Mission Kontinuität gescheitert: Bobic, Korkut & der Widerspruch

von Jakob Strauß
2 min.
Fredi Bobic ist als Geschäftsführer Sport bei Hertha BSC tätig @Maxppp

Pál Dárdai ist bei Hertha BSC Geschichte, Tayfun Korkut übernimmt fortan die Geschicke bei der Alten Dame. Eine Verpflichtung, die Fragen aufwirft.

Hertha BSC kommt einfach nicht zur Ruhe. Seit Jahren läuft der selbsternannte Big City-Klub den hochgesteckten Zielen und vielen Millionen von Investor Lars Windhorst hinterher. Der neue Sportdirektor Fredi Bobic sollte den Hauptstadtklub in seichtere Gewässer führen. Nun steht fest: Bobics Mission ist – zumindest vorläufig – gescheitert.

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Denn Pál Dárdai, dem Bobic trotz öffentlicher Verfehlungen und sportlicher Misserfolge stets den Rücken gestärkt hatte, wurde am heutigen Montag zum zweiten Mal nach 2019 als Berliner Trainer beurlaubt. Bereits vor der Saison schien fraglich, wie der defensiv denkende Dárdai Hertha in höhere Gefilde führen kann. Bobic entschied sich bewusst für das Vabanquespiel – das nun nach 14 Punkten aus 13 Spieltagen und einem 1:1 gegen den FC Augsburg am Samstag unrühmlich endete.

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Nun steht mit Korkut ein Nachfolger fest, dessen Kontrakt bis zum Saisonende datiert ist. Bobic gibt sich öffentlich optimistisch, dass der seit drei Jahren vereinslose Coach den trotz immenser Investitionen qualitativ durchschnittlich besetzten Kader weiterentwickeln kann: „Mit Tayfun Korkut möchten wir der Mannschaft neue Impulse geben, er hat in der Vergangenheit schon unter Beweis gestellt, dass er ein Team nicht nur stabilisieren, sondern auch mit seiner akribischen Arbeit und Idee vom Fußball weiterentwickeln kann.“

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Bobic verstrickt sich in Widersprüche

Blickt man jedoch auf Korkuts Vertragslänge, wird deutlich, dass das Vertrauen in seine Fähigkeiten begrenzt zu sein scheint. So mutet die Verpflichtung eher wie ein Eingeständnis an, die Saison möglichst unbeschadet zu Ende zu bringen, um sich dann im Sommer personell umorientieren zu können.

Dies rückt Bobics öffentliches Statement in ein fragwürdiges Licht. Die ermutigenden, zukunftsorientierten Worte erscheinen angesichts der kurzen Laufzeit wie ein nicht aufzulösender Widerspruch. Wie die Rechtfertigung für eine nach Außen hin schwierig nachvollziehbare Entscheidung. Die Einsetzung eines Trainers, der zuletzt nicht mehr gefragt war und der das wankende Berliner Schiff nun vor dem Sinken retten soll.

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Ist Korkut der Richtige?

Korkuts Reputation als progressiver Trainer hält sich in Grenzen. Während seiner vorherigen Stationen bei Bayer Leverkusen (Interimstrainer) und dem VfB Stuttgart schaffte es der heute 47-Jährige nicht, eine erfolgreiche Spielidee zu implementieren. Nichtsdestotrotz erhält der Korkut nun bei der Alten Dame eine neue Chance.

Herthas Optionen auf dem Trainermarkt waren zugegebenermaßen begrenzt. Einen geeigneten Nachfolger inmitten der Saison zu finden, ist ein äußerst schwieriges Unterfangen. Korkut heißt nun die (vorübergehende Lösung). Doch klar ist: Die zuletzt so häufig von Bobic eingeforderte Kontinuität hat auch er selbst bislang nicht herbeiführen können. Stattdessen bröckelt die Fassade eines Klubs, dessen einstige Selbstüberhöhung ihn nun fortwährend einholt.

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