Opfer der eigenen Vergangenheit: Kommt Hamburgs Trainerwechsel zu spät?

von Georg Kreul
2 min.
HSV-Interimscoach Horst Hrubesch @Maxppp

Mit einem 5:2-Kantersieg gegen den 1. FC Nürnberg erhält sich der Hamburger SV im Saisonendspurt in Liga zwei die allerletzte Chance auf die Aufstiegsrelegation. Die Installation von Horst Hrubesch als Interimscoach kommt womöglich etwas zu spät – was eine Konsequenz der Vergangenheit ist.

Einen besseren Einstand von Horst Hrubesch hätte man sich beim Hamburger SV wohl kaum wünschen können. Nach zuletzt vier verkrampften und teils blutleeren Auftritten, die den Leistungen der Rückrunden aus den Vorjahren zum verwechseln ähnelten, schien gegen den 1. FC Nürnberg ein riesiger Knoten gelöst worden zu sein.

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Der überzeugende 5:2-Erfolg gegen den Club war eine der besten Saisonleistungen der Rothosen, die selbst während der ungeschlagenen Serie von elf Partien zwischen Dezember und Februar nur vereinzelt einen so dominanten Auftritt hingelegt hatten.

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„Er hat sich die Jungs in der Woche gepackt, ihnen viel Selbsvertrauen gegeben“, lobte Abwehrspieler Toni Leistner nach der Partie, „das war extrem wichtig. Spieler wie Onana und Kinsombi, die beim alten Trainer bisschen hinten dran waren, wurden starkgeredet. Man hat gesehen, dass es gefruchtet hat.“

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Hrubesch, der erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder eine Vereinsmannschaft trainiert, zog ebenfalls ein positives Fazit: „Es war eine riesige Woche. Es hat Spaß gemacht, die Jungs ziehen mit. Jeder hat verstanden, dass es über die drei Spiele geht. Vielleicht haben wir eine Chance.“

Das Vertrauen ist zurück

Die 70-jährige Vereinsikone hat den Glauben, die verbleibenden zwei Saisonspiele positiv gestalten zu können und damit das Aufstiegsrennen bis auf die letzten Meter mitzugehen, nicht verloren. Dieser Optimismus war seinem Vorgänger Daniel Thioune nach nur zwei Siegen aus zwölf Partien während der Rückrunde verloren gegangen.

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Nach dem 1:1-Unentschieden in Thiounes „All in“-Spiel gegen den Karlsruher SC schien der 46-Jährige mit seinem Latein bereits am Ende zu sein. „Wir müssen jetzt nicht über Plätze und Mannschaften, die vor oder hinten uns stehen, reden. Das macht keinen Sinn mehr“, waren die Worte, bei denen bei Sportvorstand Jonas Boldt sofort die Alarmglocken schrillten.

Kommt der Wechsel zu spät?

„Entwicklung und Ambition im Einklang zu halten ist die große Herausforderung. Etwas auslaufen zu lassen, das widerstrebt dem Sportsgeist. Wir werden alles tun, die Lockerheit und den Spaß auch wieder zurückzubringen“, lautete Boldts Statement am Montag danach. Nur drei Tage nach Thiounes Aussagen folgte der vierte Trainerwechsel in drei Jahren – ein paar Spieltage zu spät, werden Zyniker sagen.

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Hätten die Hanseaten eher die Reißleine gezogen, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war, hätte der Nordklub sein Schicksal noch in der eigenen Hand. Derzeit liegt der HSV mit drei Punkten Rückstand auf die SpVgg Greuther Fürth auf Rang vier (zur Tabelle).

Boldt betonte zuletzt, wie oft es nach einem überhasteten Trainerwechsel an der Elbe nicht zwingend besser wurde und dass man „einen Weg gemeinsam gehen“ müsse. Ironischerweise fällt dem HSV der Wunsch nach mehr Kontinuität und Geduld, der immer wieder geäußert wurde, am Ende womöglich auf die Füße.

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