Transferfazit Hertha BSC: Einiges schuldig geblieben

von Niklas Scheifers
3 min.
Fredi Bobic ist als Geschäftsführer Sport bei Hertha BSC tätig @Maxppp

Hertha BSC zählte erneut zu den umtriebigsten Bundesligisten auf dem Sommer-Transfermarkt. Fredi Bobic möchte der Alten Dame ein Umstyling verpassen – der Sexappeal ist aber noch überschaubar. FT analysiert den Transfermarkt der Berliner.

Was hat die Online-Abteilung von Hertha BSC da für ein Eigentor geschossen. Die Mitteilung zum Transfer von Myziane Maolida (22) versahen die Berliner mit dem jetzt schon legendären 22-prozentigen Ladebalken, der den Status der Transferaktivitäten am Deadline Day visualisieren sollte. Nach Maolida passierte nichts mehr – und jeder konnte sehen, dass das so nicht geplant war.

Unter der Anzeige geht's weiter

Unvollendeter Deadline Day

Dieser „Scheiß-Balken“, wie ihn Sportchef Fredi Bobic kurz darauf mit reichlich Wut im Bauch nannte, steht sinnbildlich für Herthas unvollendete Transferpläne. Mit Samu Castillejo (26) sollte nach Maolida ein weiterer offensiver Flügelspieler vom AC Mailand kommen, eine Einigung blieb allerdings kurz vor Schluss aus.

Lese-Tipp Schalkes Jugend-Abwehrchef in die Bundesliga

Zuvor hatten die Hauptstädter sowohl bei Nemanja Radonjic (25, von Olympique Marseille zu Benfica) als auch bei Maxwel Cornet (24, von Olympique Lyon zum FC Burnley) in die Röhre geschaut. Ganz klar: In den Bemühungen um neue Außenstürmer sah die Alte Dame wirklich alt aus.

Unter der Anzeige geht's weiter

Kader verschlankt

In der Gesamtbetrachtung gelang Hertha allerdings schon mehr als jene ominösen 22 Prozent, die sich nicht umsonst allein auf den Deadline Day bezogen. Der Kader musste dringend verschlankt werden. Das hat Bobic hinbekommen. Acht Neuzugänge stehen 14 Abgängen gegenüber. 28 Profis umfasst der Kader nun – immer noch groß, aber vertretbar.

Wie wurden die Kaderlücken gefüllt? Ishak Belfodil (29) und Stevan Jovetic (31) kamen für Jhon Córdoba (28), Jessic Ngankam (20) und Daishawn Redan (20). Maolida und Marco Richter (23) ersetzen Javairô Dilrosun (23) und Dodi Lukebakio (23). Prince Boateng (34) und Suat Serdar (24) stehen für Arne Maier (23) und Eduard Löwen (24) im Kader. Jurgen Ekkelenkamp (21) kann im Mittelfeld sowohl Acht als auch Zehn spielen und damit Matheus Cunha (22) oder Mattéo Guendouzi (22) ersetzen – zumindest auf dem Papier. Keeper Oliver Christensen (22) nimmt den Platz vom angeschlagenen Rune Jarstein (36) ein.

Unter der Anzeige geht's weiter

Die Sache mit dem Potenzial

Zu den Kernproblemen der Herthaner Transferpolitik: Die eine Hälfte (Belfodil, Jovetic, Boateng, Serdar) hat seine Qualität andernorts bereits über einen gewissen Zeitraum unter Beweis gestellt, andererseits aber auch schon gravierende Verletzungsprobleme offenbart. Der anderen Hälfte (Maolida, Richter, Ekkelenkamp, Christensen) fehlt noch der Nachweis, einen Bundesligisten mit konstant starken Leistungen über eine gesamte Saison hinweg zu verstärken.

Gegen den vielgeäußerten Vorwurf, Hertha habe zu viel Entwicklungspotenzial abgegeben, ist mit Blick auf Cunha, Ngankam, Dilrosun und Linksverteidiger-Juwel Luca Netz (18) schwierig zu argumentieren. Nur wenn sich Maolida, Ekkelenkamp und Co. als Glücksgriffe erweisen, kann sich diese Kritik in Luft auflösen.

Unter der Anzeige geht's weiter

30-Millionen-Plus

Positiv hervorzuheben ist der Faktor Einnahmen. Bobic erzielte vor allem dank der stattlichen Verkäufe von Cunha (30 Millionen) und Córdoba (20 Millionen) ein Transferplus von knapp 30 Millionen Euro – so viel zum klotzenden Big City Klub. Die Millionen von Investor Lars Windhorst sind, wie gebetsmühlenartig betont wird, eher als Absicherung zu verstehen denn als Transferkapazität.

Fazit

Unter dem Strich legte die Hertha einen durchwachsenen Transfer-Sommer hin, dessen Gesamtbild durch Begleiterscheinungen (verkorkster Saisonstart, Balken-Gate, Deadline Day etc.) getrübt wurde. Inwieweit sich dieser Eindruck revidieren lässt, hängt von den Leistungen von Mannschaft und Neuzugängen in den kommenden Wochen ab.

Unter der Anzeige geht's weiter

Nachrichten

Unter der Anzeige geht's weiter