Barça geht All-In für Torres: Toptransfer oder unnötiges Risiko?

von Tristan Bernert
3 min.
Ferran Torres im City-Dress @Maxppp

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Ferran Torres offiziell als Spieler des FC Barcelona vorgestellt wird. Lohnt sich die Investition für die finanzschwachen Katalanen oder hätte Barça sich besser anderweitig nach Verstärkungen umgeschaut? Argumente gibt es für beide Seiten.

Dass der FC Barcelona tief in einer finanziellen Krise steckt, ist Fußball-Europa spätestens seit dem vergangenen Sommer bekannt. Damals gelang es Barça nicht, Klubikone Lionel Messi mit einem neuen Vertrag auszustatten. La Pulga verabschiedete sich unter Tränen, betonte, dass er gerne geblieben wäre und spielt nun trotzdem für Paris St. Germain.

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Sportlich läuft es für die Katalanen seitdem mittelmäßig. In der Liga steht man auf Rang sieben, international muss der Nobelklub nach dem Ausscheiden in der Gruppenphase der Champions League erstmals seit 17 Jahren in der Europa League antreten. Trainer Ronald Koeman wurde frühzeitig entlassen und durch Xavi ersetzt. Auch dem 41-Jährigen fällt es bislang schwer, aus einer Mannschaft mit vielen jungen, teils unbekannten Talenten eine schlagfertige Truppe zu formen.

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Abhilfe könnte nun die Verpflichtung von Ferran Torres schaffen. Der 21-jährige Offensivspieler absolvierte bereits den Medizincheck in Barcelona und kommt für stolze 55 Millionen Euro plus zehn Millionen erfolgsabhängiger Boni von Manchester City ins Camp Nou. Ein aufsehenerregender Transfer mit Pro- und Contra-Argumenten.

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Wie kann sich Barça Torres leisten?

Zunächst jedoch die wichtigste Frage: Wie kann sich Barça Torres überhaupt leisten? Die Ablösesumme für sich allein stellt für die Blaugrana kein allzu großes Problem dar. Mitte des Jahres nahm der Klub einen Kredit über 500 Millionen Euro bei den Investmentbankern von Goldman Sachs auf. Um die finanzielle Last zu verteilen, soll die Ablöse nach FT-Informationen zudem in fünf Raten bezahlt werden.

Komplizierter sieht es in Sachen Gehalt aus. La Liga verfügt über einen Salary Cap, der Barça bereits in der Vergangenheit Sorgen bereitete. Im Sommer konnten die Katalanen ihre Neuzugänge nur registrieren, weil Gerard Piqué und Jordi Alba auf Teile ihres Salärs verzichteten. Auch im Fall Torres wird Barça in die Trickkiste greifen müssen, damit der 21-Jährige für den Spielbetrieb registriert werden kann.

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Laut ‚Goal.com‘ ist es zu erwarten, dass der Neuzugang in seinem ersten halben Jahr bei seinem neuen Klub nur wenig verdienen wird, um die Einhaltung des Salary Caps zu erleichtern. Im Sommer winke dann eine satte Gehaltserhöhung. Zudem sei angedacht, dass Ousmane Dembélé bei seiner wohl bald offiziellen Verlängerung zunächst weniger und ab Sommer dann deutlich mehr verdiene. Zudem versucht Barça, Spieler abzugeben. Unter anderem Philippe Coutinho und Samuel Umtiti stehen auf der Streichliste, nur wenige Spieler gelten als unverkäuflich.

Was gegen einen Transfer spricht

Es wird deutlich: Barça geht finanziell ans Limit, um Torres verpflichten zu können. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Deals kommt zwangsläufig auf. Der Spanier ist zweifelsfrei ein starker Spieler, doch ist er so gut, dass Barça für ihn finanziell All In gehen sollte? Unter City-Trainer Pep Guardiola konnte sich Torres trotz zwischenzeitlicher Hochphasen schließlich nicht nachhaltig durchsetzen.

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Ein weiteres Contra-Argument: Der Torres-Transfer blockiert den Weg für weitere Verpflichtungen. Yusuf Demir (18), ohne Zweifel hochtalentiert, wird zu Rapid Wien zurückgeschickt, da Barça sich die Kaufoption für den Österreicher nicht leisten kann. Mit einer Ablöse von zehn Millionen Euro würde er nur ein Fünftel so viel kosten wie der Man City-Neuzugang. Die Frage, ob mehrere Talente der Marke Demir nicht mittelfristig wertvoller für Barça sind als Torres, drängt sich zwangsläufig auf.

Was für einen Transfer spricht

Die Barça-Verantwortlichen verneinen diese Frage ganz offenbar. Die Gründe für die Sichtweise des Klubs sind durchaus nachvollziehbar. Die aktuelle Mannschaft scheint nicht gut genug, um dem Klub die Qualifikation für die Champions League – und damit wichtige Millioneneinnahmen – zu sichern. Torres wird die Qualität des Teams erhöhen und könnte somit zum wichtigen Faktor im Kampf um die Königsklasse werden.

Zudem wird die Verpflichtung des 22-fachen Nationalspielers für gute Stimmung unter den Fans sorgen. Die Botschaft ist klar: Wir sind noch wer, wir greifen wieder an. Auch in zukünftigen Verhandlungen, sei es nun mit Spielern oder Sponsoren, könnte das wichtig werden.

Ob schlussendlich die Gegner oder Befürworter des Torres-Transfers Recht behalten, wird die Zukunft zeigen. Gute Argumente gibt es schließlich auf beiden Seiten.

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