Plötzlich Tabellenführer: Wie sich Granada an die Spitze spielte

von Tristan Bernert
3 min.
FC Granada Gustavo Adrián Ramos Vásquez @Maxppp

Zehn Spieltage sind in LaLiga gespielt und Spanien reibt sich verwundert die Augen. Nicht der FC Barcelona oder Real Madrid steht an der Tabellenspitze, sondern der FC Granada. Wie konnte der Aufsteiger das schaffen?

Zugegeben, der Blick auf die Tabellenspitze der spanischen LaLiga trügt etwas. Aufgrund des verschobenen Clásicos zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid haben die Branchenriesen ein Spiel weniger als die Konkurrenz, wären aber beide mit einem Sieg auf Platz eins geklettert. Sind sie aber nicht. Und deshalb steht dort der Klub, dem man es zu Saisonbeginn wohl am wenigsten zugetraut hätte: Der FC Granada.

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Als Vizemeister der zweiten Liga waren die Andalusier im Sommer nach zweijähriger Abstinenz ins spanische Oberhaus zurückgekehrt. Nach dem Aufstieg sollten zwölf Neuzugänge die Mannschaft von Trainer Diego Martínez erstligatauglich machen. Auf das große Geld musste die Sportliche Leitung dabei verzichten, der Klub hat den laut ‚Marca‘ drittkleinste Gehaltsetat der Liga. Stattdessen setzte man auf kreative und preiswerte Lösungen.

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Sparsame Transferpolitik

Granada gab lediglich rund sieben Millionen Euro aus. Teuerste Neuzugänge sind Darwin Marchís (Udinese Calcio) und Domingos Duarte (Sporting Lissabon), die beide schon im vergangenen Jahr leihweise bei anderen Klubs in Spaniens zweiter Liga gespielt hatten. Beide kosteten jeweils drei Millionen Euro. Der Großteil der Neuzugänge kam jedoch ablösefrei oder auf Leihbasis, so wie die talentierte ManCity-Leihgabe Yangel Herrera oder Maxime Gonalons von der AS Rom.

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Prominenz angelte sich Granada aus der Türkei. Von Fenerbahce kam Altstar Roberto Soldado, der unter anderem bereits für Real Madrid, den FC Valencia oder Tottenham Hotspur gespielt hatte, ablösefrei und unterschrieb für ein Jahr. Vom 34-Jährigen auf die Bank verdrängt wurde das zweite bekannte Gesicht des Teams: Adrián Ramos, der bis 2017 bei Borussia Dortmund aktiv gewesen war.

Teamgeist und Flexibilität

Trainer Martínez verstand es, aus den vielen Neuzugängen schnell eine Mannschaft zu formen. Den 38-Jährigen zeichnet dabei vor allem seine Flexibilität aus. Personell setzt er auf die volle Breite seines Kaders, was für den nötigen Teamgeist und gute Stimmung sorgt. Lediglich vier Spieler kamen in dieser Saison noch nicht zum Einsatz: Ersatztorhüter Aarón Escandell, der Langzeitverletzte Neyder Lozano sowie die Linksverteidiger Álex Martínez und Ismail Köybasi, für die es derzeit kein Vorbeikommen am gesetzten Carlos Neva – einer der Säulen des Teams – gibt.

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Auch taktisch setzt Martínez auf ein flexibles Auftreten. Beim 2:0-Sieg gegen den FC Barcelona am fünften Spieltag nahm er Stars wie Luis Suárez oder den eingewechselten Lionel Messi mit geschickter Deckungsarbeit förmlich aus dem Spiel. In anderen Partien wiederum überrascht Martínez seine Gegner mit überfallartigen Angriffen. Der Trainer passt sich an den Gegner an.

Starke Defensive

Prunkstück der Mannschaft ist dabei aber stets die Defensive. Seit dem 4:4 gegen den FC Villarreal am ersten Spieltag hat Granada erst vier Gegentore kassiert. Sechsmal gewann das Team zu null. Die Rot-Weißen verteidigen dabei zwar im Kollektiv gut, besonderes Lob erhält in der spanischen Sportpresse aber vor allem Torwart Rui Silva. Der 25-Jährige ist seit der vergangenen Saison Nummer eins bei den Andalusiern und hat dem Team bereits den ein oder anderen Punkt gerettet.

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Bei aller Euphorie muss jedoch auch die Frage gestellt werden, wie lange Granada den aktuellen Lauf noch aufrechterhalten kann. Die Martínez-Elf wäre nicht die erste Mannschaft aus LaLiga, die nach einem furiosen Start stark abbaut. Zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr stand zum Beispiel Deportivo Alavés mit nur einem Punkt Rückstand hinter Barcelona auf Platz zwei. Nach 38 Spieltagen sprang der elfte Platz heraus. Für Granada wäre aber auch das schon ein Erfolg.

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