig Lust auf den Posten auf dem ungewohnten rechten Flügel. Und auch der fünfte Offensivspieler fiel im letzten Test vor der WM-Nominierung durch: Mario Gómez war im Sturmzentrum kein Faktor. Konkurrent Sandro Wagner nach seiner Einwechslung dagegen ein belebendes Element.

Kroos schärft sein Profil

Die maue Darbietung gegen Brasilien machte neben den soliden Marvin Plattenhardt und Antonio Rüdiger bezeichnenderweise jene Spieler zu Gewinnern, die nicht dabei waren. Thomas Müller traf gegen Spanien und konnte von Goretzka nicht ersetzt werden. Und auch das Fehlen von Kreativkopf Mesut Özil machte sich deutlich bemerkbar. Beide waren schon vor dem Spiel in Berlin abgereist. Sami Khedira saß gegen Brasilien angeschlagen auf der Bank. Auch sein Vorsprung auf Konkurrent Gündogan dürfte sich in der Länderspielpause vergrößert haben.

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Und dann ist da natürlich Toni Kroos, der beide Begegnungen über die volle Distanz bestritt. Mit seinen deutlichen Aussagen schärfte der Real-Star klar erkennbar sein Profil und ging einen weiteren Schritt in Richtung Führungsrolle. Ärger droht Kroos nicht. Der (indirekt) gescholtene Goretzka räumte ein: „Toni ist mit Sicherheit in der Position Kritik zu äußern – und deshalb werden das alle annehmen.“ Womit sie gut beraten wären. Löw dürfte seine Shootingstars und Wackelkandidaten nach Kroos‘ öffentlichen Vorstoß auch intern warnen – zu sicher sollten sie sich hinsichtlich eines WM-Tickets noch nicht sein. Einst gesetzte Sternchen wie Mario Götze oder André Schürrle werden im Saisonendspurt mit den Hufen scharren.

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