Aktualität abgekühlt Bundesliga FT-Kurve

Bayer-Trainer: Auf diese fünf Baustellen trifft Alonso

von Tristan Bernert
3 min.
Xabi Alonso bei seiner Vorstellung als Trainer von Bayer Leverkusen @Maxppp

Die erste große Trainerstation von Xabi Alonso heißt Bayer Leverkusen. Die Situation, die der 40-Jährige bei der Werkself vorfindet, ist alles andere als dankbar für einen Trainerneuling.

Lange behielten die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen im freien Fall die Ruhe. Am gestrigen Mittwoch zogen sie dann aber doch die Reißleine: Gerardo Seaone musste das Cheftrainer-Amt räumen, sein Nachfolger ist Xabi Alonso.

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Angesichts der katastrophalen sportlichen Situation der Werkself und der Nicht-Leistung beim 0:2 gegen den FC Porto war der Trainerwechsel unausweichlich. Alle Probleme des Klubs wird er aber auch nicht lösen. Im Gegenteil: Seoane muss sich sicherlich Fehler ankreiden lasten – beispielsweise zu häufige Systemwechsel oder fragwürdige Personalentscheidungen – viele Baustellen bei der Werkself lagen aber außerhalb seines Verantwortungsbereichs. Mit diesen muss nun auch Alonso leben. Eine undankbare Ausgangslage für das 40-jährige Trainer-Greenhorn.

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Führungsvakuum

Im Sommer 2021 hatten mit den Bender-Zwillingen zwei Führungsspieler den Verein verlassen, ein Jahr später folgte mit Julian Baumgartlinger ein weiterer Wortführer. Dass die Lücke, die die Routiniers hinterlassen haben, nicht gefüllt werden konnte, zeigt sich in der aktuellen Krise. Leverkusen fehlt es an Spielern, die sich gegen den Negativtrend stützen und im Angesicht der Widerstände aufblühen.

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Bezeichnend ist auch der öffentliche Umgang der Mannschaft mit Niederlagen. Immer wieder hieß es in den vergangenen Wochen, dass sich die Spieler aus dem Stadion schlichen und nach der Partie nicht in der Mixed Zone für Stellungnahmen bereitstanden. Eine selbstbewusste Außendarstellung sieht anders aus.

Chancenverwertung

Die Aufgabe eines Trainers ist es, die Mannschaft in eine Position zu bringen, in der sie Tore schießen kann. Den Ball über die Linie drücken müssen die Spieler selbst. Die Leverkusener waren hierbei in den vergangenen Wochen erschreckend schwach, wie auch die Statistiken zeigen. Die Differenz zwischen den Expected Goals der Mannschaft (12,85) und den tatsächlich erzielten Toren (neun) ist laut dem Statistikanbieter ‚Understat‘ die größte in der Liga. Heißt: Bayer hat die schlechteste Chancenverwertung aller Bundesliga-Teams.

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Defensive Böcke

Auch in der Defensive fielen die Spieler der Werkself zuletzt vor allem mit individuellen Fehlern auf. Edmond Tapsoba steht seit Saisonbeginn neben sich, Jonathan Tah hat seine Topform aus der Vorsaison ebenfalls verloren. Am tiefsten in einer persönlichen sportlichen Krise steckt aber Torwart Lukas Hradecky, der in dieser Spielzeit schon mehrmals grob gepatzt und seinem Team somit Punkte gekostet hat.

Unausgeglichener Kader

Auf dem Papier verfügt Bayer über einen Topkader, der in der Sommerpause zurecht gelobt wurde. Bei genauerem Hinsehen weist das Konstrukt aber eklatante Lücken auf. Die Linksverteidiger Mitchell Bakker und Daley Sinkgraven lassen seit geraumer Zeit den Nachweis vermissen, dem Anspruch eines ambitionierten Bundesligisten gewachsen zu sein, weshalb Piero Hincapié zuletzt hinten links gesetzt war. Der gelernte Innenverteidiger bringt aber nicht den gewünschten Offensivdrang mit, was das Spiel des Teams rechtslastig und leicht ausrechenbar macht.

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Auf der Sechs ist Bayer nominell qualitativ und quantitativ gut besetzt, dennoch ist die Besetzung des Mittelfelds eine der größten Baustellen des Kaders. Kerem Demirbay, Exequiel Palacios und Robert Andrich sind eher offensiv ausgerichtet. Charles Aránguiz als einzig defensiv denkendem Spieler fehlt mittlerweile das Tempo, um in der Rückwärtsbewegung effektiv zu sein. Das Resultat: Eklatante Lücken zwischen Abwehr und Mittelfeld, die mit den aktuellen Spielern kaum zu füllen sind.

Aussortierte

Dass Adam Hlozek im Sommer der einzige Spieler war, für den Bayer eine Ablösesumme ausgegeben hat, lag auch daran, dass man Kader-Altlasten nicht loswerden konnte. Nadiem Amiri wurde beispielsweise gesagt, dass nicht mehr mit ihm geplant wird. Nach dem gescheiterten Verkauf wurde der 25-Jährige nun aber bereits achtmal als Joker gebracht, obwohl man von eigentlich Aussortierten kaum noch Leistung erwarten sollte.

Doch Seaone fehlten schlichtweg die Alternativen. Weil sich Amine Adli und Karim Bellarabi verletzten und der ebenfalls im Sommer (und nach wie vor) aussortierte Paulinho nur noch mit seinen Social Media-Aktivitäten abseits des Platzes auffällt.

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